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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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Aldeburgh kennt Gregory, oder demnächst auch dich als meine Postenchefin. Wenn ihr zum Coop geht, geht das Gerede los. Dann heißt es: 'Das Seaview ist auch nicht mehr was es war. Die kaufen auch nur noch beim Coop ein. Es steht wohl schlecht um das Lokal. Da gehen wir lieber woanders essen.'“
    „Und dafür sind Sie bereit, das doppelte für genau dieselben Lebensmittel zu bezahlen?“, frage ich ungläubig, „Den Gästen ist doch nur wichtig, ob das Essen in seiner fertigen Zubereitung schmackhaft ist. Denen ist doch egal, wo man es eingekauft hat, solange die Waren gut und frisch sind.“
    „Ach Anna,“ nun schüttelt er mit dem Kopf, „ich glaube, du musst wirklich noch viel lernen. Im Restaurant-Business ist es wie in allen anderen Wirtschaftszweigen. Klappern gehört zum Handwerk. Man muss wahnsinnig darauf bedacht sein, sein Image zu pflegen, sonst kommen die Gäste irgendwann nicht mehr.“
    Aber so leicht lasse ich mich nicht überzeugen. „Ich bleibe dabei, Chef. Die Gäste kommen in ein Restaurant, weil das Essen gut ist und unter Umständen sogar preiswert. Nicht, weil sie den Küchenjungen am Morgen noch im Delikatessengeschäft gesehen haben.“
    Adrian sieht mich irritiert an. „Du steckst voll einer Menge toller Ideen, dafür dass du so ziemlich Null Erfahrung von der Gastronomie hast,“ sagt er bissig. „Mir wäre lieb, wenn du dich aus diesen Entscheidungen heraus hältst. Guck lieber genau zu, wie ich den Laden hier schmeiße und mach es eines Tages selber genau so. Bei mir kannst du eine Menge lernen. Ich nehme doch sehr an, dass du deswegen hier bist. Für irgendwelche kecken Alleingänge ist hier weder der Raum noch der Platz.“
    Das klingt jetzt fast drohend, also wage ich nun nicht mehr zu widersprechen, obwohl ich mir so meine Gedanken machte.
    „Nun zur Speisekarte“, sagt Adrian resolut. Er legt mir eine der edlen, auf handgeschöpftem Papier gedruckten Karten vor. „Wir besprechen jetzt mal das Menü, damit du überhaupt weißt, was wir hier so zubereiten.“
    Ich blättere. Und blättere. Und blättere. Die Speisekarte hat insgesamt vierzig Menüposten. So viele! Kein Wunder, dass uns neulich Abends der Kopf so geschwirrt hat.
    Wieder sage ich mir, dass ich vielleicht wirklich keine Ahnung habe. Vermutlich ist es in allen Luxusrestaurants ähnlich. Trotzdem kann ich nicht glauben, dass man alle die vielen verschiedenen Speisen in gleichbleibender Qualität und Ausführung bieten kann. Nicht bei der schier unübersichtlichen Menge.
    Ich will das schon anmerken, klappe aber den Mund wieder zu. Für heute habe ich schon genug Ärger gemacht.
    Dann sinniere ich über die Speisen. Es sind alles irgendwelche Schicki-Micki Gerichte mit französischen Namen, die aus teuren Zutaten hergestellt werden. Aus teurer Importware.
    Wieder will ich das kommentieren. Wieder verkneife ich es mir.
    Wir besprechen noch dies und das, dann entlässt mich Adrian aus unserer Besprechung. Ich bin schon im Begriff aufzustehen, um mit Gregory die Essensvorbereitung anzugehen, da fasse ich mir aber doch ein Herz und frage: „Darf ich mal eine grundsätzliche Frage stellen, Chef, ohne Ihnen allzu nahe treten zu wollen?“
    Er sieht auf. „Ja, sicher, frag nur.“
    „Läuft das Seaview denn wirklich gut? Erwirtschaften wir tatsächlich einen guten Gewinn?“
    Gregory zieht die Luft scharf ein. Ich denke schon, er hat sich in den Finger geschnitten. In Wirklichkeit steht er wohl nur da und hat seine Ohren auf Empfang gestellt.
    Adrian klingt argwöhnisch. „Wie kommst du auf so eine Frage?“
    „Nun, weil am Sonntag nicht sonderlich viele Gäste da waren. Und weil Sie sich offensichtlich nur eine Kellnerin leisten wollen.“
    „Ha“, sagt Adrian, „Was sich Klein-Lieschen alles für Gedanken macht. Das ist natürlich alles völliger Unfug. Natürlich läuft der Laden gut. Zwar gibt es immer mal ein gewisses Auf oder Ab, aber das ist nur normal. Da brauchst du dir deinen Kopf nicht zu zerbrechen.“
    Aha. Jetzt klingt er ganz wie mein Vater. Ein bisschen wurmt mich das doch.
    Ich drehe mich um und greife nach meiner Schürze. Aber als ich rasch noch einen Blick auf den Chef werfe, hat er den Becher abgestellt und den Kopf in beide Hände gestützt. So furchtbar überzeugt von dem, was er gerade gesagt hat, sieht er nicht aus. Im Gegenteil. Er sieht irgendwie hilflos und verletzlich aus. Und ein klitzekleines bisschen wie mein Chris.
    Gregory und ich sind fleißig. Wir schnippeln, marinieren, kochen

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