PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion
muss man das Sinnlose wenigstens versucht haben, sonst stünde der Raum des Gewissens leer.«
Der Mann sah die Maschine erstaunt an. »Du hättest ein Gewissen?«
»Natürlich nicht«, sagte die Maschine, »aber ich denke darüber nach, mir eines zu konstruieren.«
Sakister Liebchen:
Vor der Schlacht
Sakister Liebchen, die Stimme des Roten Imperiums und eines der vier Liebchen-Geschwister, schloss den Gürtel um seinen Hausmantel, über dessen Projektionsflächen lange Haarschöpfe und aufgelöste Frisuren zu wirbeln schienen. Wenn er in die riesigen Blütenkelche der Spiegelrosen sah, meinte er, Frauenköpfe sich an seinen Leib drängen und von ihm naschen zu sehen.
Sein Konsum an jungen, femininen Leibern war legendär, sein Einfallsreichtum in Sachen Orgien sprichwörtlich, seine Diskretion weckte Respekt. Er seufzte wohlig bei dem Gedanken an das Image, das er sich im Laufe der Jahre aufgebaut hatte. Er hatte schon früh mit Frauen geschlafen, hin und wieder - um nichts auszulassen - auch mit Männern.
Seine Abneigung gegen körperliche Berührung war Mal um Mal gewachsen. Der Geruch von Haut und Haar widerte ihn an, die tranige Konsistenz von Körperflüssigkeiten ekelte ihn.
Diese unartikulierten Geräusche. Dieses Ächzen und Stampfen von bloßen Körpern in Betrieb.
Eine Weile lang hatte er überlegt, ob er die defekten Areale in seinem Hirn reparieren lassen sollte, die so kläglich bei ihrer Aufgabe versagten, beim Anblick triefender Scheiden und milchender Brüste auf lustvolle Erregung zu schalten.
Er hatte davon Abstand genommen. Er lebte keusch und ließ sein Liebesleben von der eigenen Hauspropaganda ausdenken und bebildern. Bei Bedarf schmuggelte seine Quantronik den Journalistenkollegen ein paar indiskrete Schaumbildmatrizen zu, die sie nach eigenem Gutdünken gestaltet hatte und die ihn in mehr als nur verfänglichen, in ruchlosen, artistisch-grotesken Leibesübungen mit ihm völlig unbekannten Partnern zeigten.
Gelegentlich bat die Quantronik ihn, einen Blick auf die erotischen Szenen zu werfen.
»Du hast eine abartige Fantasie«, lobte er die Maschine.
»Man gibt sich alle Mühe, Partner.«
Zwei der Aquarienfelder, die träge durch die Luft trieben, stülpten Wasserröhren aus. Die beiden Röhren wuchsen langsam aufeinander zu, berührten sich, verschmolzen miteinander.
Die Koi schwammen von beiden Seiten in die Röhre ein, berührten einander im Vorübergleiten mit den Barteln und schauten sich im nächsten Feld um.
Das Wasser war klar wie Glas. Die Hariwake schimmerten golden und metallisch darin wie lebendig gewordene Dublonen.
Der Summer meldete maximale Dringlichkeit. Sakister nickte in die Optik. Ein Schaumbild blähte sich auf. Er sah zu seinem Erstaunen Johari Ifama, die Oberkommandierende der Vereinten Verbände des Roten Imperiums.
»Welche schöne Überraschung«, strahlte er sie an. »Das nenne ich Gedankenübertragung. Eben noch habe ich lauter schöne Dinge von dir geträumt, schon meldest du dich bei mir.«
Ifama quälte sich ein Lächeln ab. »Meine Einsatzflotte startet um exakt zwölf Uhr und wird den Aufmarschsektor exakt 17 Stunden später erreichen.«
»Natürlich«, sagte Sakister und nickte verständnisvoll. »Wo kämen wir hin, wenn nicht alles exakt abliefe!«
Sie ignorierte die neuerliche Unverschämtheit. »Willst du mit deiner Fähre an Bord der ZUKUNFT IN HERRLICHKEIT kommen, oder begleitest du uns aus eigener Kraft?«
»Aus eigener Kraft? Wer bin ich, dass ich meine schwachen Kräfte mit den deinen zu vergleichen wagte?«
Ifama betrachtete ihn mit aller Gelassenheit. »Übertreib es nicht. Sonst sehen deine Fans dich eine Tages im Einsatz den Heldentod sterben.«
»Da wären viele Frauen untröstlich.« Sakister lachte verhalten.
»Menschenfrauen - oder Fischfrauen?«
»Ich verkehre selten mit Nixen.«
»Ich meinte keine Nixen. Ich meinte Rogner. Karpfenweibchen. Die sind, soweit ich informiert bin, doch die einzigen Lebewesen, mit denen du immerhin eine Art von Unzucht treibst, oder?«
»Oho - habe ich da jemanden in meiner nächsten Umgebung, der petzt?«
»Wenn du nicht bis exakt fünf Minuten vor dem Abflug im Hangar der ZUKUNFT bist, fliege ich ohne dich. Und ich plaudere mit Bavo Velines darüber, ob wir uns nicht den Luxus eines neuen Geschwisterchens gönnen sollten. Eine neue Stimme.«
Er salutierte, klatschte die nackten Fersen zusammen, raffte den plüschigen Kragen seines Hausmantels und schnarrte: »Werde exakt um 11.32 und 44
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