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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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gerade, bin ich für solche feine Nuancen unsensibel.
    Ich zittere ein wenig und seine Arme schließen sich wieder fester um mich.
    „Wenn du nicht wärst, dann – dann...“, schon schluchze ich wieder.
    Mit einem Mal kocht in mir die Wut hoch. „Das verdammte Schwein! Wo steckt er überhaupt?“
    Unter dem Walnussbaum regt sich etwas. Aus dem Schatten löst sich die Figur vom Schmierigen. Er klopft seine Kleider ab. Dann torkelt er heftig fluchend Richtung Pub. Sein unsicherer Weg führt direkt an unserem Sitzplatz vorbei. Da bleibt er breitbeinig stehen und glotzt uns an. Sein Körper schwankt bedenklich. Ich glaube, er hat ordentlich im Laufe des Abends getankt.
    Er zeigt mit ausgestrecktem Arm anklagend auf mich.
    „Du, du Schlampe, du Flittchen. Du bist selber Schuld, dass es dazu gekommen ist.“
    Er spuckt vor uns auf die Erde.
    Ich spüre, wie Chris' Muskeln sich anspannen. Er nimmt mich bei den Armen und setzt mich auf den Nachbarstuhl, um sich wieder auf Humphrey zu stürzen, aber ich halte ihn fest.
    „Lass ihn“, sage ich, „er ist offensichtlich stockbesoffen. Es wäre nicht fair, weiter auf ihn einzudreschen“, allerdings füge ich hinzu: „nicht, dass er es nicht verdient hätte.“
    „Mach, dass du weg kommst“, faucht Chris, „sonst rufe ich die Polizei.“
    Aber der Schmierige ist extrem hartnäckig. Weiter steht er nur da und glotzt. Dann sagt er heiser: „Du bist entlassen, Mauritz. Wage nicht noch mal, mein Lokal zu betreten.“
    Ich hebe meinen Kopf und sehe ihm direkt in die Augen. „Du wirst lachen, genau das hatte ich sowieso vor. Heute Abend wollte ich dir kündigen“, sage ich eisig.
    „Na prima!“, johlt Humphrey, „super, toll, geil.“ Grölend und torkelnd verschwindet er in seinem Lokal.
    Jetzt ist es auf einmal still. Einige Leute um uns haben das Drama miterlebt. Nun wenden sie sich kopfschüttelnd wieder einander zu. Auf einmal spüre ich Chris' sanften Blick auf mir und sehe eigenartig verlegen weg. Dann wende ich meinen Kopf und blicke ihm ins Gesicht. Wir sehen uns gegenseitig an und schwiegen.
    Nach einer langen Pause, die irgendwie richtig gut tat, sage ich: „Du hast mich nun schon zum zweiten Mal gerettet.“
    Chris lächelt: „Scheint irgendwie meine Bestimmung zu sein.“
    Nach einer weiteren nachdenklichen Stille sagt er: „Es ist gut, dass du dort nicht mehr arbeitest. Mir ist schon immer aufgefallen, wie lüstern der Wirt dich mit seinen Augen verfolgt hat. Das war keine gute Idee von dir, da anzuheuern.“
    „Stimmt“, sage ich nur. Ich muss unwillkürlich an Gladys und ihre Warnungen denken. Wie Recht hatte sie doch!
    „Und wie geht es mit dir jetzt weiter?“, fragt Chris.
    Mit einem Mal fällt wieder ein glänzender Freudenstrahl in mein Gemüt und wärmt mich. Ich streckte meine Arme in die Höhe und dehne mich wohlig.
    „Ich habe schon einen neuen Job, einen viel besseren.“
    „Ach ja?“
    „Einen Traumjob.“
    „Und wo?“
    „Als Chef de Partie in einem Restaurant hier in Aldeburgh.“
    Chris lächelt. „Das klingt ja fabelhaft. Wie heißt denn das Restaurant?“
    „Das 'Seaview', stell dir vor.“
    Chris' Miene verändert sich auf einen Schlag.
    „Das 'Seaview'“, sagt er tonlos.
    „Ja“, erzähle ich weiter, „Freddy hat mir den Tipp gegeben. Der Chef hat seinen Sous Chef entlassen und sucht dringend eine Küchenkraft. Adrian Grantley ist sogar ein Sternekoch. Ich freue mich wahnsinnig und bin ganz aufgeregt.“
    Chris wischt sich mit einer Hand über das Gesicht. Dann starrt er vor sich auf die Tischplatte.
    „Was ist“, frage ich betroffen, „stimmt etwas mit dem Lokal nicht?“
    „Musstest du ausgerechnet da anheuern?“, fragt Chris.
    „Ja, und ich bin froh.“ Jetzt bin ich fast ein wenig ärgerlich mit ihm.
    Chris sieht mich an. Dann schüttelt er den Kopf, als wolle er irgendwelche Flausen daraus vertreiben, lächelt mich etwas gequält an und sagt: „Ja. Hoffentlich wird alles gut.“
    Dann steht er auf.
    „Ich begleite dich jetzt nach Hause“, sagte er, „ich glaube zwar nicht, dass der Wirt dir nochmal Avancen machen wird, aber sicher ist sicher.“
    Wir gehen Arm in Arm die Promenade entlang durch die laue Abendluft. Auf dem Meer funkelt das Licht der Sterne und der fernen Boote. Die Wellen überschlagen sich sanft auf den Kieselsteinen.
    Ich müsste eigentlich durch und durch glücklich sein, aber Chris' seltsame Reaktion auf den Namen „Seaview“ geht mir nicht aus dem Kopf. Fast verderbe ich alles

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