Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
hellste Licht der Agentur. Die hat wirklich Ideen! Sie allein ist für uns eine Million im Jahr wert!"
Jo pfiff durch die Zähne.
"Alle Achtung!"
Und bei sich dachte er: Sie sieht auch genau so aus, wie man sich eine Yuppie-Frau so vorstellt: jung, dynamisch, immer in Action - und arbeitssüchtig. Aber wer in diesem Job kein Workoholic war, der brachte es vermutlich auch zu nichts.
Diane seufzte.
"Sehen Sie, Jo: Unsere Kunden wollen, daß ihr Produkt möglich häufig genannt wird, daß gesagt wird, wie toll diese Corn-Flakes doch sind, wie viel Vitamine sie haben oder wie besonders weiß ein Waschmittel wäscht. Das Problem ist nur, daß bei solchen Sachen niemand mehr hinschaut. Viele Hersteller haben das auch schon erkannt, aber hin und wieder trifft man noch auf einen Unverbesserlichen, der einfach nichts dazulernen will - so wie diesen Corn-Flakes-Mann!"
"Und warum geben Sie ihm einfach, was er will?" fragte Jo. "Schließlich bezahlt er ja auch! Und wenn er unbedingt nach einem langweiligen Spot verlangt ist das doch sein Problem!"
Diane lächelte nachsichtig.
"Eben nicht, Jo. Es ist das Problem der Agentur."
"Das müssen Sie mir erklären, Diane!"
"Ganz einfach: Wenn sich herausstellt, daß der Spot nicht ankommt - wer ist dann wohl Schuld? Wyner & Wyner Ltd. natürlich! Wer sonst?"
Jo winkte ab und meinte ironisch: "Bin ich froh, daß ich in einem einfacheren Job arbeiten kann!"
"Jedem das seine, Kommissar X!"
Jo sah in ihre braunen Augen und sie hielt seinem Blick stand.
"Sagen Sie, Diane, was mich noch interessieren würde..."
"Ja?"
"Ihre Privatsuite... Wo befindet sich die?"
"Dort hinten die Tür am anderen Ende des Büros. Warten Sie, ich zeige es Ihnen!"
"Gibt es noch einen anderen Weg dorthin?"
"Ja. Da ist noch ein separater Eingang vom Flur her."
"Und irgendwelche Notausgänge?"
"Warum fragen Sie das alles, Jo?"
"Der, der auf Sie geschossen hat, wird es vielleicht noch einmal versuchen. Wir müssen alles bedenken!" erklärte Jo. "Schließlich soll er keine zweite Chance bekommen."
"Natürlich nicht!"
Jemand kam vorbei und gab Diane einen kleinen Stapel von Couverts unterschiedlichster Größe.
"Ihre Post, Mrs. Wyner!"
"Danke sehr!"
Sie ging die Sendungen kurz durch, dann stockte sie.
"Was ist?" fragte Jo.
"Ein Brief ohne Absender...", flüsterte sie. Sie schien zu ahnen, was das bedeutete. Sie öffnete ihn, schluckte und reichte ihn an Jo weiter.
Dort stand nur in ausgeschnittenen Buchstaben:
BEIM NÄCHSTEN MAL BIST DU DRAN! DIE WAHRE POLIZEI.
Jo Walker steckte den Brief wieder ins Couvert zurück und murmelte kaum hörbar: "Unser Freund scheint tatsächlich noch nicht aufgegeben zu haben."
*
Als Captain Rowland in Jo Walkers Residenz am nördlichen Ende der 7th Avenue auftauchte, fand er April Bondy dort ziemlich mißgelaunt vor.
Der Koloß pustete wie ein Walroß und hob leicht die Augenbrauen, als er Aprils Gesichtsausdruck sah.
"Du scheinst dich ja gar nicht darüber zu freuen, mich zu sehen, April!" versuchte es Rowland auf die heitere Tour.
April zog ein wenig Oberlippe nach oben, was ihrem hübschen Gesicht einen trotzigen Ausdruck gab.
"An dir liegt es nicht, Tom!"
"Na, dann bin ich ja beruhigt."
"Was gibt es? Willst du Jo sprechen?"
Rowland nickte.
"Ja. Und es ist ziemlich dringend."
April kannte den fetten Captain lange genug, um zu wissen, daß es wirklich dringend sein mußte und ihm irgend etwas mit aller Macht unter den Nägeln brannte.
"Jo ist leider nicht da! Da war so ein schwarzmähniges Biest..."
"Eine Klientin?"
"Ja. Ich hoffe nur, da er sich nicht allzu intensiv um sie kümmert."
Rowland verzog für den Bruchteil eines Augenblicks den Mund. Er verstand. April und ihre hoffnungslose Eifersucht...
"Ruf ihn über Autotelefon an, April. Ich würde es nicht sagen, wenn es nicht so wäre, aber es ist verdammt wichtig."
April winkte ab und atmete dabei kräftig aus, so daß sich ihr Brustkorb senkte.
"Habe ich vorhin schon versucht, Tom."
"Und?"
"Kein Erfolg. Er ist wohl mit ihrem Wagen mitgefahren." Sie seufzte "Ein schlechtes Zeichen..."
"Was ist ein schlechtes Zeichen?" fragte ein wohlvertraute Stimme und ließ sowohl April, als auch den dicken Captain vom Morddezernat Manhattan C/II augenblicklich herumwirbeln.
"Jo!" kam es über Aprils Lippen.
Die Tür war aufgegangen und der Privatdetektiv mit schnellen Schritten hereingekommen. Noch mit dem Schwung dieser Bewegung warf er den Mantel in irgendeine Ecke und wandte sich an
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