PR TB 195 Der Galaktische Spieler
zog seine Raumschiffe, von denen jedes nicht
größer war als eine Fingerkuppe, zurück, um sie neu
zu formieren. Dann nutzte er die vielfältigen Möglichkeiten,
die ihm der Computer bot. Er zersplitterte seine Kräfte und
führte zahlreiche Einzelgefechte durch, wobei er die
kampfstärksten Raumschiffe des anderen attackierte. Auf diese
Weise konnte er sie zwar nicht bezwingen, schaltete sie aber als
Angriffsinstrumente zumindest vorübergehend aus.
Ihm gelang es, etwa zweihundert kleinere Einheiten zu vernichten.
Dabei mußte er jedoch ebenfalls kräftige Verluste
hinnehmen, so daß sich am Ende dieser Kampfphase nur ein
leichtes Übergewicht für ihn ergab.
Tekener erinnerte sich an verschiedene taktische Manöver, die
er im Rahmen des allgemeinen USO-Trainings gelernt hatte. Er führte
sie mit zunächst überzeugendem Erfolg aus, mußte dann
jedoch erleben, daß sein Gegner mit Schachzügen reagierte,
die von den Übungsleitern der USO für diese Maßnahmen
als einzige Abwehrwaffe erklärt worden waren.
Schlagartig wurde ihm klar, daß er es mit einem Gegenspieler
zu tun hatte, der ebenfalls aus der USO kam und eine erstklassige
Schulung genossen hatte. Zugleich wurde er sich dessen bewußt,
daß er andere strategische Wege einschlagen mußte, wenn
er sich nicht als USOSpezialist entlarven wollte.
Fieberhaft überlegte er, was er tun sollte. Dabei ging die
Schlacht weiter. Ihm blieb keine Atempause. Der Gegner spürte,
daß er zu einer Offensive nicht fähig war. Er schnürte
ihn ein.
Dann aber wurde Tekener sich plötzlich dessen bewußt,
daß er einen
entscheidenden psychologischen Fehler gemacht hatte.
Er kämpfte mit allen nur erdenkbaren Finessen, aber er
spielte nicht. Dies aber war ein Computerspiel, das von ihm nur zu
gewinnen war, wenn er sich auf seine spielerischen Tugenden entsann.
Er reagierte, kaum daß er den Gedanken zu Ende gesponnen hatte.
Mit einigen verblüffenden und scheinbar unsinnigen Manövern
brachte er seinen Gegner aus dem Konzept. Er bluffte, opferte
scheinbar sichere Positionen, ließ sich auf aussichtslos
erscheinende Teilgefechte ein und öffnete sich damit, von dem
anderen unbemerkt, die wirklich wichtigen Fronten.
Während seine eigene Flotte dem Untergang geweiht zu sein
schien, griff er plötzlich die Kernmacht des Gegners an und
zerschlug sie mit dem Einsatz aller ihm zur Verfügung stehender
Waffen.
Alles Weitere ging blitzschnell.
Tekener gewann nicht nur die Schlacht, sondern vor allem das
psychologische Duell mit dem ihm nicht bekannten Gegner.
Doch damit war das Spiel noch nicht zu Ende.
Die Szene wechselte.
Plötzlich hatte Tekener den Eindruck, aus dem Leerraum
zwischen Andromeda und der heimatlichen Milchstraße auf die
Galaxis zu sehen. Die Position der Erde und die einiger anderer
wichtiger Planeten wurde durch farbige Lichter angezeigt. Riesige
Flotten von Raumschiffen verteilten sich auf die verschiedenen
Spiralarme der Galaxis.
»Sie haben die erste Schlacht gewonnen«, erklärte
eine Stimme, die aus einem Lautsprecher neben Tekener kam. »Jetzt
beweisen Sie, daß Sie im galaktischen Kampf bestehen können.
Zeigen Sie, ob Sie ein galaktischer Spieler sind.«
Ronald Tekener ließ sich nicht anmerken, daß er über
die Ausweitung des Spieles überrascht war. Niemand hatte ihm
gesagt, daß der Kampf zwei Teile umfaßte. Er hatte
geglaubt, bereits gewonnen zu haben.
Jetzt zeigte sich, daß sich Grosvenor so schnell nicht
geschlagen gab.
Tekener erkannte, daß die Situation im Grunde genommen die
gleiche war wie zuvor. Lediglich der Raum, in dem gekämpft
wurde, war größer. Die Raumflotten setzten sich aus
Millionen von Kampfeinheiten zusammen.
Eine derartige Schlacht war niemals in der Geschichte der Völker
der Milchstraße ausgetragen worden.
Doch durch die Dimensionen änderte sich nichts.
Schon der erste Angriff des Gegenspielers zeigte, daß
Tekener sich wiederum gegen die USO-Strategie behaupten mußte.
Tekener lächelte.
Sein Gegner hatte nicht erkannt, mit welchen Mitteln er ihn
geschlagen hatte. Er war unbeweglich und hielt starr an dem fest, was
er bei der USO gelernt hatte.
Der narbengesichtige Terraner lehnte sich im Sessel zurück,
während er die ersten Angriffe abwehrte. Dann begann er das
gleiche Spiel wie zuvor. Er spielte leicht und vergnügt auf der
Tastatur des Computers, täuschte, wo er nur konnte, opferte
ganze Flotten, um gegnerische Kräfte zu binden, und führte
den anderen schließlich in eine Reihe von Fallen, bis
Weitere Kostenlose Bücher