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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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sich an Espe vorbei und sah ihn unwillig von der Seite an. »General Carpi, dieser Nordmann sagt, er müsste dich sprechen.«
    »Tatsache?« Der Getreue betrachtete Espe kurz, dann beschäftigte er sich wieder damit, seine Münzen aufzustapeln. »Und wieso würde ich wohl mit so einem reden wollen? Wirf mir die Würfel noch mal rüber, Victus, ich bin noch nicht fertig.«
    »Das ist das Problem mit Generälen.« Victus war kahl wie ein Ei und ausgemergelt wie die Hungersnot persönlich, trug zahllose Ringe an den Fingern und Ketten um den Hals, die jedoch nicht dazu beitragen konnten, sein Aussehen zu verbessern. »Sie wissen nie, wann sie fertig sind.« Damit rollte er die Würfel wieder über den Tisch, und ein paar seiner Kumpel glucksten.
    Der Wächter schluckte. »Er sagt, er weiß, wer Prinz Ario getötet hat!«
    »Ach, tust du das? Wirklich? Und wer war es?«
    »Monzcarro Murcatto.« Mit einem Ruck wandten sich die ganzen gefährlichen Gesichter zu Espe um. Der Getreue legte die Würfel sorgfältig beiseite und kniff die Augen zusammen. »Den Namen scheint ihr ja zu kennen«, stellte Espe fest.
    »Sollten wir ihn als Hofnarren einstellen oder als Lügner aufknüpfen?«, knirschte Victus.
    »Murcatto ist tot«, knurrte ein anderer.
    »Echt wahr? Da frag ich mich, wen ich denn wohl den letzten Monat über gefickt habe.«
    »Wenn du Murcatto gefickt hast, dann kann ich dir nur raten, zu ihr zurückzukehren und damit weiterzumachen.« Andiche grinste in die Runde. »Nach dem, was ihr Bruder mir erzählt hat, ist niemand im Schwanzlutschen besser als sie.«
    Das rief erneut Gelächter hervor. Espe war sich nicht sicher, wie Andiche das mit ihrem Bruder gemeint hatte, aber das war ihm egal. Er hatte sich den Verband bereits halb abgewickelt, und nun zerrte er den Rest in einem Rutsch hinunter und drehte seinen Kopf ins Licht. Das Gelächter verstummte. Inzwischen hatte er ein Gesicht, das jede Freude sofort auslöschte. »Das hier hat sie mich bisher gekostet. Für eine Handvoll Silber? Scheiß drauf, ich bin nicht halb so blöde, wie sie glaubt, und ich habe immer noch meinen Stolz. Ich bin mit der Schlampe fertig.«
    Der Getreue Carpi sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Beschreib sie.«
    »Groß, dünn, schwarze Haare, blaue Augen, guckt meistens grimmig. Hat auch eine ziemlich scharfe Zunge.«
    Victus machte eine abfällige Bewegung mit seiner beringten Hand. »Das weiß ja wohl jeder!«
    »Sie hat eine gebrochene rechte Hand und überall Narben. Weil sie eine Klippe heruntergestürzt ist, sagt sie.« Espe piekte sich den Finger in den Bauch und ließ Carpi nicht aus den Augen. »Genau hier hat sie eine Narbe, und auf dem Rücken das passende Gegenstück. Sie sagt, die Wunde hätte ihr ein Freund verpasst. Hätte sie mit ihrem eigenen Dolch durchbohrt.«
    Carpis Gesicht war so finster wie das eines Leichenbestatters. »Du weißt, wo sie ist?«
    »Jetzt mach mal halblang«, unterbrach Victus, der noch weniger glücklich aussah als sein Befehlshaber. »Du willst damit sagen, Murcatto wäre noch am Leben?«
    »Ich hatte schon so ein Gerücht gehört«, sagte der Getreue.
    Ein großer, dunkelhäutiger Mann mit langen Stricken eisengrauen Haars erhob sich ruckartig vom Tisch. »Ich habe alle möglichen Gerüchte schon gehört.« Er sprach langsam, und seine Stimme war tief wie das Meer. »Gerüchte und Tatsachen sind zwei verschiedene Dinge. Wann hattest du Drecksack die Absicht, uns davon zu unterrichten?«
    »Wenn ihr es verdammt noch mal wissen musstet, Sesaria. Wo ist sie?«
    »Auf einem Gehöft«, sagte Espe. »Vielleicht eine Stunde entfernt, wenn man schnell reitet.«
    »Wie viele Leute hat sie bei sich?«
    »Nur vier. Einen quengelnden Giftmischer und seine Gehilfin, fast noch ein Mädchen. Eine rothaarige Frau namens Vitari und eine braune Schlampe.«
    »Wo genau?«
    Espe grinste. »Tja, deswegen bin ich hier, nicht wahr. Um euch das
Wo-genau
zu verkaufen.«
    »Mir gefällt der Geruch dieser Scheiße nicht«, zischte Victus. »Wenn ihr mich fragt …«
    »Das tue ich aber nicht«, knurrte der Getreue, ohne sich umzusehen. »Was verlangst du dafür?«
    »Den zehnten Teil des Kopfgelds, das Herzog Orso für den Mörder von Prinz Ario ausgesetzt hat.«
    »Nur ein Zehntel?«
    »Ich würd mal sagen, ein Zehntel ist wesentlich mehr, als ich aus ihr selbst rauspressen könnte, aber nicht genug, als dass ihr mich dafür umbringen würdet. Ich will nicht mehr als das, was ich lebend wegtragen kann.«
    »Weise«, sagte

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