Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
wirklich dabei gespielt haben... Man kann das so oder so auslegen, wenn Sie verstehen, was ich meine..."
Jo verstand es nur zu gut. Er blieb trotzdem gelassen.
"Sagen Sie mir einfach, was mit diesem O'Mara ist!" erwiderte er. "Alles, was Sie gegen die Hintermänner dieses Arnold Parker unternehmen wollten, ist doch erst einmal geplatzt. Und O'Mara ist doch nur ein bezahlter Schläger, der seinem Boß den Rücken freihält - wobei er ganz offensichtlich im entscheidenden Moment nicht so richtig auf Draht war."
Hayes atmete tief durch. Eine Sekunde später hatte Jo den Zeigefinger seines Gegenübers dicht vor dem Gesicht. "Ich habe Sie jedenfalls gewarnt!"
Jo lächelte dünn. "Ich habe es gehört!"
"Verschwinden Sie! Und laufen Sie unseren Leuten nicht wieder über den Weg!"
"Was ist mit meiner Kanone?"
"Die können Sie sich abholen, wenn sie ballistisch untersucht wurde!"
"Sie wissen, daß das absurd ist!"
"Mir ist jedenfalls wohler dabei, wenn Sie eine Weile ohne Knarre herumlaufen!"
*
Als Jo bei Pamela McGreedy auftauchte, war es schon kurz nach zwei.
"Ich wette, Ihre Klienten lassen Sie nie so lange warten!" meinte sie. Pamela trug einen Seiden-Kimono, der den größten Teil ihrer langen Beine frei ließ.
Jo lächelte matt.
"Sie sind ja auch nicht meine Klientin!"
"Ich habe es ihnen angeboten!"
"Und ich habe es abgelehnt." Er hob die Schultern. "Wollen wir wirklich wieder damit anfangen?"
Sie gingen in die Wohnung. Sie ging vor ihm her und dabei glitt Jos Blick an ihrer perfekten Figur entlang.
"Was ist passiert?" fragte sie dann.
"Eine Schießerei, zwei Tote, eine unerfreuliche Unterhaltung mit einem Police-Captain und jetzt bin ich erst einmal meine Kanone für eine Weile los!" Jo zuckte die Schultern und fügte dann ironisch hinzu: "Nichts besonderes, also! Sie werde sich Ihre Muntermacher übrigens demnächst woanders besorgen müssen."
"Wieso?"
"Der Kerl mit dem Schmieröl im Haar ist tot!"
Pamela sah Kommissar X verwundert an. "Warum sagen Sie mir das, Jo?"
Jo zuckte die Achseln. "Nur so. Ich dachte, es interessiert Sie vielleicht. Sie sprachen von einem Rothaarigen, der Brannigan zusammen mit einem zweiten Mann erwartet hat."
"Ja", nickte sie.
"Wie sah der Zweite aus?"
"Ich erinnere mich nicht."
"War es Parker?"
"Der mit der Pomade im Haar?" Sie schüttelte den Kopf. "Nein. Das wäre mir sicher aufgefallen."
"Irgendetwas muß ihnen doch zu dem Kerl einfallen, Pam! Ganz gleich, was es auch ist! Jede Kleinigkeit kann wichtig sein!"
Sie trat an ihn heran. Ihre Arme legten sich um seinen muskulösen Nacken. Es war ein harter Tag für Jo gewesen, aber die körperliche Nähe dieser außergewöhnlichen Frau brachte auf einen Schlag einen Teil seiner Lebensgeister zurück. "Ist das denn so wichtig, Jo?" fragte sie dann nach einer Pause.
Jo zuckte mit den Schultern.
"Ich dachte, ich soll Ihnen glauben!" murmelte er.
Sie sah ihn offen an und schien einen Moment lang nachzudenken. "Er hatte eine Mütze auf", sagte sie. "Von hier oben habe ich sonst auch nichts von ihm sehen können."
"Was für eine Mütze?"
"Eine Schiebermütze aus dunkelrotem Leder."
Dann spürte Jo ihre vollen Lippen auf den seinen. Irgendetwas verursachte ein seltsames, raschelndes Geräusch. Im nächsten Moment bemerkte Jo, daß Pamelas Kimono zu Boden geglitten war.
*
Am nächsten Morgen war das Wetter scheußlich. Es begann zu nieseln, als Jo den champagnerfarbenen Mercedes am Straßenrand abstellte. Die Nummer, die Jo aus Parkers Notizbuch hatte, gehörte zu einer Adresse in dieser Straße.
Jo stieg aus und sah zu, so schnell wie möglich durch die Nässe zu kommen. Ein paar Minuten später stand er vor einer Wohnungstür im 4. Stock eines etwas heruntergekommenen Altbaus. An Parkers schlechter Bezahlung für O'Maras Gorilla-Dienste lag es wohl kaum, daß er hier wohnte.
Vermutlich wollte er einfach nicht auffallen. Und dazu war dies genau die richtige Adresse. Die Fluktuation unter den Mietern war groß, kaum einer kannte den anderen. Wer etwas Besseres fand, verschwand so schnell wie möglich auf Nimmerwiedersehen.
O'Mara hatte hier nicht einmal einen Postkasten. Jo ging die Treppe hinauf. Die Wände waren beschmiert, der Fahrstuhl defekt.
Als Jo dann wenig später vor O'Maras Tür stand, drückte er die Klingel, ohne zu wissen, ob sie auch funktionierte. Dann klopfte er. Vielleicht war O'Mara gar nicht mehr dort und längst untergetaucht. Jo öffnete schließlich die Tür mit einem kleinen
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