Promises - Nur mit dir (German Edition)
zum Teufel wir da tun.« Alice begann zu protestieren, aber Ann fiel ihr ins Wort. »Es ist wahr. Ich hatte nie vor, Mathelehrerin zu werden. Es hat sich einfach so ergeben. Die unteren Klassen kann ich gut unterrichten, aber ich muss gestehen, dass mir fortgeschrittene Algebra und Differenzialrechnung zu hoch sind.« Sie schaute zu Roger hinüber.
Er nickte. »Das stimmt. Ich bin Biologe. Und ich komme mit Chemie zurecht. Aber Physik übersteigt meine Fähigkeiten.«
Alice begann jetzt von Neuem. »Ann und Roger haben ihr Bestes getan, aber Tatsache ist, dass wir den Schülern damit einen schrecklich schlechten Dienst erweisen.« Alle Anwesenden nickten.
Ann ergriff erneut das Wort. »Wir haben nicht allzu viele Schüler, die es bis zur Differentialrechnung schaffen oder Physik belegen wollen, aber ein paar gibt es schon. Viele Schüler haben Schwierigkeiten, und ich war nie in der Lage, ihnen angemessen zu helfen.« Ich erinnerte mich daran, dass Ringo gesagt hatte, seine Lehrerin wisse rein gar nichts. Mir war nicht klar gewesen, dass er recht hatte. »Aber in diesem Jahr hatten ein paar Schüler plötzlich Einsen. Sie fingen an,
mich
bei Fehlern zu erwischen.« Sie wurde rot. »In einer Klasse voller Highschool-Schüler ist das kein Spaß, das kann ich Ihnen sagen. Und es dauerte nicht lange, bis wir alles über Sie hörten.«
»Sie wollen also, dass ich unterrichte?« Ich wusste, dass das eine dumme Frage war, aber irgendwie bekam ich es nicht in den Kopf. Ich war mir so sicher gewesen, dass ich in eine Schlacht zog. Ich hatte mich immer noch nicht ganz erholt.
»Arbeitsbeginn wäre zur Halbjahresmitte im Januar. Ich habe Ihnen ein Informationspaket über Leistungen und Gehalt zusammengestellt. Wir können Ihnen nicht viel zahlen. In Boulder oder Fort Collins könnten Sie als Lehrer mehr verdienen, aber da Sie bereits hier in Coda wohnen, dachten wir, dass wir Sie vielleicht überzeugen könnten.« Sie reichte mir einen Aktenordner voller Papiere. »Nehmen Sie sich Zeit, um darüber nachzudenken, und besprechen Sie es mit Ihrer Familie. Sie können mich bis dahin jederzeit anrufen, wenn Sie noch Fragen haben.«
»Die Tatsache, dass ich schwul bin, stellt kein Problem dar?«
Mr Stevens war derjenige, der antwortete, und mir wurde klar, dass er wahrscheinlich eigens aus diesem Grund zu dieser Versammlung hinzugezogen worden war. »Vonseiten der Schule ist es kein Problem. Ich will Sie nicht anlügen – es wird Eltern geben, die sich beschweren werden. Nicht viele, aber ein paar. Doch genau wie bei der Teilnahme an der Band handelt es sich bei Physik, fortgeschrittener Algebra und Differenzialrechnung um Wahlfächer. Die Eltern können also selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder in Ihren Unterricht schicken. Wenn ihnen ihre persönlichen Vorurteile wichtiger sind als die Förderung der Ausbildung ihrer Kinder, nun, dann ist das offen gesagt nicht unser Problem. Ich werde Sie nicht anlügen, Jared. Es ist nicht immer leicht. Kinder können gemein sein und ihre Eltern auch. Aber die Arbeit als Lehrer kann auch sehr bereichernd sein.«
»Ich, ähm …« Ich war in diesem Moment nicht gerade wortgewandt. »Das mit vorhin tut mir wirklich leid. Ich hatte ja keine Ahnung. Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll.«
»Nun, wir hoffen, dass Sie Ja sagen.«
24
Ein vernünftiger Teil meines Gehirns wusste, dass ich wegen des Jobangebots begeistert sein sollte. Aber der Rest meines Gehirns, der der größere Teil zu sein schien, verspürte nichts als Angst. Ich konnte die Quelle dieser Angst nicht genau ausmachen. Teilweise waren es der Laden und das Wissen, dass ich Brian und Lizzy in Schwierigkeiten bringen würde. Dann war da noch die Gewissheit, dass es einigen Eltern nicht gefallen würde. Und nicht zuletzt meine Erinnerung an die Dinge, die einige meiner Mitschüler damals in der Schule über Mr Stevens gesagt hatten. Steckte dahinter noch mehr? Ich war mir nicht sicher. Ich wusste nur, dass mir bei dem bloßen Gedanken daran, den Job anzunehmen, der kalte Schweiß ausbrach.
Matt war überglücklich, als ich es ihm erzählte. Er hob mich ungestüm hoch und umarmte mich so fest, dass er mir fast die Rippen brach.
»Das ist ja der Wahnsinn! Und du dachtest, sie wollten dir den Kopf abreißen. Wirst du Lizzy anrufen?«
Bei dem Gedanken, es Lizzy zu erzählen, wurde mir übel. »Nicht sofort.«
»Kann ich sie anrufen?«
Ich konnte ihn nicht einmal ansehen, als ich antwortete: »Nein.«
»Warum nicht?«
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