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PR 2696 – Delorian

PR 2696 – Delorian

Titel: PR 2696 – Delorian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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geschehen würde, was geschah. Denn das gehörte zur Großen Zeitschleife wie alles andere. Der greise Chronist wusste es ebenfalls. Aber erst das herausfordernde Lachen des Alten verriet Delorian, wer ihm die Sichtweise QIN SHIS übermittelte.
    Irgendwo im Leerraum zwischen den Galaxien, auf der Suche nach den geflohenen und seitdem verschollenen Vier, begegnete QIN SHI einer anderen Entität. Sie vereinte eine ähnliche große Machtfülle in sich, wie sie auch in QIN SHI präsent war, und sie nannte sich Peregrin. Womöglich war es nur Neugierde auf den anderen, die QIN SHI dem Zwang trotzen ließ, über den anderen herzufallen und ihn in sich aufzunehmen. Er hoffte aber auch, die anderen wiederzufinden.
    Gemeinsam durchstreiften die beiden Geisteswesen etliche Galaxien, besuchten bewohnte Planeten und tauschten Wissen aus. QIN SHI musste sich dabei stets zurückhalten, um seine Gier und Fresslust vor dem anderen zu verbergen.
    Delorian wusste natürlich, dass Peregrin – kein anderer als ES – den Herrn der Gesichter durchschaute. ES hatte jedenfalls keine Mühe, die gestohlenen und in QIN SHI vereinten Bewusstseine zurückzuholen.
    ES hielt QIN SHI unauffällig unter Beobachtung, weil er weiterhin eine Bedrohung für sein Umfeld darstellte.
    Der Chronist registrierte einen Eindruck von der Gedankenwelt der schwachen jungen Superintelligenz.
    Und von diesem Zeitpunkt an war Delorian wie elektrisiert.
    Er hatte es gewusst, schon damals, als er seinen Plan erstmals durchgedacht hatte. Er hatte gewusst, dass der Tag kommen würde, an dem das alles Gestalt annahm. Nun war dieser Tag da. QIN SHI war ihm ähnlich, zumindest ähnelten sich ihre Vorhaben.
    »Es ist gut, wenn auch andere so denken wie ich.«
    Der Greis antwortete ihm nicht. Delorian überging das mit einem Achselzucken. Es war ihm egal.
    QIN SHI beabsichtigte, sich dem Zugriff der Hohen Mächte zu entziehen. Das wusste Delorian nicht nur aus der Erinnerung, sondern er nahm es deutlich genug in diesen Tagen und Wochen selbst wahr. Er erlebte es wie alles, was er zuvor nur wusste.
    QIN SHIS Vorhaben baute auf einer Vorliebe des Volkes auf, das ihn geschaffen hatte. Die Oraccameo konstruierten Miniaturuniversen, und QIN SHI spielte mit dem Gedanken, ein eigenes Universum zu schaffen, auf das die Hohen Mächte keinen Zugriff haben würden.
    Ein eigenes Universum ...
    »Ich spüre deine Begeisterung«, meldete sich der Alte wieder einmal. »Aber dieser Überschwang ist gefährlich. Er hindert dich am Nachdenken.«
    Ach was!, dachte Delorian intensiv. Ich weiß, was ich will und warum ich es will. Ich werde QIN SHIS Vorarbeit für mich nutzen.
    »Das Risiko ...?«
    Du bist alt und zögerlich, nimm dir die Jugend zum Vorbild. Ich sage dir, Alter, der Erfolg ist das damit verbundene Risiko wert! Ein eigenes Universum ...
    Delorian hatte ohnehin längst schon begonnen, die für QIN SHI später wichtig werdenden Völker zu beobachten: neben Xylthen und Badakk vor allem die Sayporaner und die Mosaikintelligenz der Spenta.
    In der weit entfernten Heimatgalaxis hatte unterdessen der Aufstieg der Ersten Menschheit und ihr Weg in den Weltraum begonnen. In einem gewaltigen Krieg wurde sie von den Halutern besiegt und nach Andromeda vertrieben. Aus den Zurückbleibenden entwickelten sich Akonen und Arkoniden und einige andere Völker.
    In Escalian fand schließlich die Vereinigung der vier geflohenen Entitäten statt. Aus TAFALLA, NETBURA, DRANAT und ARDEN entstand TANEDRAR.
     
    *
     
    Achtzehn Millionen Jahre, das hatte für Delorian anfangs, als er das Wissen des Chronisten erhalten hatte, nach einer kleinen Ewigkeit geklungen. Sogar noch zu dem Zeitpunkt, als er Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart erstmals gleichberechtigt vor sich gesehen hatte. Jederzeit hätte er zu jedem beliebigen Termin der Großen Zeitschleife sagen können, was sich ereignete.
    Aber nicht das Wissen allein faszinierte den Chronisten, sondern der Drang, alles mitzuerleben. Dabei zu sein, wenn Völker sich von ihren Welten erhoben, ihrer Sehnsucht folgten und den Raum eroberten. Ebenso zu beobachten, wie sie ihre Existenz sicherten – oder kläglich scheiterten.
    Alles, was Delorian sah, fand Eingang in die Zeittafeln von Amringhar, die er akribisch verwaltete.
    Das Ende des ihm bekannten Zeitraums rückte näher. Immer schon hatte Delorian gewusst, dass ihm eines Tages die Zeit knapp werden würde. Bald mussten sich für ihn die Ereignisse überstürzen.
    Das Jahr 5361 vor Christus brach an

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