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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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einige Schritte zu Fuß zu tun. Loreena drückte sanft die Hand ihres Vaters und stellte den Becher auf den moosbedeckten Boden. Ihr Blick schweifte in die Runde, als sie sich erhob. Die Männer schauten gedankenabwesend in die Flammen. Schweigend entfernte sie sich. Sie schlenderte den Ankerle Fluss entlang gen Süden und rieb sich den vom Reiten schmerzenden Hintern. Vielleicht konnte sie die imposanten Mauern Wölfings zwischen einigen Tannen hindurch sehen. Weshalb war sie nur so besessen davon?
    „Ihr solltet Euch nicht vom Lager entfernen.“ Mogall trat aus dem Dickicht.
    Loreena wünschte sich, seine Augen leuchten zu sehen - die lilagesprenkelten Smaragde - aber fernab vom Feuer war es zu dunkel. Die Finsternis bedrückte sie. Die eng stehenden Kiefern und Fichten schnürten ihr die Kehle zu. Die Nadelbäume waren kein Vergleich zu den Birken und Buchen des Waldes Goblins. Der Frühling war noch nicht fortgeschritten genug. Aber der Sommer würde Veränderungen bringen – in jeder Hinsicht.
    Loreena schnalzte. „Ein Mensch weniger kann Euch nur recht sein.“
    „Graf Schomul würde mich umbringen, wenn ich Euch nicht heil nach Tide zurückbrächte.“
    „Graf Schomul?“
    Mogall lächelte schweigend. Mit verschränkten Armen stand er vor ihr und blickte auf sie hinab. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie noch immer ihren Hintern rieb. Sie hörte auf, hob stolz ihr Kinn und wandte sich ab. Graf Schomul war der Letzte, an den sie denken wollte. Sicherlich schmiedete er bereits Pläne voller Rachelust. Vielleicht saß er bereits auf Tide und übernahm die Geschäfte des Landes - wohl wissend, dass König Wor bei der Rückkehr einer von ihnen sein würde und Loreena des Todes wegen Missachtung seines Befehls. Traurig beobachtete sie das fließende Ankerle Wasser. Es entsprang einer Quelle weit im Norden und suchte sich seinen Weg durch die östliche Krisis bis hin zum Medusen Meer im Süden.
    Mogall kniete sich ans Flussufer. Er nahm Wasser in die gewölbte Handfläche und trank. Auffordernd sah er zu ihr hoch. „Habt Ihr es überhaupt schon gekostet oder auch nur dem mitgebrachten Rotwein gefrönt?“ Nach einer weiteren Hand voll Wasser schüttelte er das Haupt. „Da reitet das Heer Ingrimms bis in den Norden und nimmt Schläuche voller Wein mit, anstatt etwas Sinnvolles zu transportieren.“
    Loreena hockte sich neben ihn. Ihre Augen funkelten zornig. „Weshalb seid Ihr Vampire stets arrogant und herblassend?“
    Erstaunt sah Mogall sie an.
    „Was habt Ihr in den großen Säcken, die die Pferde davon abhalten zu galoppieren?“, fragte sie unverblümt.
    Der Vampir setzte sich auf einen Moosteppich. Nachdenklich zog er die Füße heran und umschlang die Knie mit seinen Armen. Er sah Loreena nicht an, sondern blickte auf die andere Uferseite in den Ruten Hain. Ein Fuchs tauchte auf und rannte zielstrebig auf den Fluss zu. Doch als er die Eindringlinge erblickte, drehte er sofort um und verschwand unter einem Tannenzweig.
    Loreena setzte sich neben ihn und es war, als würde seine Nähe sie noch näher an ihn heranziehen. „Es tut mir Leid.“ Mogall hatte seit gestern nichts Nahrhaftes zu sich genommen. Er rettete sie aus den Klauen der Wahnsteiner und hätte Wor nach Föhn gebracht, um ihm dort Blut zur Stärkung zu geben.
    „Euer Vater ist unvernünftig.“ Als er ihr das Gesicht zuwandte, sah er ihr tief in die Augen. Da war etwas, das sie nicht beschreiben konnte: etwas Warmes, Wollüstiges.
    „Er muss Blut trinken. Sonst wird er die Reise vielleicht nicht überstehen. Zum Vampir wird er auf jeden Fall. Aber ohne Blut…“ Er führte den Satz nicht zu Ende, sondern betrachtete begehrlich ihren Mund.
    Würde er sie küssen? Sie wünschte es sich, obwohl es falsch war, gar verboten, aber dies reizte sie nur umso mehr. „Erinnert Ihr Euch nicht an Eure Wandlung? Es fiel Euch sicher auch schwer vom Mensch-Sein loszulassen.“
    Mogall nickte und berührte ihre Lippen mit seinem Finger. „Ich war ein Auserwählter – ein Dohunla. Es war nicht einfach, meine Familie zu verlassen. Doch ich habe mich schnell zurechtgefunden.“
    „Wor wird nie zu Euch gehören.“ Kaum hatte sie dies ausgesprochen, bereute sie es.
    Der Vampir verschloss ihren Mund mit seiner Hand. Erregung schwoll durch diese simple Geste in Loreene an.
    „Er ist kein Bauernsohn, wie ich es war. Wenn man König ist, kann man nicht so einfach die Fronten wechseln. Aber es bleibt ihm nichts anderes übrig.“
    Sie riss seine Hand

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