Purpurfalter
aufzusteigen und ihren König zu begleiten, sondern sie liefen in den Wald, um Wor den Rücken zu kehren. Traurig stieg sie auf und sah Mogall an. Er stand immer noch mit ihrem Vater und Klavorn in der Mitte der Versammlung, ungläubig über Loreenas Widerspenstigkeit.
„Ich reite jetzt los. Wer mich begleiten möchte, kann das tun. Wer es bevorzugt zu warten, dem ist dies freigestellt.“ Schon gab sie dem Gaul die Sporen. Er trabte zwischen den Männern hindurch und scheuchte einige von ihnen auf. Schon verschwand sie zwischen den schneebedeckten Tannen.
Plötzlich hörte sie - aufgrund des Schnees – nur gedämpftes Pferdegetrampel hinter sich. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in ihr breit. Folgten ihr frostländische Grenzwachen? Als Mogalls Gesicht neben ihr auftauchte, fühlte sie sich erleichtert.
„Ihr seid stur wie ein Esel.“ Widerwillig reichte er ihr einen Mantel aus Eisbärfell. „Zieht ihn an. Verflucht! Weshalb habe ich Euch nur erlaubt mitzukommen?“
Wor, Klavorn und die anderen Vampire holten auf. Bald war Loreena umzingelt von Männern in Pelzen. „Zu Eurer Belustigung. Erinnert Ihr Euch nicht? Und habe ich Euch nicht vorhin ein befreiendes Lächeln abgerungen?“ Aufmüpfig reckte sie ihr Kinn in die Höhe.
„Oh ja, Ihr leistet gute Dienste“, antwortete er auf ihre zweideutige Frage mit einem lüsternen Timbre in der Stimme. „Jetzt muss ich auf König Wor und Euch Acht geben.“
„Ich bin es gewohnt zu stören.“ Loreena gab ihrem Schimmel die Sporen und ritt schnell durch den Ankerle Fluss. Eiskaltes Wasser spritzte ihr in die Stiefel. Eine frostige Brise wehte über den Flusslauf und ließ die Kälte der Quelle im Norden erahnen. Am Ufer, auf der Seite der nördlichen Krisis, zog sie den Mantel an. Während die Vampire mit Wor voranritten, wartete Mogall auf Loreena. Sie stülpte die Kapuze über und folgte den anderen. Der Vampir begleitete sie schweigend und sie genoss seine Nähe und Aufmerksamkeit.
Die Gruppe tastete sich langsam vorwärts. Noch deckte der Gallen Forst sie, doch die Tannen konnten auch Grenzwachen verstecken. Sie spähten in alle Richtungen, die Hände um die Griffe ihrer Waffen gepresst. Die Brise, die den Verlauf des Ankerle Flusses zur Frostschneise machte, ebbte im Forst ab. Sie würde die Einheit erst wieder umwehen, wenn sie Gallen verließen, um über die Ebene Fallbö gen Firn zu galoppieren.
Loreena schwitzte unter dem Mantel. Um ihre Aufregung zu unterdrücken, dachte sie an die Eisbären der Pökel’schen Seenplatte, die der Kälte trotzten. Kein Mensch war in der Lage in der Kristall Eiswüste zu überleben und im Wasser der Seenplatte zu baden. Sie fragte sich, ob selbst die Vampire, die den Frost weitaus besser ertrugen, die Kälte überstehen würden. Konnten Vampire erfrieren? Sonnenlicht mochte sie töten. Weihwasser ebenfalls. Aber was war mit Frost?
Loreena sah das Ende des Gallen Forst. Der Nadelwald lichtete sich. Durch die Finsternis erhaschte sie einen vagen Blick auf die Lichter Nebelhorns. Die Leuchtkegel, die wie Irrlichter anmuteten, verschwammen im Schneegestöber, das die Ebene Fallbö zu einer Tortur machen würde.
Plötzlich brach ein Sturm los. Doch er war kein Bote der Natur. Speere hagelten auf die Gruppe nieder. Kriegsgeschrei drang von allen Richtungen an ihre Ohren. Was geschah hier? Loreena sah sich hilflos um. Griffen die eigenen Truppen an, weil sie König Wor nicht mehr folgten? Frostländer hätten doch wegen der Mäntel keinen Verdacht hegen müssen.
Vor ihr traf ein Pfeil in Mogalls Oberarm. Sie wartete darauf, purpurnes Blut seinen Arm hinunterlaufen zu sehen. Wutschnaubend riss er den Pfeil heraus. Er hielt ihn in die Luft und schrie. Schon preschten die Vampire auseinander. Reiter galoppierten hinter den Tannen hervor. Die Hufe wirbelten Schnee auf. Klingen stießen aufeinander und Loreena kam sich überrumpelt vor.
Mogall warf den Pfeil vor ihr auf den Boden. „Kämpfe!“ Schon zog er seinen Zweihänder unter dem Eisbärpelz hervor. Hoch über ihr Haupt hielt er die Klinge. Bedrohlich wirkte seine imposante Statur mit erhobenen Händen und tödlicher Waffe. Loreena war nicht in der Lage sich zu bewegen. Als wäre sie auf ihrem Schimmel festgefroren, beobachtete sie Mogall ungläubig. Was hatte er vor? Nutzte er die Gelegenheit des Kampfes aus, um sich ihrer zu entledigen? Sie musste nach ihrem Schwert greifen. Aber was hatte ein Kurzschwert für eine Chance gegen einen Zweihänder? Panisch
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