Purpurfalter
schaute sie sich um. Die Vampire, allesamt in Zweikämpfe verstrickt, schenkten ihr keine Beachtung. Ihr Vater - wo war ihr Vater? Aber er wäre zu schwach, um ihr zu helfen. Vielleicht sollte sie nach Klavorn rufen. Verflucht! Was…
Schon hieb der Zweihänder auf sie nieder. Mit rasender Geschwindigkeit sauste die Klinge auf ihren Schädel zu, bereit, diesen in zwei Hälften zu spalten. Loreena war außerstande sich zu bewegen. Nicht einmal zittern konnte sie. Ohnmächtig umfasste sie den Griff ihrer Waffe und blickte auf den Zweihänder. Doch die Klinge zischte an ihrem Ohr vorbei. Ein Aufschrei hinter ihr ließ sie herumfahren. Ein reiterloses Pferd flüchtete in Richtung des Ankerle Flusses. Mit blutüberströmtem Schädel lag ein Mann im Pelzmantel auf dem Boden Gallens. Tot.
„Verdammt! Habt Ihr Eure Waffe im Lager gelassen oder worauf wartet Ihr?“ Eine Zornesfalte zierte Mogalls Stirn. Er ritt neben Loreena und umfasste ihre Schulter. Unsanft schüttelte er sie. „Die Grenzwache Frostlandes ist gut getarnt mit den weißen Mänteln in dieser Schneelandschaft, dazu noch bei Finsternis und innerhalb des Forsts.“
Loreena entgegnete nichts. Der Schreck saß tief. Sie hatte nicht reagiert, weil sie erneut Mogalls Loyalität angezweifelt hatte. Ingrimm hätte sich nie Valkenhorst unterwerfen dürfen. Vertrauen zwischen Mensch und Vampir war so gut wie unmöglich.
Plötzlich gab Mogall ihr eine Ohrfeige. „Furcht bedeutet Tod. Ihr solltet zurück zum Lager reiten. Ihr seid eben doch eine Frau, dazu noch eine aus Küstenmark…“
Loreena zückte ihr Kurzschwert. Ihr Atem kam kurz und stoßweise. Abfällig rümpfte sie die Nase und legte ihm die Klinge an die Kehle. „Wagt das nicht noch einmal, Mogall!“
„Jetzt ist nicht die Zeit zu streiten.“ Blitzschnell stieß er ihre Waffe beiseite, zog ihren Oberkörper heran und küsste sie. Kalt und feucht drang seine Zunge in sie ein, füllte ihre Mundhöhle. Wild und herrisch umschlängelte er ihre Zunge, als wollte er ihr zeigen, wer der Stärkere ist und drückte gleichzeitig sein Verlangen nach ihr, dem Wildfang, aus, und ließ ihr Herz höher schlagen. Dann gab er sie frei. „Kämpft, Loreena. Kämpft!“ Kreischend ritt er zwischen den Tannen hindurch. Wie von Sinnen hieb er seinen Zweihänder auf frostländische Wachen nieder, bereit für seinen Auftrag zu sterben. Doch dieser Auftrag brachte Valkenhorst Nachteile.
Loreena hatte keine Zeit über Graf Schomuls Pläne nachzudenken. Sie ritt auf Klavorn zu, der gegen zwei Wachen kämpfte. Schon hieb sie ihr Kurzschwert nach einem der Männer Frostlandes. Er parierte leichthändig. Gegen sein Langschwert besaß sie keine Chance, aber sie würde nicht freiwillig aufgeben. Kapitulation bedeutete Tod.
Loreena führte ihren Schimmel näher an eine Tanne heran. Während sie mit der rechten Hand das Schwert führte, griff sie mit der Linken nach einem Zweig. Noch bevor sie den Ast zu fassen bekam, bäumte sich ihr Pferd auf. Sie war gezwungen, mit der Linken die Zügel zu nehmen. Panik breitete sich in ihr aus. Ihr Gegner zwang sie rückwärts auszuweichen. Sie parierte nur noch. Kein Gegenangriff war möglich. Das Tänzeln des Gauls forderte ihre gesamte Konzentration, um Balance zu halten. Sie musste die Zügel loslassen, um genügend Kraft für die Schläge aufzubringen. Sie musste loslassen. Loslassen.
Loreena holte tief Luft und umfasste den Griff ihres Kurzschwertes mit beiden Händen. Kraftvoll schlug sie auf ihren Gegner ein. Gleichzeitig gab sie dem Schimmel die Sporen. Der frostländische Bastard durfte seine Konzentration nicht wieder finden. Er musste aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Der Mann parierte ihre Hiebe grinsend. Seine widerlich lachende Fratze lugte aus der Kapuze des Fellmantels hervor. Bis ihm von hinten das Haupt vom Rumpf getrennt wurde. Sein lebloser Körper fiel vom Pferd. Dankbar nickte Loreena Mogall zu.
Nun erst bemerkte sie, dass die Kämpfe beendet waren. Emotionslos saß die Delegation Valkenhorsts auf ihren Rappen und schauten sich das blutige Szenario an.
König Wor ritt neben Loreena und Mogall. „Die Nacht schreitet schnell voran. Wir sollten es ebenfalls tun.“
Mogall nickte ihm zu. Gemeinsam trabten sie aus dem Gallen Forst hinaus, gefolgt von Klavor, Loreena und den Vampiren; die Waffen versteckt unter frostländischer Maskerade. Eisige Böen hießen sie auf der Ebene Fallbö willkommen. Die Pferde rutschten auf den Eisflächen aus. Nur schwerlich konnten
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