PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion
ist schon ziemlich durcheinander, Mr Smalya.« Ich steckte die Pistole wieder in den Holster. Mauloch Smalya betrachtete mich lange und schweigend. Er stand auf, ging zum Tresor, öffnete ihn und holte die Gazini-Smaragde heraus.
Er musste ein Zeichen gegeben haben, das ich nicht wahrgenommen hatte, denn plötzlich erhob sich aus dem Boden eine Tischplatte. Smalya setzte sich wieder und legte die Gazini-Smaragde auf die glatte Oberfläche. In das Bild, das die Dreiergruppe inmitten der Libellenvögel zeigte, kam eine neue Bewegung. Es war, als versuchten die durchsichtigen Flugwesen, aus dem Bild zu entkommen. Der Firnis des Bildes spannte sich wie eine Frischhaltefolie, die Vögel flogen dagegen an, endlich platzte die Folie und löste sich auf. Je näher sie uns kamen, desto kleiner wurden sie. Als sie endlich die Smaragde erreicht hatten, waren sie so klein wie Glühwürmchen.
Es mochten acht oder zehn von ihnen sein. Sie umschwirrten die Smaragde schneller und schneller, hinterließen feine Leuchtspuren dabei, die immer länger sichtbar blieben, Kondensstreifen aus Licht. Nach und nach sponnen sie die Gazini-Smaragde ein in einen schimmernden Kokon. Dann landeten sie auf der Tischplatte, krochen aufeinander zu und erlahmten.
Der Kokon glühte auf und erlosch. Vor mir lagen die Gazini-Smaragde, in Dutzende Einzelsteine zerlegt. Smalya sortierte sie und wählte einen der Smaragde aus, groß wie ein Daumennagel. Er hielt ihn mir vor die Augen. »Das«, sagte er, »ist das zentrale Steuerelement, der Paramental-Generator. Es wäre zu kompliziert, Ihnen die Wirkungsweise der einzelnen Elemente zu erläutern. Die Gazini-Smaragde sind eine hochkomplexe Funktionseinheit mit etlichen autogenerativen Routinen.«
»Aha«, sagte ich hilflos.
Smalya fabrizierte eine Art Lächeln. »Glauben Sie mir, so ganz verstehe ich es auch nicht. Ich verstehe es nicht, weil das Ganze so gemacht ist, dass ich es nicht verstehe. Dass kein lebendes Wesen es versteht oder verstehen kann.«
Ich starrte ihn an wie einen Käfer.
Er sagte: »Stellen Sie sich vor, Sie sollten einen Schatz hüten. Sie verbergen den Schatz in einer Höhle. Sie verschließen die Höhle mit einem Zahlenschloss. Um es zu öffnen, braucht man die richtige Kombination. Nun wissen Sie aber, dass es Maschinen gibt, die nichts anderes tun, als mögliche Kombinationen durchzuzählen. Hunderttausende von möglichen Kombinationen im Bruchteil einer Sekunde. Sie wissen, dass sich viele dieser Rechenmaschinen an die Arbeit machen werden. Ein Schwarm von Maschinen. Was würden Sie tun, um diesen Maschinen das Leben schwer zu machen?«
Meine Zeit drängte, und ich fühlte mich unwohl. Ich kam nicht voran. Dennoch reizte mich das Problem. Ich dachte nach. »Ich würde etwas ins Schloss einbauen, was sich nicht berechnen Iässt.«
»Was lässt sich nicht berechnen?«
»Vieles: Zufälle. Gefühle. Träume. Rätsel. Man müsste Träume, Emotionen, Wortspiele in dieses Schloss einspeisen.«
»Genau«, sagte Smalya. »Es müsste etwas Lebendiges ins Schloss, um den Schatz zu schützen.«
»Und diese Gazini-Smaragde sind der Schatz?«
»Aber nein«, sagte er. »Sie sind das Schloss. Der Hüter. Das Gazini-Verteidigungssystem ist eine Art lebender Schild, vereinfacht gesagt. Ein sechsdimensionaler Schild, in dem sich ununterbrochen hochkomplexe Rechenoperationen mit mentalen Impulsen zu einer inkalkulablen Textur verweben.«
»Noch einmal im Klartext, bitte.«
Smalya brachte ein Geräusch hervor, das ich als Seufzen deutete: »Irgendwann brechen Vereinfachungen in Verfälschungen um. Aber gut, ich will es versuchen: Stellen Sie sich vor, Sie treten mit Ihrer Pistole gegen einen Ritter an. Der Ritter führt kein Schwert, nur einen Schild. Einen durchaus kleinen Schild. Sie feuern. Die Kugel trifft den Schild und...«
»Und ich ziele besser und treffe ...«
»... nichts als den Schild, denn der Schild, obwohl er klein und handlich ist, ist immer da, wo die Kugel ist - ganz so, als würde nicht der Ritter den Schild führen, sondern die Kugel. Wohin immer die Kugel fliegt, ist der Schild. Nicht nur das: Je nach Beschaffenheit der Kugel wird sie vom Schirm aufgenommen, eingegliedert, stärkt ihn; oder aber sie prallt vom Schirm ab und schlägt in Ihre Pistole ein.«
»Ein unbesiegbarer Ritter«, schloss ich.
»Leider nein.« Er spielte mit dem einen Gazini-Smaragd, legte ihn sich von der einen Doppelhandhälfte in die andere. »Alles hängt von der zentralen Schnittstelle
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