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Raub auf Burg Schreckenstein

Raub auf Burg Schreckenstein

Titel: Raub auf Burg Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Dabei trat Dampfwalze noch einmal auf die Leiste.
     
     
     

Leberwurst im Ohr?
     
    Dass sich die führenden Ritter in der Folterkammer trafen, war auf der Burg nichts Neues. Das taten sie eigentlich jede Woche, und wenn sie dann, mit etwas Verspätung, wieder in ihre Zimmer kamen, fand niemand etwas dabei. Blieben sie aber auffallend lange aus, gab es Leute, die, von Neugier gepackt, herumschlichen und herumschnüffelten, um dabei zusein, falls sich ein großer Streich anbahnen sollte. So war oft die ganze Schule auf den Beinen und jeder belauerte jeden.
    Um das zu vermeiden, begaben sich die Egon-Befreier zunächst in ihre Betten. Erst nach 23 Uhr, als alle fest schliefen, trafen sie sich im Radstall. Auch der kleine Herbert war dabei. In zügiger Fahrt fegten sie durch den Wald hinunter nach Neustadt. Dampfwalze und Andi diesmal hinten. Ihre Superrennmaschinen hatten nämlich kein Licht. Wie ein Spuk rollten die neun durch die schlafende Stadt, vorbei an der ehemaligen Schule, hinaus zur Heinrich-Heine-Straße.
    Etwa hundert Meter vor dem Haus von Udos Eltern, bei der Einmündung der Ludwig-Börne-Straße, war ein kleiner Platz mit Parkbänken und Büschen.
    Dampfwalze, der sich durch sein Radtraining in allen Stadtvierteln auskannte, hob die Hand. „Hier verstecken wir die Räder und gehen zu Fuß weiter.“
    So geschah es. Unter dem Schutz von überhängenden Zweigen schlichen sie an einer Gartenmauer entlang. Da lag es, zurückversetzt, das große Haus des Rechtsanwalts, eine Villa, wie man sagt. Vorn an der Straße, gleich hinter dem Gitter der Toreinfahrt, befand sich ein zweites Gebäude mit Garagen und einem Obergeschoss. Hinter einem Fenster sahen sie durch einen Gardinenspalt Licht und hörten leise Musik.
    „Klingt gut. Jedenfalls keine Opamusik“, flüsterte Stephan.
    „Und was jetzt?“
    „Zuerst mal eine Weile beobachten“, antwortete Ottokar.
    „Dabei dürfen wir aber nicht gesehen werden.“
    Gegenüber lag ein Haus mit buntem Vorgarten ohne Zaun. Die Anlage wurde von einem nur etwa 50 Zentimeter hohen Mäuerchen umsäumt.
    „Verkleiden wir uns als Büsche!“ raunte Dieter und deutete hinüber.
    „Hoffentlich haben die keinen Hund!“ Der kleine Herbert war sichtlich aufgeregt. Aber die Leute hatten offenbar keinen vierbeinigen Wächter.
    Ungestört versteckten sich die Ritter und warteten. Es war mucksmäuschenstill. Jetzt konnten sie die Musik aus dem Garagenhaus deutlich hören, auch gelegentliches Lachen. Plötzlich war da ein Grunzen, als stöbere ein Wildschwein in einem Acker herum. Überwältigt vom Duft einer Blumenrabatte, hinter der er sich’s bequem gemacht hatte, war Klaus eingeschlafen.
    Dieter hielt ihm die Nase zu und flüsterte: „He! Du bist hier nicht im Unterricht.“
    Ottokar erhob sich. „Ich geh mal rüber. Vielleicht kann ich was verstehen.“
    Er hatte sich gerade aufgerichtet, da rief drüben eine helle Stimme: „Nein! Euern Dreck fress ich nicht!“
    Die Ritter hielten den Atem an. War das der kleine Egon?“
    „Jetzt nur nicht übermütig werden!“ bremste Stephan, denn alle hatten sich erhoben und schauten hinter den Büschen und Blumen hervor.

    Ottokar lief über die Straße, drüben langsam an der Mauer entlang zum Tor, wo er sich ziemlich lange aufhielt. Jedenfalls kam es den Wartenden so vor. Plötzlich wetzte er über die Straße zum nächsten Busch des Vorgartens, hinter dem Hans Jürgen kauerte.
    „Ist was?“ fragte der leise.
    „Schnauze!“ flüsterte Ottokar und deutete mit der verpflasterten Hand in Richtung kleiner Platz.
    Da wurde heftiges Atmen hörbar. Es kam näher, an den Busch, um den Busch herum: eine riesige Dogge. Sie schnupperte kurz und lief dann weiter zum nächsten Busch, einer asiatischen Thuje, hinter der sich der kleine Herbert versteckt hatte. Irgend etwas an dem Mini-Ritter reizte das Tier. Es schnüffelte und war überhaupt nicht mehr wegzukriegen. Eine energische Abwehr musste sich Herbert verkneifen, weil der Herr des Hundes näher kam und nach ihm rief: „Bello! Bello, hierher!“
    Der Herr pfiff, aber Bello pfiff darauf. Er hatte sich Herberts Ohr vorgenommen und leckte es ausgiebig. Es war eine Tortur, dabei still zu sein. Nicht nur weil es kitzelte; das Riesentier konnte ja jeden Augenblick zubeißen.
    Als wäre er selbst ein Vierbeiner, kroch der Mini-Ritter um die Thuje herum, änderte die Richtung wieder, weil der Hundebesitzer zurückkam.
    „Der hat wohl Leberwurst im Ohr!“ flüsterte Andi Stephan zu.

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