Reispudding mit Zimt (German Edition)
mit meinem Grübeln.
Doch da unterbricht Chris die Stille und sagt: „Ich mag dich sehr gerne, Anna.“
Diese Bemerkung ist so wunderbar, dass ich anhalte und mich zu ihm hinwende.
Ich muss seine Augen sehen, um zu erkennen, ob es ihm wirklich ernst ist.
Ist es.
Er legt beide Arme um mich und zieht mich dicht an sich heran. Dann hebt er mit einer Hand mein Kinn und küsst mich unendlich sanft. Dieser Kuss ist so ganz und gar anders als die unverschämte Aktion des Schmierigen. Er ist nicht ekelig und fordernd, nein, er ist zart und auch fragend. Und ich antworte ihm, so wie mein Herz es verlangt.
„Chris“, flüstere ich und küsse ihn zurück.
Ich weiß nicht wie lange wir so umschlungen stehen. Ich weiß nur, dass es einfach nur überirdisch schön ist. Irgendwann lösen wir uns von einander. Chris legt seinen Arm um meine Taille und ich umschlinge seinen starken, warmen Rücken und so wandern wir bis zu Gladys und Lens Haus. An der Tür küssen wir uns wieder, dann schließe ich auf und verschwinde ins Haus.
Vor Glück kann ich erst nicht einschlafen. Mir fällt ein, dass ich Chris gar nicht gefragt habe, wann wir uns wieder sehen werden. Aber das wäre ja überflüssig gewesen. Ich weiß, es wird sehr bald sein.
Obwohl es eine lange Nacht gewesen ist, bin ich am Morgen früh auf den Beinen. Das Leben ist einfach zu schön, um es zu verschlafen. Als ich auf der Promenade entlangjogge, muss ich daran denken, wie durch und durch seltsam die vergangene Nacht war. Die Episode mit dem fiesen Humphrey müsste eigentlich einen bösen schwarzen Fleck in meiner Lebensbiographie bilden. Theoretisch hätte das Desaster die Kraft, dass ich alles hin schmeißen würde, meinen Koffer packen und nach Hause zu meinen Eltern reisen. Wie ein Albtraum würde der schreckliche Moment, in dem der Schmierige mich an den Baum gepresst hat, immer wieder und wieder auftauchen, um mich vielleicht mein ganzes Leben zu verfolgen.
Aber Dank Chris, meinem wunderbaren, herrlichen, fantastischen Chris, ist alles anders gekommen. Der Gedanke an den furchtbaren Moment ist aus meinen Gedanken verbannt, so als hätte jemand mit einer riesigen Flitsche ein besonders schmutziges Fenster rein gewischt.
Zurück bleibt nur das warme klare Gefühl meiner unendlichen Liebe zu Chris und seiner Liebe für mich.
Meine Füße traben wie von selbst entlang und tragen mich immer weiter nach Süden, bis ich unterhalb des „Seaview“ angekommen bin. Ich halte kurz an und sehe an der schneeweißen Fassade hoch. Es ist ein imposantes Gebäude. Im unteren Bereich ist eine riesige Fensterfront mit einer gewaltigen Terrasse davor. Im oberen Stockwerk blinken weitere Fenster. Ob dort der Koch mit seiner Familie wohnt?
Der Haupteingang ist mit einer weiß-blau gestreiften Markise überdacht. Darüber prangt der Name „Seaview“ in einer schnörkeligen, goldenen Schrift. Es sieht alles so elegant und vornehm aus, und ich, Anna Mauritz werde dort drinnen in etwa zwei Stunden wirbeln, kochen und am Abend die Gäste verwöhnen. Es ist ein Traum der wahr wird.
Auf dem Rückweg überlege ich, wie alles werden wird. Ob ich von dem Chef viel lernen werde? Ob er auch offen für meine Rezepte und Vorschläge sein wird? Oder wird er vielleicht meine relative Unerfahrenheit gleich merken und mich heraus werfen?
Eine Wolke zieht kurz vor die Sonne und wirft einen Schatten über den Strand und das Meer.
Was hat Chris gestern Abend nur gemeint, als er so seltsam reagiert hat? Schon will ich wieder grübeln.
Die Wind treibt die Wolke weg, und wieder liegt alles in gleißendem Sonnenlicht.
Ach was! Ich habe mir das sicher nur alles eingebildet. Kein Wunder, nach dem Schock mit Humphrey. Da bin ich total durcheinander gewesen.
Zu Hause ziehe ich mir etwas Schlichtes und Praktisches an: eine saubere Jeans und eine frische weiße Bluse.
Gladys verabschiedet mich mit roten Wangen an der Tür. Sie ist mindestens so aufgeregt wie ich.
„Merk dir bloß alles genau, damit du mir heute Abend jedes, einzelne Detail erzählen kannst“, sagt sie.
„Ach Gladys“, sage ich, „wenn ich nach Hause komme, liegst du bestimmt schon im Bett. Vor halb Eins bin ich dort bestimmt nicht fertig.“
„Dann bleibe ich so lange auf“, sagt sie energisch.
Da muss ich einfach nur lachen und sie fest drücken.
„Beim Frühstück erzähle ich alles, versprochen“, sage ich und eilte davon.
Gregory, der Hagere, öffnet mir die Tür. Im Gegensatz zu neulich, schenkt er
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