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P.M. Manetti lesen oder Vom Guten Leben

P.M. Manetti lesen oder Vom Guten Leben

Titel: P.M. Manetti lesen oder Vom Guten Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
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Neues. Oh, ich habe eine SMS von Christian.«
    Sie zeigte sie mir: »Muss Sie sehen. Können Sie nach Apt kommen? Christian V.«
    »Apt – das ist tief in der Provence.«
    »Können Sie nach Apt mitkommen?«, fragte mich Nora Nauer.
    »Jetzt?«
    »Wann sonst?«
    »Ich konnte hierher kommen – ich kann auch nach Apt kommen.«
    »Es gibt einen Nachtzug Livorno, Genua, Nizza, Marseille. Elf Uhr ab Livorno.«
    Sie hatte schon den Fahrplan aufgeappt.
    »Gut, dann sind wir morgen um elf Uhr in Apt, mit einem Regionalbus. Christian kann uns dann mit dem Auto abholen. Ich buche die Tickets – Sie bezahlen hier.«
    Eine Viertelstunde später saßen wir samt Gepäck in einem Taxi, das uns zum nächsten Bahnhof brachte.
    Um zehn Uhr dreißig waren wir in Livorno.
    Um halb zwölf tranken wir einen Espresso vom Minibarservice.
    »Haben Sie Ihren Manetti dabei?«, fragte ich.
    »Der wartet in Suvereto auf mich. Ich will ihn ja nachher noch fertig lesen. Wo ist denn Ihr Manetti?«
    »Zu Hause auf dem Büchergestell. Wenn das so weitergeht, werde ich wohl nicht dazu kommen, ihn zu lesen.«
    »Ich habe Christian mitgeteilt, dass wir unterwegs sind.«
    »Ich weiß immer noch nicht, was wir in oder bei Apt sollen. Wie Sie erwähnt haben, hat ja Rita Vischer ihren Manetti in der Wohnung in Suvereto gelesen.«
    »Ja, aber jetzt sagt Christian, dass ihr Manetti sich in Caseneuve befindet.«
    »Und dort war sie nicht mehr, seit sie ihn in Suvereto gelesen hat.«
    »Genau – das ist das Rätsel. Darum fahren wir nach Apt, zehn Kilometer von Caseneuve entfernt.«
    »Sehr gut, und dort schauen wir dann zu dritt diesen Manetti in seinem schönen Schuber an.«
    »Zu viert, Ritas Tochter Jeannine ist auch noch dort.«
    »Am Manetti-Lesen.«
    »Nein, sie hat ihren Vater begleitet.«
    »Jeannine ist Ihre Freundin aus der Gymi-Zeit, die mit den vielen Problemen. Hat sie die immer noch?«
    »Nein, sie ist eine erfolgreiche Umweltwissenschaftlerin, hat einen Job beim Kanton.«
    »So ein Zufall.«
    Wir schwiegen eine Weile. Der Zug rumpelte durch die Nacht. Wir fuhren durch die Cinque Terre, nur leider sahen wir nichts. Viele Tunnels. Dazwischen Sternenhimmel.
    »Hat Christian erwähnt, dass ich ihn kenne?«, bemerkte ich.
    »Ja, er ist froh, dass Sie dabei sind. Woher kennen Sie ihn denn?«
    »Gewerkschaft. Eine Zeit lang trafen wir uns regelmäßig, dann haben wir uns aus den Augen verloren. Er ist ein guter Mensch. Ich glaube nicht, dass Rita mit ihm ein Spielchen spielt. Wahrscheinlich taucht sie bald wieder auf und kann alles erklären.«
    »Das hoffe ich auch. Ich rufe jetzt Marcel Lüthis Freundin noch mal an, sicher hat sie die Nummer seiner ehemaligen Freundin.«
    »Ist es nicht etwas spät?«
    »Es ist dringend.«
    Sie rief schon an. Sie erreichte seine aktuelle Freundin und redete eine Weile. Lüthis Freundin schien froh zu sein, mit jemandem reden zu können.
    »Sie hat mit der Psychiaterin geredet. Es scheint etwas mit Paranoia zu tun zu haben, akuten Angstzuständen. Er warschon länger komisch. Nun rufe ich seine Ex-Freundin an.«
    Das iPhone gab sich alle Mühe, piepste und schnurrte, aber natürlich war diese Freundin nicht erreichbar.
    »War das das Festnetz?«
    »Ja, jetzt kommt das Mobil.«
    Aber auch da war nichts zu machen.
    »Nicht erreichbar. Keine Combox, nichts.«
    »Naja, das heißt noch gar nichts. Eigentlich müsste man ihren Arbeitgeber anrufen.«
    »Stimmt! Ich Idiotin!«
    Nun rief sie wieder die aktuelle Freundin an. Ich hörte, wie sie »N2M3« wiederholte und Nummern eintippte.
    »Sie arbeitete bei einem Architekturbüro. Ich checke ihre Website. Ihr Name ist nicht unter den Angestellten aufgeführt. Morgen rufe ich noch an. Wir haben also noch keine Theorie.«
    »Nein – aber wir geben nicht auf. Sicher wurden Ihnen noch andere Interviewpartner vorgeschlagen – von irgendwem.«
    »Drei oder vier, entweder haben sie abgelehnt oder waren nicht erreichbar. Warten Sie, dieser Bruno Egli, seine Nummer habe ich noch.«
    Sie telefonierte wieder.
    Offensichtlich ging jemand ran. Nora Nauer wurde ernst, sie sagte Dinge wie: »Tut mir leid.« »Ich verstehe.« »Seit Juli. Ohne Adresse.« »Ich versuche mein Bestes.« »Geben Sie nicht auf, Frau Egli.«
    »Ist auch weg«, fasste Nora Nauer zusammen, »er ging auf eine Geschäftsreise nach Deutschland und ist nicht mehr zurückgekehrt. Immerhin hat er noch eine SMS verschickt, bevor er alle Kontakte abgebrochen hat: ›Alles wird gut.‹«
    »Das wissen wir ja schon. Aber

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