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Prisma

Prisma

Titel: Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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berechnete in Gedanken seine Breite. »Wenn die Gaszufuhr zu einem Organosilikaten auch nur für kurze Zeit unterbrochen wird, dann stirbt er. Daran hätte ich denken müssen.«
    »Organosilikate besitzen kein Langzeitgedächtnis so wie wir«, fügte der Bibliothekar hinzu. »Für sie sind Stilllegung und Tod ein und dasselbe.«
    Jeder dachte über das Problem nach, das allein Evans Problem war, das wusste er. Da sie weder Nutzen noch Verwendung für eine ständige Sauerstoffzufuhr hatten, konnten seine Gefährten einfach durch das Flussbett marschieren und dabei das Wasser ignorieren, als sei es gar nicht da. Für sie war es lediglich ein dichterer Teil der Atmosphäre.
    »Wenn ich in meinem MFW stecken würde«, murmelte er, »dann schwämme ich einfach hinüber.«
    »Schwimmen.« Azur wälzte dieses Phänomen im Kopfe herum. »Wie die Amarex.« Er wies flussaufwärts.
    Eine lange Reihe rhombischer Formen trieb auf sie zu. Jede bestand aus einem hellolivgrünen Teller, etwa ein Meter im Durchmesser, der mit einer prächtigen Sammlung rosiger und weißer Blüten gefüllt war. Hier und da meldete sich eine größere Blüte in tiefem Purpurrot mit einer Explosion atemberaubend großer Blüten. Durchsichtige Flossen hingen von der Unterseite eines jeden Tellers herab und stützten die schwere Blumenladung. Vom Mittelpunkt der Teller löste sich eine einzige schlanke Silikatklinge und ragte nach hinten, wo sie den Wind einfing und die Amarex von Seite zu Seite tanzen ließ, von Ufer zu Ufer und auch stromabwärts.
    »Könntest du nicht ein paar Amarex unter dir sammeln und dich von ihnen auf die andere Seite tragen lassen?«
    Evan überlegte. Die Amarex sahen stabil genug aus, aber ein Stück Holz wäre schon besser. Das war lachhaft – Zellulosegewächse waren auf Prisma in der Minderheit. Aber wenn schwimmende Wesen wie die Amarex in den Flüssen verbreitet waren, dann mochten Skelette und Schalen anderer schwimmfähiger Wesen regelmäßig an den Strand geworfen werden. Sicherlich fand er etwas, das ihn tragen könnte. Sein Anzug war nicht schwer.
    Das war auch nicht das eigentliche Problem. Die eigentliche Schwierigkeit bestand darin, dass er in seinem ganzen Leben noch nie richtig geschwommen war und dass er nur eine vage Vorstellung von der Mechanik des ganzen Vorgangs hatte. Er wusste genug, um zu erkennen, dass es wichtige und kritische Unterschiede zwischen Schwimmen und Waten gab. Treiben wie die Amarex würde ihm nicht helfen. Ein Fluss war kein See. Er müsste sich mit einer Strömung unbekannter Stärke auseinandersetzen. Das hieße, mit dem Körper ins Wasser zu tauchen und hindurchzuschwimmen.
    Es war nicht so, dass er nicht schon früher einige Zeit im Wasser verbracht hätte. Er hatte unzählige Vergnügungstrips zu den Ozeanen Samstatts unternommen – gewöhnlich in einem unabhängigen Seeanzug, der Druck, Speisen, Sauerstoff und eine totale Bewegungsfreiheit im Innern bot. Wie besuchte man denn sonst den Ozean? Allein die Vorstellung, ein freies Gewässer zu überqueren, dessen Oberfläche höher war als der Kopf, war erschreckend. Er wusste, was zum Schwimmen gehörte. TriDees von Sportwettkämpfen auf weniger hoch entwickelten Welten hatten ihn mit diesem Ersatzreiz bekannt gemacht. Die erforderlichen Bewegungen waren relativ einfach. Aber er träumte nie davon, es einmal ohne jedes Hilfsmittel zu probieren. Da es offenbar keine Alternative gab, war er voll und ganz bereit, es mit dem Schwimmen zu versuchen – solange keine Gefahr bestand, dass er unterging.
    Er ließ seine Gefährten zurück und suchte das Ufer stromaufwärts ab. Sie warteten ungeduldig auf seine Rückkehr.
    »Was hältst du von ihm?« fragte der zweite Arzt.
    »Sehr intelligent und voller guter Absichten.« Bibliothekar und Arzt unterhielten sich mittels ihrer Kommunikationsantennen, damit ihr Gespräch vertraulich blieb. »Rein physisch ziemlich abstoßend. Man hält es für nahezu unmöglich, dass eine derart empfindliche Lebensform soviel erreichen konnte. Besonders fasziniert mich seine Abhängigkeit von künstlichen Hilfsmitteln. Er scheint sich der Unzulänglichkeiten des eigenen Körpers nicht bewusst zu sein und auch nicht der Tatsache, dass dies seinen Geist beeinflusst.«
    »Tatsächlich bin ich überrascht von dem Grad von Anpassungsfähigkeit, die er zeigt.« Der Arzt säuberte methodisch mehrere seiner feinen Extremitäten, was letztendlich eine nie endenwollende Prozedur war. Es war eine Frage der

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