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PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen

PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen

Titel: PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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Wachtwelt des Widerstands, herrschte deshalb Alarmzustand. Draupadi rechnete jederzeit mit einem Angriff der Harmonie. Bisher zog das Reich seine Flotten in der Nähe der bekannten Anomalie zusammen. Nichts hinderte sie, nach Jyrescabat zu kommen. Wenn die Albträume tatsächlich etwas mit TANEDRAR zu tun hatten, brauchten die Harmonischen nicht einmal Spione, die den Standort des Palasts und der Wachtwelt ausfindig machten. Die Superintelligenz fand den Ort gewiss auch auf paramentalem Weg.
    Der Servo meldete sich. »Es ist Zeit. Dein Fahrzeug wartet schon.«
    Draupadi berührte die Nasenspitze seiner Maske als Geste der Zustimmung.
    Treffpunkt war diesmal das 50. Habitat, weil es in der Mitte des Dschungelareals lag und von allen Habitaten aus in ungefähr derselben Zeit zu erreichen war. Die Habitate bildeten ein netzähnliches Muster, das kluge Architekten entworfen hatten. Ohne Ausnahme handelte es sich um Nadeltürme, die zur Hälfte im Boden steckten. Ihre Oberflächenbeschichtung ähnelte dem Rindenmuster der Bäume.
    Technische Außenanlagen existierten keine oder lagen weitab der getarnten Nadeln unter der dicken Moosschicht des Waldbodens. Entsprechend hatten die Jyrescao den Untergrund verkabelt.
    Das alles diente dem Schutz vor Entdeckung und damit vor den Nachstellungen durch die Harmonischen. Die Widerstandsbewegung existierte nur deshalb noch, weil ihre Bastionen so gut wie nie entdeckt worden waren.
    Merveres Draupadi verließ seine Wohnung und machte sich auf den Weg zur Schleuse. Ein leises Summen begleitete ihn.
    Tief im Keller der Nadel arbeiteten Maschinen. Sie hoben die Nadel ein Stück an, zwei Stockwerke ungefähr. So viel war sie seit ihrer Errichtung in den weichen Boden gesunken.
    Der Gleiter wartete dicht an der Schleuse. Draupadi stieg in das leere Fahrzeug und setzte sich in einen Sessel nahe der Tür.
    Der Automat hieß ihn willkommen. »Die Gegend ist sicher. Keine Karawanen, keine Segler, nicht einmal Fußgänger.«
    »Wir bleiben unterhalb des Blätterdachs«, entschied der Jyresca.
    Es verlängerte die Flugdauer um das Dreifache, ein Umstand, den er in Kauf nahm. Je unauffälliger sie agierten, desto länger entgingen sie einer Entdeckung durch Harmonische. Jedes andere Handeln hätte die Existenz des Widerstands gefährdet und die Flotten des Reiches erst recht nach Jyrescabat gelotst.
    Ohne Sholoubwas Gerätschaften hätte es in Escalian längst keinen organisierten Widerstand mehr gegeben, und die Jagd auf angebliche Feinde des Friedens hätte sich längst zu einer blutigen Verfolgungsjagd ausgewachsen.
    Draupadi fragte sich, woher das Reich der Harmonie seine moralische Legitimation nahm. Es bedrohte Angehörige des eigenen Volkes mit dem Tod, nur weil sie anders waren, weil sie keine Affinität zu den Splittern TANEDRARS besaßen. Der Riss ging mitten durch die Familien. Wissenschaftler des Widerstands suchten galaxisweit nach Antworten auf die Fragen zu diesem Thema.
    Angehörige aller Völker wurden durch Geburt zu Ausgestoßenen. Lag es an ihren Genen? Las TANEDRAR ihr Schicksal und sparte sie deswegen aus? Wäre für die Zuweisung womöglich der jeweils abwesende Teil der Superintelligenz verantwortlich gewesen? Oder war alles nur ein schreckliches Versehen?
    Merveres Draupadi warf einen prüfenden Blick auf den Bildschirm. In den dichten Süddschungel von Jyrescabat verirrte sich höchst selten jemand. Das Halbdunkel draußen ließ nicht viel erkennen. Der Gleiter suchte sich mit seinem Infrarotmesser den Weg durch das Unterholz. Hoch über ihm wölbte sich das Blätterdach des Urwalds.
    »Ich orte ein Luftschiff der Einheimischen«, meldete der Automat. »Es kreuzt unsere Bahn.«
    »Wie hoch?«
    »Viermal weiter entfernt als die Wipfel der Bäume.«
    »Das ist gut. Gib Bescheid, sobald es tiefer sinkt.«
    Jyrescabat trug eine Zivilisation im Vorstadium des technischen Zeitalters. Die vierarmigen Humanoiden kannten Metalle, aber noch keine Legierungen. Ihre Jagdwaffen fertigten sie aus dem Hartholz einer bestimmten Baumart. Diese Wesen bauten wendige, schnelle Schiffe, mit denen sie die Ozeane befuhren. An bestimmten Knotenpunkten von Handelsrouten unterhielten sie mitten auf hoher See schwimmende Plattformen mit Proviantlagern.
    In jüngster Zeit eroberten sie den Luftraum für sich. Die Gondeln unter den Ballonriesen ähnelten den Schiffen, waren allerdings aus deutlich leichterem Holz gefertigt. Die Ballone füllten sie mit Gas, das die Jyrescabater aus einer

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