Planet 86 - Abnett, D: Planet 86 - Embedded
war. Sein Standpunkt, seine Augenhöhe, lag etwa zwanzig Zentimeter höher als gewohnt. Eine kleine, wenn auch bedeutende Abweichung. Es machte ihn seekrank.
Etwa zehn Angestellte besetzten die Serviceschalter. Alle benutzten ein Militärhandy, mit dem sie ID-Broschen scannten und die passgenauen Utensilien aus dem Vorrat heraussuchten. Vom ersten Scan bis zur Bestätigung dauerte es etwa vierzig Sekunden, dann kamen die Ausrüstungssets in ihrer Kunststoffhülle, das Marschgepäck und das Kampfgeschirr das Fließband herab. Körper- und Rumpfpanzer folgten etwas langsamer auf einer elektrischen Schiene; sie schwankten und hüpften wie Skelette in einer Geisterbahn.
Seine Ausstatterin war eine kleine Koreanerin mit einem sarkastischen Lächeln.
»Nestor!«, rief sie und scannte ihn, als er an ihren Schalter trat. »Verdammt, wassen los, Mann?«
»Rüste mich aus, Chin.«
»Werd ich, mein Soldatenjunge. Normalerweise bist du der Erste hier.«
»Bin aufgehalten worden.«
»Verdammt! Du wirst einen für mich killen, richtig hübsch?«
»Bestimmt. Du hast Schutz für mich?«
Sie flatterte etwas mit ausgestreckten Ellbogen, als der ablative/ballistische Körperschutz an der Schiene auf sie zugerattert kam wie Kleider an einem Karussell in der Reinigung.
»Nur den besten Schutz für dich, mein heißer Junge«, sagte sie.
»Du bist ein freeking ® Schatz, Chin.«
»Lass dir den Scheiß da rausnehmen, Nestor, ja?«, sagte sie und zeigte auf seinen Mund. »Das ist nicht gut. Möchte dich so richtig dreckig reden hören.«
»Weiß nich.«
»Die Doks machen das von gleich auf jetzt«, sagte sie. »Du gehst fragen. Braucht so was wie fünf verdammte Minuten.«
»Ich hab mir gedacht, ich behalt es lieber, Chin«, sagte er. »Soll mein Werfer das Reden für mich übernehmen.«
»Du bist ’n knallharter Typ«, verkündete sie.
Er sah knallhart aus. Zehn Minuten später, gestiefelt und gespornt, sah er sein Spiegelbild in den Fenstern der Beobachtungsstation. Die Körperpaneele bauschten seine sowieso schon hohe, kräftige Gestalt zu heroischen Proportionen auf. Der Rückenschutz barg wiederaufladbare Akkus zum Betrieb sämtlicher Funktionen, darunter die integrierte Gelenkstütze, eine externe Servoarmatur, um seinen linken Arm geschnallt, die den M3A-Werfer während ausgedehnter Operationen stützen und stabilisieren sollte. Die träge reagierenden Gelenke surrten jedes Mal leise, wenn er Schulter oder Ellbogen bewegte.
Er kam an den Zerstäubern in der Türöffnung vorbei, die einen feinen Nebel aus Insektenvertilger versprühten.
Team Kilo versammelte sich neben seinem Hopter in der von Stäubchen erfüllten Düsternis des Hangars. Ihre Werfer, PAPs und die Klopfer lagen ausgebreitet auf den Bodenplatten unter dem Schwanzausleger. Der Hopter war bloß einer von achtzehn, die noch einer letzten Überprüfung unterzogen werden mussten, während sich die Besatzung für die Einweisung und das Gebet versammelte. Überall roch es nach Petrochemie und Farbe. Verstärkte Stimmen gaben hallige Anweisungen über den Hangar hinweg, und in der Luft lag das Dröhnen von Motoren, deren Zündung überprüft wurde. Heulende Sirenen warnten vor Frachtträgern, und irgendwo ertönte das pulsierende Jaulen von elektrischen Schraubendrehern, die sechskantige Schrauben in ihre Löcher trieben.
Achtzehn mattgraue Kängurus, in Reih und Glied wie Raketen in einem Silo.
»Schön, dass du auch kommst«, sagte Huckelbery, der Oberfeldwebel, als er auf die Matte hinausging. Alle anderen waren da, abgesehen vom Sergeanten. Cukadel, Stabler, Goran, Jay, Preben, Valdes, Bigmouse, der Rest. Alle lagen auf den Knien oder hatten sich hingehockt, bildeten einen Halbkreis um Huck. Einige richteten immer noch ihren frisch erhaltenen Harnisch oder banden sich die Schuhe neu.
»Wollte euch schon vorausgehen lassen«, sagte er und ließ sich neben Caudel fallen, »hab aber gewusst, dass ihr ohne mich keine fünf Minuten klarkommt.«
»Papperlapapp«, erwiderte der Oberfeldwebel. »Einsatzbesprechung erfolgt in der Luft, allerdings wissen wir bereits, dass es Gunbelt Highway, Eyeburn Hill Junction, ist und damit also mitten rein in die Chose.«
»Aber wir wissen, dass es dort echt zur Sache geht, nicht wahr?«, fragte Valdes.
»Echter geht’s nicht!«, erwiderte Huck. »Geht garantiert hoch her. Das ist kein Rumgefummel. Da kommt es knüppeldick. Ohne Samthandschuhe. Wir gehen voll rein, also wollt ihr rattengesichtigen Arschgeigen mich doch
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