Purpurfalter
Ermattet wirkten Menschen und Vampire, doch Loreena wusste, dass sie innerlich darauf brannten, den Ankerle Fluss erneut zu durchwaten, um in die Hauptstadt Firn einzudringen.
Ein Schemen trat aus dem Dickicht. Dunkle Furchen im Gesicht. Geschwollene Augenringe. Glanzloses silbergraues Haar, das strähnig an Stirn und Wangen klebte. Wie ein Greis schleppte sich der Schemen vorwärts und ließ sich in den Schnee sinken. Wor!
~~~
Loreena sprang auf. Hastig lief sie um die kauernden Männer herum. Sie hockte sich vor ihren Vater und legte ihre Hand auf seinen Arm. „Geht es dir gut? Du siehst erschöpft aus. Wo warst du so lange? Was hat Mogall…“
Er hob den Zeigefinger, um ihren Frageschwall zu unterbrechen. „Wir erklären die Taktik, wenn ich geruht habe.“
Sie setzte erneut an, um Näheres über sein langes Fortbleiben zu erfahren, aber er lehnte sich gegen eine vereiste Felswand und schloss demonstrativ die Augen. Erbost hielt sie nach Mogall Ausschau. Er stand abseits bei seinem Rappen und befingerte die Satteltaschen. Loreena hastete zu ihm.
„Weshalb ward Ihr so lange fort? König Wor geht es schlecht.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften.
Erstaunt sah Mogall sie an. Er grinste müde und löste den riesigen Sack vom Sattel. Lautlos fiel dieser in den Schnee. „Er ist zu schwach, um mit nach Firn zu reiten. Dennoch weigert er sich sowohl Blut zu trinken als auch hier bei Euch zu bleiben.“
Loreena schloss ihre Augen zu katzenhaften Schlitzen. „Ich – werde mitreiten.“
„Niemals!“, antwortete er scharf.
„Ich werde Euch nie wieder mit meinem Vater alleine lassen. Hört Ihr? Nie wieder!“
Plötzlich trat der Vampir auf sie zu. Zärtlich nahm er ihr Gesicht in die Hände und lächelte sanftmütig. Loreena erstarrte. Was hatte er vor? Würde er nun den Höhepunkt zurückfordern, den er ihr geschenkt hatte? Sie fürchtete sich davor, aber nur, weil sie so unerfahren war.
„Es wird Zeit, dass Ihr lernt mir zu vertrauen. Ich habe von Graf Schomul den Auftrag erhalten, König Wors Plan, seinen Sohn Lomas aus der Gefangenschaft Nebelhorns zu befreien, zum Erfolg zu verhelfen. Wie ich bereits beim Verlassen Tides zu Eurem Vater sagte, sind des Grafen Anweisungen Gesetz.“
Mit dem Daumen zeichnete er ihre Lippen nach. Dann benässte er den Finger mit seiner Zungenspitze, ließ ihn als Vorbote in Loreenas Mund gleiten und küsste sie, ohne den Daumen zu entfernen. Sie versuchte ihre Hände gegen seine Schultern zu drücken, um ihn wegzustoßen. Doch überwältigt von der Wärme, die sich in ihr ausbreitete, ergriff sie stattdessen seinen Kragen und hielt sich daran fest. Sie wollte diesen Moment auskosten. Sein Daumen schob sich unter ihre Zunge, hob sie an, so dass seine Zunge sie umschlängeln konnte, anfänglich behutsam, doch dann schnell und leidenschaftlich. Immer wieder schob er seinen Speichel in ihren Mund, verteilte ihn auf ihrem Zahnfleisch und führte dann den zweiten Daumen in sie ein. Mit beiden Fingern drückte er ihre Wangen weiter auseinander und öffnete somit ihren Mund noch weiter. Sie sah aus, als würde sie lächeln. Ihre Lippen schoben sich über die Zähne. Er legte den Kopf schräg, damit er tiefer mit der Zunge in ihren Rachenraum eindringen konnte. Sie würgte leicht, wann immer er ihrem Gaumen zu nahe kam. Er hinderte sie an einer Flucht, indem er ihre Wangen mit den Händen - die Daumen innen und die restlichen Finger außen - festhielt. Sie fühlte sich ihm auf eine bittersüße Weise ausgeliefert. Er bedeutete keine wirkliche Gefahr, konnte sie doch um Hilfe schreien, ihm zwischen die Beine treten oder eine seiner Waffen, die hinter ihm am Sattel hingen, ergreifen. Sie lieferte sich ihm selbst aus, gab sich ihrer eigenen Lust hin, die er zu wecken wusste und genoss seine Überlegenheit, die sie ihm gewährte. War sie ihm mit dieser freien Entscheidung nicht überlegen, obwohl es genau den gegenteiligen Eindruck machte?
Sie schmunzelte tief in sich hinein, als er die Daumen aus ihrem Mund zog, sie gierig an seinen Körper drückte und küsste, diesmal sinnlich und sanft, fast so, als wollte er ihr danken für die Hingabe und ihr Vertrauen, dass er nicht zu weit gehen und mit seiner Zungenspitze ihr Gaumenzäpfchen berühren würde.
Unvermittelt ließ er von ihr ab, schaute sie prüfend an und drückte sie dann hinunter. Und Loreena ließ es geschehen. Nun kniete sie vor Mogall im Schnee. Ein seltsames Gefühl nahm sie gefangen. Es prickelte in ihrem ganzen
Weitere Kostenlose Bücher