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Prisma

Prisma

Titel: Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Art von Gliedmaßen, von Augen und anderen Sinnesorganen. Dennoch bekämpfen sie sich gegenseitig, während wir, die ganz anders sind, es nicht tun.«
    Stimmt genau, dachte Evan. Es war schwierig, sich gegensätzlichere Wesen vorzustellen als einen Bibliothekar und einen Krieger oder einen Flekten und einen Arzt.
    »Die Spezialisierung scheint die Harmonie zu fördern«, sagte er, »während doch jeder von uns Eigenschaften von Krieger und Arzt, Bibliothekar und Sammler, Prozessor und Scanner in sich vereint. Es scheint, als fördere die Vielseitigkeit die Feindseligkeit anstatt die Kooperation.«
    »Außer in deinem Fall«, erkannte der Bibliothekar.
    »Vielleicht sind wir in der Hierarchie der Weichen doch etwas weiter. Wir haben unsere Geister eingesetzt, um viele unserer alten Instinkte zu überwinden. Obgleich ich rein physisch mit den Kämpfern dort unten weitaus verwandter bin, habe ich in anderer Hinsicht sehr viel mehr mit euch gemein, und zwar sowohl geistig wie moralisch.«
    »Ich habe genug gesehen.« Der Bibliothekar konnte den Abscheu in der Stimme nicht unterdrücken. »Wir wollen doch sowieso nicht hierbleiben.«
    Während sie weiter wanderten, dachte Evan darüber nach, was soeben gesehen und gesagt worden war. Leistete dieses Gerät, das sie ihm in den Kopf eingepflanzt hatten, mehr als nur die Kommunikation zu ermöglichen? Hatten sie sich entschlossen, eher seinen Geist als seinen Körper zu bearbeiten? Indem sie seine Perspektive verzerrten, um sich seine Freundschaft sichern zu können?
    Nein, das war Unsinn. Seine Meinungen blieben seine eigenen und basierten auf der kühlen Betrachtung seiner Umgebung. Er war noch immer der gleiche Evan Orgell. Ein Sender-Empfänger in seinem Kopf und ein Anzug aus organischer Panzerung hatten das nicht geändert. Er hatte eine bestimmte Meinung nicht geäußert, weil sein bester Freund sie hatte hören wollen. Er hatte sie geäußert, weil er sie für die Wahrheit hielt.
    Er betrachtete seine schimmernde weiße Foroporienrüstung. Kleidung, mehr nicht. Er konnte sie nach Gutdünken ablegen. Er wollte es nur nicht, ganz einfach. Sie war sowohl schön als auch nützlich. Er war ganz einfach nur praktisch.
    Sie suchten sich einen Weg durch einen Wald riesiger Spargelpflanzen, die aus solidem Bernstein bestanden. Evan verkündete seine Absicht, eine Probe von einer der prächtigen Pflanzen zu nehmen. Seine Gefährten waren tatsächlich bereit, ihm bei der Erfüllung dieser seltsamen Bitte zu assistieren, aber die Stümpfe widerstanden sogar den Schneidewerkzeugen der Kriegermünder. Und dies obwohl sie hohl waren. Winzige Kreaturen in Rot und Blau lebten darin und eilten in den inneren Gängen hin und her. Eine andere Lebensgemeinschaft, die eingehender zu erforschen Evan keine Zeit hatte.
    Während die Stunden vergingen, wurde er sich der Veränderungen im eigenen Körper bewusst. Hinter einem Schreibtisch zu sitzen und zu arbeiten, trägt wenig zum Training der Muskeln bei. Die langen Spaziergänge, die er gemacht hatte, hatten geholfen, aber nicht in dem Maße wie seine letzten Tage auf Prisma. Der leichte Schmerbauch, den er sich im Lauf der vergangenen fünf Jahre zugelegt hatte, war verschwunden. Beine und Bauch waren deutlich fester und straffer geworden und hatten auf die ungewöhnlichen Anforderungen reagiert, denen er das nur selten belastete Gewebe ausgesetzt hatte. All das eine Folge davon, dass er den Anzug verlassen hatte.
    Aber er war eigentlich gar nicht ohne Anzug unterwegs gewesen. Er hatte den MFW lediglich gegen eine örtliche primitive Version ausgetauscht, welche die eigene Entwicklung des Körpers eher behinderte als förderte. Das foroporische Exoskelett konnte sich nicht vervielfältigen, wie der MFW, aber andererseits war sein eigener Körper jetzt auch zu viel mehr fähig als zu dem Zeitpunkt, als er noch in dem Spitzenprodukt Samstattscher Technologie hockte. Welche Kombination war die praktischere für eine Wanderung über eine fremde Welt: ein überlegener Anzug und ein schwächerer Körper oder ein besserer Körper und ein primitiver Anzug?
    Er hatte in dieser Frage keine Wahl gehabt.
    Die Gleichung war leicht verschoben, als er am nächsten Morgen erwachte. Er war mehr überrascht als erschreckt zu sehen, wie ein Krieger sich über ihn beugte. Der Arzt hielt sich in der Nähe auf und beobachtete das Geschehen.
    »Wir haben an deinem Exoskelett einige Verbesserungen vorgenommen«, informierte der Krieger ihn in seiner grimmigen Art.

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