Reispudding mit Zimt (German Edition)
mir jedoch ein schüchternes Lächeln und streckt mir seine knochige Hand entgegen.
„Hi, Anna. Ich freue mich darauf, mit dir arbeiten zu dürfen.“
Na, das klingt doch richtig nett.
Ich folge ihm in die Küche. Dort öffnet er einen Spind und legt mir eine Kochuniform hin.
„Die soll ich dir geben. Wir sollen hier schon mal anfangen. Der Chef kommt meistens erst so gegen Zwei.“
„Aha. Und was haben wir jetzt zu tun?“
„Der Sous Chef, Barney hieß er, hat mit mir immer alles so vorbereitet, damit Mr. Grantley dann am Abend nur noch kochen musste. Normalerweise kaufen wir das Gemüse und den Salat am Vormittag ein. Das Fleisch und der Fisch wird angeliefert. Jetzt bin ich dabei, Gemüse zu putzen und Salat vorzubereiten.“
„Gut. Da helfe ich dir gleich.“
Ich schnappe mir die Uniform. Sie besteht aus einer gestärkten weißen Jacke mit kleinen schwarzen Knöpfen. Dazu gibt es eine kleine Kappe, unter die ich meine Haare stecke.
„Wo geht es hier zur Personaltoilette?“, frage ich Gregory.
Er deutet mit dem Kopf zu einer Hintertür. Dahinter befindet sich ein dunkler Gang und die Tür zur Toilette. Drinnen hängt an der Wand ein langer Spiegel.
Ich schaue hinein. Da stehe ich in meiner tollen Uniform, mit roten Wangen und blitzenden Augen. Es sieht gut aus. Ich drehe und wende mich ein bisschen. Das Outfit ist so viel besser, als die schlichte lange Schürze der Barhilfe. Ich fühle mich wie jemand, der nach langer Suche an seinem Ziel angekommen ist
Dann kehre ich voller Tatendrang in die Küche zurück und lege los.
Während ich einen riesigen Berg Kartoffeln in einheitliche kleine Kugeln tourniere,
unterhielt ich mich mit Gregory. Der erzählt mir von seiner Familie in Newcastle. Er hat vier Brüder und eine Schwester. Gregory habe immer schon Koch werden wollen, die anderen arbeiten alle in der Industrie. Er wohnt oben im Restaurant in einer Kammer und wird von der Familie des Chefs betreut.
„Da hast du ja einen wunderschönen Ausblick auf das Meer“, sage ich ihm. Ich erzähle ihm von Auntie Clara, und dass ich den Blick da so geliebt habe.
„Und warum wohnst du nicht mehr da?“, fragt Gregory,
Ich seufze. „Du bist noch jung und hast bestimmt noch oft Heimweh“, sage ich. (Gregory nickt.) „aber wenn man in meinem Alter ist, dann hat man große Sehnsucht danach, sich von seinem Elternhaus zu lösen. Man möchte nicht, dass die Eltern über Einen bestimmen. Und ich habe einfach das Gefühl, dass meine Tante wie ein Ableger von meinen Eltern ist. Da war ich auch bloß wieder ein kleines, dummes Kind. Dafür bin ich aber zu alt.“
„Hm“, sagt Gregory, „aber wenn du als Lehrling arbeitest, hast du im Prinzip wieder dasselbe wie in deinem Elternhaus. Der Chef kommandiert dich auch herum und du musst alles genauso machen, wie er es will.“
„Und?“, frage ich jetzt neugierig, “Wie ist er so, der Chef? Arbeitest du gerne für ihn?“
Gregory zuckt mit den Schultern. „Es ist Okay. Ich denke, dass es schon toll ist, für so einen guten Koch zu arbeiten. Nur manchmal...“,
Er macht eine Pause.
Ich hake nach: „Manchmal...?“
„Da hat man das Gefühl, dass er seinen Job gar nicht so gerne macht. Er ist immer so müde und irgendwie grimmig, ich weiß nicht.“
Ich sage nichts, sondern sehe ihn nur erwartungsvoll an. Insiderwissen ist für mich sehr wichtig.
Gregory legt das Messer, mit dem er gerade eine Zwiebel feinwürfelt hin und fuchtelt mit den Händen in der Luft.
„Wenn ich der Chef so eines Restaurants wäre, dann wäre ich der glücklichste Mensch auf Erden“, sagt er mit leuchtenden Augen, „aber Mr. Grantley ist immer so eigenartig matt und schlapp, als ob er ein elektrisches Gerät wäre, bei dem der Akku fast leer ist.“
„Ist er denn irgendwie krank und er sagt es einfach nicht?“, ich denke unwillkürlich an eine auszehrende Krankheit, vielleicht Krebs oder so.
„Nö. Das glaube ich nicht. Er sieht nicht krank aus. Vielleicht ist er einfach so ein Typ. Na ja, du wirst ihn ja selber kennenlernen,“ Gregory nimmt das Messer wieder auf. „Bin gespannt, was du von ihm hältst.“
Wir arbeiten Seite an Seite und Gregory erzählt dies und das. Es ist ganz gemütlich. Er ist ein ganz umgänglicher Kerl und ziemlich flink bei der Arbeit.
Meine Augen streben ab und zu zum Fenster. Es geht zur Seite heraus und man kann nur ein ganz kleines Eckchen vom Meer sehen. Dafür hat man den vollen Blick auf einen großen, schönen Kinderspielplatz,
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