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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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und hockten halb erfroren im Schnee, um sich von einem Vampir belehren zu lassen. Die Nacht zog in den Gallen Forst ein. Die Finsternis brachte Frost. Eisblumen zierten die Schneedecke. Die Männer bibberten vor Kälte. Sie schüttelten die Köpfe und winkten ab. Besorgt beobachtete Loreena das Szenario. Wor verlor durch sein Vertrauen in den Vampir an Achtung.
    Unbeeindruckt zog Mogall den Mantel an. „Dies ist die offizielle Kleidung Frostlandes. Nur durch die an der Pökel’schen Seenplatte lebenden Eisbären und dessen Fell sind die Bewohner des kältesten Krisis Gebiets in der Lage, dem Frost zu trotzen.“ Seine Finger strichen über den Ärmel.
    Einer der Männer schrie in die bedrohliche Stille hinein: „Wir werden in Firn einfallen und die Stadt niedermetzeln. Lange Mäntel und Kapuzen behindern uns nur beim Kämpfen. Ingrimm braucht so einen Unsinn nicht!“
    „Erinnert Euch der Eismauern.“ Klavorn trat neben Mogall, ebenfalls in einen Eisbärmantel gehüllt. „Ausschließlich die Bewohner Frostlandes besitzen die Pelze, da nur sie an die Eisbären herankommen. Sie werden denken, wir sind ihresgleichen.“
    „Wir sind keine Feiglinge, die sich einschleichen.“ Artin hob die Faust. „Wir überrennen sie.“
    Mogall beugte sich zu ihm hinunter. „So etwas nennt man Überraschungsmoment.“ Abfällig lächelte er ihn an und richtete sich wieder auf. „Ihr bedenkt nicht, dass die Mauern aus Eis sind.“
    „Was hat dies mit unserer Taktik zu tun?“ Loreena zuckte mit den Schultern. „Unter der Eisschicht befindet sich eine Festung wie die Tides. Es macht keinen Unterschied…“
    „Doch, das macht es!“ Hustend streifte König Wor einen Pelz über. „Ihr alle solltet Mogalls Worten lauschen und nicht voreilig urteilen. Weise spricht er.“
    Erstaunt guckten die Männer ihn an. Das Tuscheln verstummte abrupt. Ihre Münder blieben offen. Da stand ihr König vor ihnen, in denselben Mantel gehüllt wie die Vampire, und sah aus wie einer von ihnen. Kreidebleich schaute Wor über ihre Köpfe hinweg - mit Stolz und aufrechter Haltung. Die Augen verklärt. Die Lippen blau angelaufen. Die Männer tauschten ängstliche Blicke aus. Selbst Loreena war bestürzt. Konnte sich ihr Vater plötzlich erholt haben? Förderte die bevorstehende Befreiung Lomas’ seinen Genesungsprozess? Doch noch während sie dies dachte, überkam ihn eine Hustenattacke. Gekrümmt stand er vor den Versammelten in der Finsternis Gallen Forsts und hielt sich den Bauch. Von einem Moment auf den anderen fiel das Vampirische von ihm ab. Wie ein Todgeweihter hielt er sich die Hand vor den Mund, bis der Anfall vorüber war.
    Mogall schaute Loreena an. „Man muss seine Feinde verdammt gut kennen, um einen Angriff erfolgreich durchzuführen. Ihr wisst nichts über Frostlande. Hochmütig…“
    „Wählt Eure Worte mit Bedacht und seid nicht immer so herablassend.“ Der Schnee ließ die Nacht heller erscheinen. Loreena dankte ihm dafür, denn sonst hätte sie den Vampir nicht mehr sehen können. „Es ist bereits dunkel. Wir müssen dringend losreiten oder bis morgen Nacht warten.“
    Erstaunt hob Mogall die Augenbrauen. „Wir?“ Er schüttelte das Haupt, ohne seinen Blick von ihr zu nehmen. „Die Mauern Nebelhorns sind aus Eis, nicht aus Stein. Die gesamte Feste wurde aus Eisblöcken erbaut, was nicht unser eigentliches Problem ist.“
    „Ich werde mitkommen, Mogall!“ Kampflustig stemmte sie die Hände in die Hüften und straffte ihre Schultern.
    „Nein.“ Bevor sie erneut widersprechen konnte, fuhr er fort: „Das Gefängnis besteht aus niedrigen Zellen. Die Mauern sind wie alles aus Eisblöcken, doch sie sind aus dem glasklaren Wasser der Pökel’schen Seenplatte gefertigt...“
    König Wor hob mahnend den Zeigefinger. „.. und daher durchsichtig.“
    Ein Raunen ging durch die Reihen. Die Männer Ingrimms schauten sich an und schüttelten erstaunt die Köpfe. Wie sollten sie dieses Hindernis überwinden? Weshalb entzog sich diese Tatsache ihrer Erkenntnis? Resignierend ließen sie die Schultern hängen.
    „Jede Bewegung im Gefängnis wird durch Wachen auf dem Dach sofort wahrgenommen.“ Fasziniert erzählte Klavorn von seiner ehemaligen Heimatstadt. „Ohne Tarnung in Firn einzufallen würde Lomas’ Tod bedeuten. Mag sein, dass sie ihn fortschaffen und an einem geheimen Ort verstecken würden, aber ich kenne die Bastarde besser. Keinen Moment würden sie zögern, ihn im Ankerle Fluss zu ertränken oder ihn in der Kristall

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