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P.M. Manetti lesen oder Vom Guten Leben

P.M. Manetti lesen oder Vom Guten Leben

Titel: P.M. Manetti lesen oder Vom Guten Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
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in den Norden, nach Schweden? Gab es irgendwo ein Lager für angelockte Manetti-Leser? Ein Massengrab?
    Was genau hatte sie dazu gebracht, die Nummer anzurufen? Ich musste den Band 11 noch einmal genauer durchgehen. Wenn es überhaupt um den Band ging. Logischer wäre es, wenn der Band 12 die Lösung des Rätsels enthielte.
    Oder sie lag eben in den Lücken.
    Ein Blitz schlug so nahe ein, dass ich erschrocken das Fenster schloss.
    Ich schaute mich im Zimmer um: gelbe Tapeten, ein breites Bett mit dickem Duvet, ein Perserteppich auf einem polierten, dunklen Parkettboden, eine schmale Tür zu einem kleinen Badezimmer mit Dusche, WC und Lavabo. Seifen, Lotionenund Shampoos, alle biologisch, lagen bereit. Neben dem Fenster ein kleines Tischchen, zwei Sessel, in der Wandnische gegenüber war ein Bücherregal eingelassen. Es enthielt nur drei Bücher: Uwe Tellkamp,
Der Turm
, 2008, Max Frisch,
Montauk
, 1975, Otto Lühndorf,
Wandern in Mecklenburg
, 2002.
    Ich schlug das Wanderbuch auf: Da gab es die Fernwanderwege Berlin–Kopenhagen und Rügen–Hamburg. Fotos von Flüssen, Seen, Schlössern, romantischen Städtchen und Dörfern. Ich befand mich in der Mecklenburgischen Schweiz. Verschiedenste Routen mit Stundenangabe. Viele Fahrradwege. Günstige Pensionen, lauschige Campingplätze. Gelbe Rapsfelder. Menschen in Kanus. Kinder am Sandstrand.
    Ich legte mich aufs Bett und las weiter im Wanderbuch. Ich döste ein.
    Es klopfte an der Tür.
    »Paul!«
    Verwirrt schoss ich auf. Zehn nach acht!
    »Paul, möchtest du zum Apéro kommen?«
    Es war die Stimme von Thomas.
    »Einen Moment, komme gleich hinunter!«

17.
    Der Apéro fand in einem Salon statt, der sich zu einem Wintergarten auf der Seeseite des Gutshauses öffnete. Das Gewitter war in einen stetigen Landregen übergegangen. Kerzen und Kronleuchter erhellten den Raum.
    Etwa zehn Personen in hellen Kleidern standen und saßen mit Gläsern in der Hand herum. Auf einem Buffet lagen silberne Platten mit allerlei Häppchen.
    Die Lutzens und Douglas saßen zusammen, Geri und Claire standen eng beisammen in einer Ecke des Wintergartens, Thomas sprach mit einer Gruppe ergrauter Menschen. Ich nickte der Hausherrin zu und gesellte mich dann zu Thomas. Unterwegs griff ich mir ein Glas Weißwein.
    Alma Sandström war eine eher beleibte Frau mit Bubikopf,roten Lippen, rundem Gesicht. Sie steckte in einem langen beigefarbenen Kleid und trug eine dicke Bernsteinkette.
    Ihr Begleiter, Fred Adams, war ein hagerer, großer Mann mit einem kleinen Kopf und einem dichten grauen Haarschopf – er erinnerte mich an Samuel Beckett. Er trug ein eierschalenweißes Jackett und graue Hosen.
    Der Dritte hieß Michael Röhn, war eher zierlich, trug eine blaugerandete Brille und kurzgeschnittenes Haar. Dazu kamen ein graues Seidenhemd, eine enge anthrazitfarbene Hose, spitze Schuhe.
    Sie sprachen über Galerien, Museen, Ausstellungen, Preise und Auktionen. Alles auf Englisch.
    »Finden Sie nicht auch, dass Duchamp überbewertet ist?«, fragte mich Fred von weit oben herab.
    »Nun, Duchamp ist Duchamp«, sagte ich.
    Er nickte und schrieb mich als Gesprächspartner ab.
    Ich hatte wirklich keine Ahnung, wovon die vier überhaupt sprachen. Ich wusste nichts vom aktuellen Kunstgeschäft – in Wahrheit auch nichts von Kunst im Allgemeinen. Es wurden hier Verschiebungen von Millionen von Euros besprochen. Eine große Ausstellung in New York schien sie besonders zu beschäftigen. Damian Hurst wurde erwähnt. Elsas Name fiel. Offenbar war sie dabei, Objekte zu verkaufen.
    Ich holte mir ein Fischrogenbrötchen und füllte Weißwein nach. Es war ein ausgezeichneter Chardonnay.
    »Gerd Harry Lübcke wird dich kontaktieren«, sagte Fred gerade zu Michael.
    Alma Sandström erbarmte sich meiner und empfahl mir einen Besuch in der Galerie Substitut in Berlin, wo junge Schweizer Künstler ausstellten.
    »Elsa hat sich wirklich für junge Künstler eingesetzt«, erklärte sie, »es begann damals mit Pippilotti Rist, Signer, Fischli und Weiß, Hirschhorn. Aber jetzt ist da eine ganz neue Generation. Urs Fischer, Christoph Draeger. Installationen. Einige arbeiten viel mit Computern und auch Fotografie. Ich schaue mich um, was ich in Stockholm tun kann.«
    »Wo ist denn eigentlich Elsa gerade?«, fragte ich mal.
    Sie wich leicht zurück. »Oh, das wissen wir nicht. New York, Paris, Rio? Vor ein paar Tagen war sie noch hier in Berlin.« Die anderen drei redeten inzwischen auf Englisch weiter.
    Thomas warf mir leidende

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