Prinz Rajin - Der Verdammte
ihm wieder in Erinnerung. Das Gefühl der Ohnmacht war gleich, aber er durfte sich dem nicht hingeben.
Dann veränderten sowohl Ayyaam als auch Ghuurrhaan abrupt ihre Flugbahn. Sie kehrten in einem weiten Bogen zurück, und Rajin spürte zunehmend, wie er die Gewalt über beide Giganten wiedererlangte. Ein Zittern durchlief ihn dabei, und Funken sprühten für mehrere Augenblicke aus dem Drachenstab.
Die drachenischen Fußsoldaten sowie die Drachenreiter-Samurai, die den Kampf mit den beiden Luftschiffen überlebt hatten, standen wie angewurzelt da und starrten Rajin an.
„Wenn noch einer von uns daran gezweifelt haben mag, dass er der wahre Nachfolger des Drachenkaisers ist – jetzt haben wir den Beweis!“, stieß Unjan ergriffen hervor.
Andere stimmte ihm lauthals zu.
„Kein gewöhnlicher Drachenreiter kann gleich zwei Drachen unter seinen Willen zwingen!“
„Er muss in direkter Linie von Barajan abstammen!“
„Habe ich Euch nicht genau das gesagt?“, rief Fürst Payu.
Auch der Fürst hatte sich ins Schlachtengetümmel gestürzt und höchstpersönlich gegen die Dreiarmigen gekämpft. Sein Schwert war dunkelrot vom Blut der Söldner und sein Wams an der Seite durch einen Schwertstreich aufgerissen. Darunter war eine Wunde zu sehen, die leicht blutete, den Fürsten vom Südfluss allerdings nicht weiter zu behindern schien.
Ayyaam und Ghuurrhaan sanken tiefer. Die Männer, die Rajin ehrfürchtig angestarrt hatten, wichen zur Seite, um ihnen Platz zu schaffen. Die sich heftig bewegenden Drachenflügel sorgten für Wind. Rajin trat auf die beiden Giganten zu, aus deren Mäulern dumpfe, knurrende Laute drangen. Aus Ghuurrhaans Echsenmaul entwich sogar ein wenig dunkler Rauch und heiße, stechend riechend, die auszustoßen ein in einem Drachenpferch geschlüpftes Tier mit Sicherheit schon von frühester Jugend an zu vermeiden gelernt hatte.
In ihnen beiden war die ungebändigte Kraft der Wildrachen der Insel der Vergessenen Schatten, ging es Rajin durch den Kopf. Aber das musste kein Nachteil sein. Ganz im Gegenteil.
Er trat zuerst auf Ghuurrhaan zu und berührte ihn am Maul. Ein einziger Feuerhauch hätte Rajin getötet. Daher widersprach er allen Regeln der Drachenreiter, sich diesen Geschöpfen von vorn zu nähern, wenn es nicht unumgänglich war. Aber Rajin ging dieses Risiko bewusst ein. Wie sollten ihm diese Giganten gehorchen, wenn er nicht selbst mit absoluter Gewissheit daran glaubte, dass sie taten, was er befahl. Der Zweifel tötete die innere Kraft – das hatte Meister Liisho ihm oft genug beizubringen versucht. Vielleicht hatte er endlich seine Lektion gelernt.
Nachdem er einige Augenblicke bei Ghuurrhaan verharrte und sich dessen bedingungsloser Gefolgschaft daraufhin sicher war, wandte er sich auf gleiche Weise Ayyaam zu. Der Drache brüllte auf, öffnete dabei bedrohlich das Maul, so als wollte er sagen, dass ein direkter Nachfahre des Urdrachen Yyuum nicht einfach irgendjemandem folgte und schon gar niemandem, der im Vergleich zu Liisho bestenfalls ein Schüler war, jemand, dessen Geistesstärke sich auf keinen Fall mit dem des weisen Meisters würde messen können.
„Du wirst mir folgen, so wie du Liisho gefolgt bist!“ Rajin versuchte jeglichen Zweifel in seinen Gedanken zu unterdrücken, legte stattdessen so viel innere Kraft in seinen mentalen Befehl, dass Ayyaams Brüllen zu einem leisen, fast demütigen Knurren wurde. „All die Wut, die in dir ist, wird nur zu deinem Untergang führen, wenn du ihr zum falschen Zeitpunkt freien Lauf lässt … Also unterwirf dich!“
Ayyaam senkte das Drachenhaupt, und das Knurren erstarb in einer kleinen Rauchwolke, die zwischen den Zähnen des Giganten hervorquoll.
Rajin kletterte auf Ghuurrhaans Rücken. Dass der Gigant im Moment gar nicht gesattelt war, fiel nicht weiter ins Gewicht. Rajin setzte sich an die Stelle, wo sich normalerweise der Sattel befand und die Stacheln in regelmäßigen Abständen fein säuberlich abgesägt wurden.
„Worauf wartet ihr, Drachenreiter von Sukara?“, rief er.
Dieser Ruf löste sie aus ihrer Erstarrung.
Fürst Payu deutete auf Ayyaam. „Was ist mit ihm?“, fragte er.
Rajin hatte zunächst daran gedacht, Ayyaam zurück in den Drachenpferch bringen zu lassen. Aber dann folgte er seinem Instinkt und entschied sich dagegen. „Ayyaam wird mit uns fliegen!“
„Aber es gibt niemanden, der den Drachen Liishos reiten könnte!“, wandte Fürst Payu ein.
„Das weiß ich, und ich habe auch nicht
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