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Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Titel: Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann! Lexikon
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abträgt, sind die Blaufüchse in der Überzahl.
    Schneehasen: Mümmelmänner mit Gemeinschaftssinn
    Mit seinem hasentypischen Blickfeld von fast 360 Grad, den beweglichen Löffeln und den extrem langen, schneeschuhartigen Hinterpfoten vermag der Schneehase (
Lepus timidus
) seinen Fressfeinden oft zu entkommen. Ungewöhnlich für die sonst einzelgängerischen Hasen: In der Arktis hocken oft über 100 Tiere beieinander, damit sie Raubtiere rascher entdecken und verwirren können.
    © shutterstock.com/Peter Wey
    Schneehase im Sommerfell
    Weiß oder braun, je nach Temperatur
    Mittelgroße Säuger wie Schneehasen haben es in extremen Lebensräumen wie der arktischen Tundra besonders schwer: Sie sind zu groß, um Gänge im Schnee anzulegen, und zu klein, um sich gegen Wölfe oder Füchse zur Wehr zu setzen. Deshalb färben sich Schneehasen zweimal jährlich zur Tarnung um. Im Sommer sind sie mit ihrem grau-, rot- und gelbbraunen Fell ebenso schwer zu erkennen wie im Winter mit ihrem weißen Pelz. Dieser hält zudem die Körperwärme etwa 25 % besser als die Sommertracht, da er dichter ist und die einzelnen Haare statt Pigmenten gut isolierende Luft enthalten. Die Ohrenspitzen bleiben ganzjährig schwarz und dienen als Signale für Artgenossen. Die Ohren selbst sind deutlich kürzer als beiden südlichen Verwandten, um Wärmeverluste zu reduzieren. Die Haare an den Hinterpfoten, auf deren Pflege sie einen großen Teil ihrer Ruhezeit verwenden, sind besonders lang und steif und die Zehen können weit abgespreizt werden, so dass die Tiere auf Schnee und Eis schneller vorankommen als Feldhasen (
Lepus europaeus
).
    Schneehase
Lepus timidus
    Klasse Säugetiere
    Ordnung Hasentiere
    Familie Hasen
    Verbreitung nördliches Eurasien: Skandinavien, Schottland, Irland, Alpenraum, Baltikum, Osteuropa, Sibirien bis in die Mongolei, Nordchina, Nordjapan (Hokkaido)
    Maße Kopf-Rumpf-Länge: 40–60 cm
    Gewicht 3–5,5 kg
    Nahrung Gräser, Kräuter, Heidekraut, Zweige, Rinde
    Geschlechtsreife mit 9–11 Monaten
    Tragzeit 50 Tage
    Zahl der Jungen 2–5, selten bis 12
    Höchstalter 8 Jahre
    In Tundra, Wald und Moor
    Schneehasen leben auch in lockeren Mischwäldern, Zirbelkieferdickungen, Mooren oder Schilf- und Gestrüppzonen an Flussufern zwischen dem 50. und 77. Breitengrad. In Mitteleuropa sind sie seit dem Rückzug der eiszeitlichen Gletscher, vor allem aber seit den mittelalterlichen Waldrodungen vom Feldhasen nach Norden bzw. in die alpine Zone verdrängt worden. Ihr amerikanischer Verwandter wird oft als separate Art geführt: Der Nordamerika-Schneehase oder Arktishase (
Lepus arcticus
) wird bis zu 5,5 kg schwer und ist damit der größte Hase. Da im nordamerikanischen Taigagürtel der nicht näher verwandte Schneeschuhhase (
Lepus americanus
) zu Hause ist, streift der Arktishase in Kanada und Alaska durch offenes Gelände.
    Die Schneehasen zieht es im Winter oft auf Höhenzüge mit flacher Schneedecke. Beim Fressen drehen sie dem Wind den Rücken zu; wenn er zu stark wird, suchen sie Deckung neben Felsen oder ducken sich in selbst gegrabene Schneekuhlen. Ihre Winterkost besteht aus der Rinde und den dünnen Zweigen von Birken, Espen, Weiden, Hasel- und Beerensträuchern. Im Sommer fressen sie Kräuter wie Löwenzahn, Gänseblümchen und Thymian sowie Beeren und Gräser. In Schottland nehmen die Nahrungsopportunisten viel Heidekraut zu sich, in Irland sogar Meeresalgen.
    Je nördlicher, desto größer
    Schneehasen sind Musterbeispiele für die sog. Bergmann’sche Regel, der zufolge die Exemplare einer Art im Durchschnitt umso größer sind, je kälter ihr Lebensraum ist. An der Schädellänge lässt sich dieses Nord-Süd-Gefälle gut ablesen: In Schottland sind es nur 70 mm, auf der japanischen Insel Hokkaido 80 mm und in Nordsibirien sowie Nordwestalaska sogar 87,5 mm. Der Grund dafür ist nicht ganz klar. Zwar haben größere Tiere eine relativ kleinere Oberfläche und können daher ihre Körpertemperatur leichter aufrechterhalten, aber ein dickeres Fell oder Ähnliches würde mit geringerem Aufwand denselben Zweck erfüllen. Vielleicht wachsen die Tiere im Norden langsamer; sie werden dort jedenfalls später geschlechtsreif.
    Vorsichtige »Rabenmütter«
    Auch die Zahl und Größe der Würfe hängt vom Klima ab. Während Alpenschneehasen zwei- bis dreimal im Jahr je zwei bis drei Junge bekommen, werfen die Häsinnen in Jakutien nur einmal, dann aber im Mittel sieben, maximal zwölf Junge. Darin folgen sie ebenfalls einer

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