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Rachel Morgan (9) - Blutdämon

Rachel Morgan (9) - Blutdämon

Titel: Rachel Morgan (9) - Blutdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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sich in Flocken von dem saugfähigen schwarzen Tuch, das er sich um den Oberarm gebunden hatte. Es sah aus wie ein Schuhputzlappen, und ich war mir sicher, dass er ihn aus seinem Koffer geholt hatte, den wir mit dem Rest unseres Gepäcks einfach auf den Rücksitz geworfen hatten, bevor wir aus St. Louis verschwunden waren. Zumindest war sein Gesicht sauber. Selbst aus seinen Ohren war Blut getropft. Er hatte aus den Ohren geblutet! Was hatten sie versucht, ihm anzutun?
    Ich bewegte mich, und mein Fuß stieß an die Fast-Food-Tüte, die zur Hälfte mit Wasserflaschen, Kaffeebechern und Schokoriegel-Verpackungen gefüllt war. Der Geruch von Pommes, der sich mit getrocknetem Blut verband, erinnerte mich irgendwie an meinen Abschlussball. Ich hätte Hunger gehabt, hätte sich mein Magen bei den Nachrichten aus St. Louis nicht so verkrampft.
    »Experten erklärten, dass die Ursache bei einem Klebemittel zu suchen ist, das sich in Salzwasser auflöst«, sagte die Frau im Radio, ihre Stimme eine Mischung aus drängendem Drama und kühlem Journalismus. »Dieses Haftmittel wird routinemäßig in großen Straßenbauprojekten abseits der Küstenlinien benutzt. Es wird vermutet, dass das Salz, das verwendet wurde, um die Gehwege zu enteisen, in den Boden eingedrungen ist und über die Jahre die Fundamente angegriffen hat, bis es schließlich zur heutigen Katastrophe kam.«
    Salzwasserlösliches Haftmittel, dachte ich finster. Das war Inderlander-Sprache für einen magischen Unfall. Es war besser, den Menschen keine Angst zu machen. Trotz all der Integration und den Gleichheitsgrundsätzen, denen wir folgten, gab es doch immer noch Geheimnisse und versteckte Hässlichkeiten.
    Jenks ließ auf dem Rückspiegel seine Flügel brummen. »Macht es jemandem was aus, wenn wir den Sender wechseln? Sie wiederholen sich nur noch.«
    Sein Tonfall war bedrückt, und ich schaute zu Ivy. Sie hatte den Sender eingestellt. Auf dem Rücksitz seufzte Trent, leerte eine Flasche mit Geschmackswasser, das mit Vitamin B und komplexen Aminosäuren oder irgendwas angereichert war, schraubte den Deckel drauf und warf sie mir zu, damit ich sie zum Rest des Abfalls stopfen konnte. Ivy schaltete mit einer fast schon vampirisch schnellen Bewegung das Radio aus.
    Ich blinzelte in der plötzlichen Stille wieder aus dem Fenster, ohne die weiten Grasfelder wirklich zu sehen. Sie wirkten heiß unter der Spätnachmittagssonne, und ich wünschte mir, ich hätte eine Sonnenbrille, um das grelle Licht auszugleichen.
    Ich hätte ja Trents aufgesetzt, aber dann wollte er sie wahrscheinlich zurück. Ich wusste einfach nicht mehr, was ich von ihm halten sollte. Der dritte Killer war nicht mehr beim Auto gewesen, als wir es stolpernd erreicht hatten. Weder Trent noch Ivy oder Jenks hatten gefragt, was passiert war, und ich würde nicht freiwillig zugeben — besonders nicht gegenüber Trent —, dass ich fast gestorben war. Ich hatte nicht gewusst, dass Elfenmagie so hinterhältig tödlich sein konnte, und eine neue Wachsamkeit, oder vielleicht eher neuer Respekt, ließ mich nachdenklich werden.
    Bedrückt zog ich meine Tasche mit dem Frühwarnamulett höher auf meinen Schoß. Das Kraftlinienamulett leuchtete kurz auf, als es in den Bereich meiner Aura eindrang. Dank ihnen hatte Jenks nach dem Sprengungszauber gesucht und ihn gefunden, bevor er explodieren konnte, um danach auch noch die Wanze zu entfernen, die sie für den Fall angebracht hatten, dass wir die Bombe fanden. lvy war ziemlich sauer gewesen. Trent eher beeindruckt. Es war die Wanze, die Ivy dazu gebracht hatte, die 44 nach Südwesten zu nehmen, statt auf die 70 aufzufahren. Und das hatte Trent wütend gemacht, dessen eigentliches Ziel Seattle war. Ich war nicht auf dem Weg nach Seattle. Ich war unterwegs nach San Francisco. Die Abmachung lautete Westküste in zwei Tagen, nicht Seattle.
    Ich drehte mich zu dem Mann um und fragte mich, ob er wohl singen konnte. »Wie geht's deiner Schulter?«, fragte ich. Er hatte eine dünne Blutspur kurz unter der Haarlinie übersehen, und ich zwang mich, nicht darauf zu starren. Ich konnte den Fleck immer mal wieder aufblitzen sehen, wenn der Wind seine Haare bewegte.
    Trents Gesichtsausdruck wechselte von wütend zu irritiert. »Besser«, sagte er kurz angebunden. »Ich glaube nicht, dass ich noch
aus den Poren blute.«
    Im Augenwinkel sah ich, dass Ivy das Lenkrad fester packte. Ihre sorgfältig gepflegten Fingernägel blitzten in der Sonne. »Tut mir leid«, sagte ich

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