Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
Vom Netzwerk:
indem sie Verträge angebahnt, ihren künftigen Herrschern ein paar Worte Englisch beigebracht und sie dazu überredet haben, konkret über Vorbereitungen nachzudenken. Wenn der Herrscherwechsel reibungslos über die Bühne geht, könnt Ihr ihnen dafür danken. Gewiss werden sie sich großzügig dafür entschädigen!
    Es ist hier nicht der Ort, darüber zu berichten, welcher Art Elizas Arbeit in Hannover ist. Nur so viel sei gesagt: Ihr Inkognito ist keine bloße Modetorheit. Bei Hofe sieht man sie nicht. Fast niemand weiß, dass sie hier ist. Sie korrespondiert häufig mit einem bestimmten vornehmen Engländer, der bis vor kurzem in Frankfurt gewohnt hat und dann nach Antwerpen gezogen ist. Und wenn sie Briefe vom Hofe des Prätendenten zu St. Germain empfängt, so liegt das nicht daran, dass sie mit den Jakobiten verbündet wäre, sondern daran, dass sie es sich angelegen sein lässt, in allen Einzelheiten die Komplotte zu kennen, die man dort schmiedet, um wieder einen katholischen König an den Hof von St. James zu bringen. Jedenfalls kennt das Kuriernetz der Herzogin nicht seinesgleichen und ist der Aufgabe, einen Brief aus meinen Händen in die Euren gelangen zu lassen, ohne dass er Sir Isaac in die gierigen Klauen fällt oder von seinen hervortretenden Augen gewahrt wird, mehr als gewachsen.
    Nun aber zu meinem Anliegen: Peters drei neue Kriegsschiffe werden angeblich in Orneys Werft gebaut, an einem Ort namens Rotherhithe, gegenüber von Limehouse, gleich neben den Shepherd and Dog Stairs, die von der Lavender Street abgehen. Ich hoffe, diese Namen sagen Euch etwas!
    Falls Euch nach einem kleinen Abenteuer zumute ist und falls es nicht mit dem kollidiert, was auch immer Ihr für Prinzessin Caroline tun sollt, stünde ich in Eurer Schuld, wenn Ihr, erstens, von Mr. Orney in Erfahrung bringen könntet, wann die Schiffe voraussichtlich nach St. Petersburg in See stechen, und sie zuvor noch, zweitens, so reichlich wie möglich mit allem zu beladen, was für aufstrebende russische Naturphilosophen von Nutzen oder wenigstens von Interesse sein könnte, nämlich Thermometer, Waagen, optische Linsen, Krötenaugen, Gallenblasen von Einhörnern, Steine der Weisen und dergleichen; und gebt, drittens, dem Zaren um Gottes willen irgendetwas Handfestes, was unsere Arbeit der letzten fünfzehn Jahre angeht. Falls Ihr dafür sorgen könnt, dass Eure Notizkarten noch rechtzeitig von Boston hierhergeschafft werden können, wäre das ideal. Falls nicht, würde jeder greifbare Beleg dafür, dass Ihr im Massachusetts Bay Institut der Technologischen Wissenschaften irgendetwas getan habt, vielleicht dazu beitragen, dass Euer untertänigster und gehorsamster Diener nicht vor der russischen Akademie der Wissenschaften aufs Rad geflochten wird, als Exempel für Wissenschaftler, die Honorare nehmen, ohne dafür Wissenschaft zu liefern.
    Euer etc.
Leibniz
    Daniel zog sich an. Ein Großteil seiner Kleidung war bei der Explosion ruiniert worden. In den zwei Wochen, die seither verstrichen waren, hatte Mrs. Arlanc jedoch die Beschaffung neuer vermittelt. Daniel war zu geschwächt gewesen, um sich einzumischen. Infolgedessen war er nun einer modischen Garderobe so nahe wie nie zuvor in seinem Leben.
    Die letzten fünfzig Jahre hatten nichts erlebt, was der durchgreifenden Revolution der Herrenkleidung gleichgekommen wäre, die nach der Pest und dem großen Brand stattgefunden hatte, als das Wams und andere mittelalterliche Versatzstücke per Dekret von Charles II. aus der Welt geschafft worden waren. Die auf dem Tisch neben Daniels Bett gestapelten Kleidungsstücke trugen dieselben Namen und bedeckten mehr oder weniger dieselben Körperregionen wie diejenigen, die damals in Mode gekommen waren: Strümpfe bis zum Knie, Hose, ein Leinenhemd, eine langschößige Weste mit vielen Knöpfen und darüber ein langärmeliger Rock mit noch mehr Knöpfen. Man hatte es sogar geschafft, eine Perücke für ihn aufzutreiben. Die alte Löwenmähnen-Perücke im Stil Ludwigs XIV. war nicht mehr in Gebrauch; die neuen waren schmaler und kompakter. Eine bizarre Affektiertheit schien sich durchgesetzt zu haben: man stäubte sie mit weißem Puder ein. Diejenige, die Mrs. Arlanc auf den Holzkopf gesetzt hatte, war denkbar schlicht und erweckte den Eindruck, als hätte Daniel einen üppigen Schopf schneeweißen, hinten zu einem Zopf zusammengebundenen Haars. Daniel setzte sie auf, und sei es nur, um seinen kahlen Kopf warm zu halten. In diesem Zimmer zu

Weitere Kostenlose Bücher