Polifazios Vermächtnis (German Edition)
Mauerrest, an dem er lehnte, etwas rascheln. Erschrocken zuckte er kurz zusammen und hieß Mugel nicht mehr zu sprechen. Dieser sah gebannt auf Himbi. Langsam schlich dieser um die Mauer herum. Gerade, als er seinen Kopf um die Ecke steckte, kam ein überaus glücklich aussehender grauer Fleischberg hinter der Mauer hervorgeprescht. Überglücklich stürzte er sich auf Himbi und warf diesen zu Boden. Mugel stand lachend auf und lief breit grinsend zu den beiden herüber. Als Bruno Mugel sah, da ließ er von Himbi ab und stürzte diesen ebenfalls zu Boden. Voller Freude rannte er immer wieder von einem zum anderen und schlabberte deren Gesichter mit seiner borstigen rauen Zunge ab. Die beiden Freunde waren mindestens genauso glücklich, Bruno wieder gefunden zu haben. Sie hatten befürchtet, die Skelette hätten ihm etwas Schreckliches angetan. Doch offenbar war er ihnen entkommen und hatte sich hier in den Ruinen des Turmes versteckt.
„So, jetzt ist aber gut Bruno! Wir freuen uns doch auch dich zu sehen!“ sagte Himbi und richtete sich wieder auf.
Völlig erschöpft saß Bruno wie ein Hund auf seinem Po. Seine Zunge hing schlaff aus seinem Mund heraus.
„ Wie bist du bloß den Skeletten entkommen?“, fragte ihn Mugel und streichelte ihm über den Kopf.
„ Dann sind wir jetzt ja wieder vollständig!“, schlussfolgerte Himbi und stand auf.
Langsam bereiteten die beiden Freund sich auf die Nacht vor. Sie richteten sich ein gemütliches Lager ein und entfachten ein kleines Feuer zum Kochen. Endlich war auch genügend Zeit, um sich um die vielen kleineren und größeren Wunden zu kümmern, die sie in den Gewölben der Burg davongetragen hatten. Besorgt sah sich Mugel Himbis Wunde am linken Arm an.
„Das sieht gar nicht gut aus. Der Schnitt ist zwar sauber, aber sehr tief. Das werde ich nähen müssen.“ sagte er ernst.
Himbi nickte bloß und drehte dann seinen Kopf zur Seite, da er nicht dabei zusehen konnte, wie ihm Nadeln durch seine eigene Haut gesteckt wurden. Mugel holte das Verbandszeug aus Himbis Rucksack und begann vorsichtig mit seiner Arbeit. Mugel war sehr geschickt, was handwerkliche Dinge anbelangte, und so war er recht zügig mit dem Nähen der Wunde fertig. Es ging sogar so schnell, dass Himbi fast gar nichts von den Nadelstichen spürte.
„Danke“, sagte er, als Mugel fertig war.
„ Nein mein Freund, ich habe mich zu bedanken! Dafür war noch gar keine Gelegenheit. Wenn du mich nicht befreit hättest, dann hätte mich dieser Irre glatt seinem dunklen Fürsten geopfert. Und die Frau wäre dann auch nicht mehr am Leben. Du bist wirklich ein wahrer Freund!“
„ Ach Mugel, du hättest doch bestimmt das gleiche für mich getan. Und außerdem denke ich, dass wir einfach nur unverschämtes Glück hatten. Stell dir nur mal vor die Frau, hätte uns nicht vor den Skeletten gerettet!“ antwortete Himbi verlegen.
„ Wie dem auch sei! Es wird bald dunkel und ich habe einen Bärenhunger! Ich werde uns jetzt erst einmal was Leckeres zu essen kochen. Ich hoffe, wir haben noch etwas da. Unsere ganzen Sachen liegen noch in der Burg. Hätten wir Bruno doch bloß nicht abgeladen, dann könnte ich jetzt ein Festmahl zaubern.“ sagte Mugel und fing an in Himbis Rucksack zu kramen.
Dabei fand er die letzte Flasche Wein, die trotz der ganzen Strapazen nicht kaputt gegangen war.
„Hey sieh mal, was Anständiges zu trinken haben wir zumindest schon mal!“ lachte er und kramte weiter.
Doch die Ausbeute fiel eher kärglich aus. Das Einzige, was er fand, war ein halbes, vertrocknetes Brot, ein wenig Trockenfleisch und Trockenkäse.
„Na ja, immer noch besser als gar nichts. Heute wird uns alles schmecken!“ Munterte Himbi den enttäuscht drein Guckenden Mugel auf.
Die Nacht brach herein und ein sternenklarer Himmel zog auf. Die beiden lagen auf dem Rücken nebeneinander und hatten ihre Köpfe auf dem Bauch von Bruno gebettet. Dieser war immer noch so froh, wieder bei seinen Herren zu sein, dass er gar nicht mehr von ihrer Seite weichen wollte. Himbi starrte in den wunderschönen klaren Himmel. Hin und wieder konnte man große Sternschnuppen sehen, die am Firmament vorbeirasten. In diesem Moment merkte er zum ersten Mal seit langer Zeit wieder dieses riesige, klaffende Loch in seinem Herzen, dass Iria und sein Vater hinterlassen hatten. Die Erinnerungen, an die vergangen Tage schnürten, ihm die Kehle zu. Die beiden fehlten ihm mehr denn je. Mugel konnte
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