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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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wieder hinter den Tresen sinken und hielt den Atem an. Die Kraftprobe war in eine Sackgasse geraten. Einer – oder etwas – musste nachgeben. Wohin würde das Ganze also führen? Wer war der Bessere?
    Dann hörte ich, noch in der Ferne, den Klang der Kavallerie. Polizeisirenen. Wundervolle Sirenen. Brison musste Verstärkung angefordert haben. Oder vielleicht der Portier über den Notruf. Egal, wer oder wie …
    Was wirst du jetzt tun, Zamboni?
    Ich hatte ja keine Ahnung, dass er es schon getan hatte.

83
    Würde Zambratta versuchen, sich den Weg freizuschießen? Oder würde er mit dem Fahrstuhl wieder nach oben fahren und sich vielleicht eine Geisel aus einer der Wohnungen nehmen? Das wäre ein leichtes Spiel für ihn.
    Konnte er die sich nähernden Sirenen hören? Selbst wenn nicht, musste er wissen, dass er nicht im Fahrstuhl bleiben konnte. Er war am Zug. Er musste auf jeden Fall etwas unternehmen.
    Das dachte Brison wohl auch.
    »Du kannst da nicht drinbleiben, Zambratta!«, rief er zur geschlossenen Fahrstuhltür. »Komm mit erhobenen Händen raus!«
    Es war sein Wunschdenken, vermutete ich, doch ich konnte Brison den Versuch nicht verübeln.
    »Du hast uns zu viel Zeit gelassen«, fuhr Brison mit zuversichtlicherer Stimme fort. »Wir haben Männer auf allen Stockwerken verteilt. Du kannst nirgendwo mehr hin.«
    »Willst du nicht in mein Wohnzimmer kommen?«, fragte die Spinne die Fliege.
    Ich war so auf Brison konzentriert, dass ich aus dem Augenwinkel heraus kaum die noch funktionierende Hälfte des Bildschirms wahrnahm, auf der die Drehtür gezeigt wurde.
    Dort nämlich bewegte sich die Tür.
    Zuerst dachte ich, es wäre Brisons Verstärkung. Die Kavallerie war eingetroffen!
    Aber nein – ich sah nur eine Person, und die trug keine Uniform, sondern einen Anzug.

    Oh, Mist! Einer der Bewohner, der nach Hause kommt. Das ist übel!
    »Gehen Sie wieder nach draußen!«, wollte ich rufen, tat es aber nicht.
    Ich erkannte den Mann, der durch die Drehtür kam. Er wohnte nicht in diesem Haus.
    »Brison!«, rief ich stattdessen und sprang hinter dem Tresen auf. »Hinter Ihnen!«
    Doch es war zu spät.
    Es war Brison, der Zambratta zu viel Zeit gelassen hatte. Der Mörder hatte seine eigene Kavallerie, seine eigene Verstärkung gerufen.
    Wie hätte ich diesen Mann je vergessen können? Es war der kaltblütige Mörder aus Lombardo’s Steakhouse.
    Entsetzt musste ich mit ansehen, wie er in aller Seelenruhe zweimal auf Brison schoss. Gott, er hatte es echt drauf mit seiner Waffe.
    Links von mir hörte ich, wie sich die Fahrstuhltüren schließlich öffneten. Zambratta kam herausgeschlendert.
    »Wird aber auch Zeit«, murmelte er seinem Kumpan zu.
    Die Sirenen im Hintergrund kamen näher, waren aber noch nicht nah genug, als Zambratta zu mir trat.
    »Polizeischutz. Wird weit überschätzt, wenn du mich fragst«, spottete er und hob die Waffe an mein Gesicht.

84
    Langsam öffnete ich die Augen, irgendwie froh, dass ich noch welche hatte, die ich öffnen konnte. Meine Lider fatterten wie in einem Stummfilm. Alles war verschwommen. Selbst die Stimmen um mich herum wirkten verschwommen, sofern das überhaupt möglich war.
    Wo war ich? Na, zumindest war ich irgendwo.
    Mein Kopf tat tierisch weh. Als ich vorsichtig an meinem Haaransatz entlangtastete, spürte ich eine dicke Beule von der Größe eines Tennisballs. Ich vermute, Zambratta hatte mich mit dem Knauf seiner Waffe niedergeschlagen.
    »Sieh mal, wer da wach geworden ist«, sagte jemand. »Unser Dornröschen.«
    Plötzlich klärte sich mein Blick. Ich sah genau, wo ich war. Und bei wem. Ich wünschte, ich hätte nichts von alldem gesehen.
    Ich saß hinten in einer Stretchlimousine, der Geschwindigkeit nach zu urteilen, befanden wir uns bereits außerhalb der Stadt. Was die Sache noch etwas schlimmer machte, war, dass der Wagen nach Zigarrenrauch und aufdringlichem Rasierwasser stank.
    Rechts von mir saß Zambratta, gegenüber von uns, mit überkreuzten Beinen und selbstgefällig verschränkten Armen, sein Boss. Der Boss.
    Joseph D’zorio.
    »Wissen Sie, wer ich bin, Nick?«, fragte D’zorio. Mir fiel auf, dass seine gesunde Gesichtsfarbe gut zu seinem zurückgekämmten grauen Haar passte. Den Kerl umgab in sprichwörtlichem Sinne ein Glanz.

    Ich nickte. »Ja, ich weiß, wer Sie sind.«
    »Natürlich wissen Sie das.« Er lächelte. »Besser wäre, Sie wüssten es nicht. Genau das ist eigentlich Ihr Problem – Sie kennen mich zu gut.«
    Mein Hemd war

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