Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
nichts mehr über ihre Lippen.
"Von wo wurde geschossen."
"Sehen Sie den Betonpfeiler dort hinten, Jo?"
"Klar."
"Dort hat er gestanden."
"Erzählen Sie, Diane."
Sie atmete tief durch und schluckte. Es schien ihr nicht leicht zu fallen, über dieses Erlebnis zu reden.
Jo trat an sie heran und legte ihr vorsichtig den Arm um die Schulter. "Kommen, Sie. Diane. Es muß sein. Ich weiß, daß sie das alles vermutlich schon ein halbes Dutzend mal irgendeinem Polizisten erzählt haben, aber jede Einzelheit kann wichtig sein und uns auf eine wichtige Spur bringen."
Sie lächelte, aber es war anders als sonst.
Es wirkte gezwungen.
"Sie haben recht, Jo."
"Haben Sie den Schützen erkennen können?"
"Nein. Ich sah nur einen Schatten. Ich bin in meinen Wagen gestiegen und wollte gerade losfahren, da wurde von dem Betonpfeiler aus geschossen."
"Wie oft?"
"Ich glaube drei oder vier mal. Ich bin mir nicht ganz sicher. Zwei Kugeln gingen jedenfalls durch die Frontscheibe. Wenn ich mich nicht sofort geduckt hätte, wäre ich jetzt nicht mehr am Leben."
Sie zuckte mit den Schultern.
Jo sah so etwas wie eine einsame Träne in ihren dunklen Augen glitzern, die sie mit einer schnellen Bewegung davon wischte. "Kommen Sie, ich zeige Ihnen unsere Agentur."
Jo runzelte die Stirn.
"Ich dachte, die Werbeagentur Wyner gehört Ihnen allein!"
Diane winkte ab.
"Das tut sie auch." Sie machte eine unbestimmte Geste mit der Linken. "Es ist mir nur so herausgerutscht. Bevor mein Mann ums Leben kam, haben wir sie zusammen betrieben. Es war immer unsere Agentur. Verstehen Sie, was ich meine, Jo?"
"Ich denke schon."
"Wir haben sie zusammen aufgebaut." Sie sah Kommissar X mit festem Blick an und hob ein wenig das Kinn dabei. "Ganz gleich, was damals die Zeitungen auch über mich geschrieben haben: Ich habe meinen Mann geliebt. Und ich hätte ihn niemals töten können!"
"Sie sind freigesprochen worden", gab Jo zurück.
"Ich möchte, daß Sie mir vertrauen, Jo. Das ist mir sehr wichtig."
*
Sie fuhren mit Aufzug hinauf zur Wyner-Agentur. Wyner & Wyner Ltd., so stand es noch immer an der Tür - obwohl einer von den beiden Wyners schon seit gut einem Jahr tot war.
Aber Diane hatte den Namen nicht geändert. Vielleicht deshalb, weil er so etwas wie ein eingeführtes Markenzeihen war, vielleicht auch deshalb, weil sie ihren Mann wirklich so sehr geliebt hatte, wie sie sagte.
Zwei Gorillas standen an der Tür. Einer von ihnen war weiß, der andere schwarz. Gemeinsam hatten sie den stumpfsinnigen Blick und die gewaltigen Muskelpakete. Als sie Jo sahen, fletschten sie schon mißtrauisch die Zähne.
"Schon in Ordnung, Männer", sagte Diane. Und an Jo gewandt fuhr sie dann fort: "Seit der Sache im Parkhaus habe ich diese beiden Herrn hier engagiert. Sie kommen von einem privaten Sicherheitsdienst."
"Das ist sicher keine schlechte Idee", meinte Jo. "Ich hoffe nur, daß sie in ihrem Fach auch etwas drauf haben."
Der Weiße verzog den Mund.
"Kostprobe gefällig?" knurrte er.
Jo winkte ab.
"Kein Bedarf, Gentlemen! Ein anderes Mal vielleicht..."
Jo Walker war sicher alles andere, als ein kleiner Mann, aber dieser Hüne überragte ihn noch um gut einen Kopf.
Neben sich hörte er die warme Stimme von Diane.
"Ich fühle mich ein wenig sicherer, wenn die beiden ein Auge darauf haben, wer hier so herumläuft."
"Verstehe...", nickte der Privatdetektiv.
Sie passierten die Tür.
Die Agentur bestand aus einem Großraumbüro, mehreren Nebenräumen und kaum einem Dutzend Angestellten. Aber obwohl es ein relativ kleiner Betrieb war, wurden hier Millionen erwirtschaftet. Das, womit hier gehandelt wurde, waren Ideen und Kreativität.
Eine brünette Dreißigerin mit elegant hochgesteckten Haaren und einem sehr seriös wirkenden, figurbetonten Kostüm steuerte direkt auf Diane zu.
"Ah, Mrs. Wyner! Gut, daß Sie wieder da sind!"
"Was gibt es denn?"
"Diese Corn-flakes-Firma ist unzufrieden mit unserem Konzept für den Werbespot." Die Brünette machte ein ziemlich ratloses Gesicht, während Diane die Augen verdrehte. "Wäre vielleicht ganz gut, wenn Sie dort mal persönlich anrufen würden."
Diane Wyner nickte.
"Schon gut, Miss Wilkins. Ich kümmere mich drum!"
"Okay."
"Dies ist übrigens Mister Walker."
Miss Wilkins lächelte.
"Angenehm!" säuselte sie. Dann war sie auch schon wieder davon gerauscht. Jo hob die Augenbrauen.
"Probleme?"
"Keine, die nicht zu lösen wären!"
"Dann ist es ja gut."
"Das eben war übrigens Mary Wilkins - das
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