Reispudding mit Zimt (German Edition)
gab. Aber du bist wohl stur wie Nichts. Gut,“ er wirft die Hände hoch und fuchtelt damit in der Luft, „gut, dann mach halt deinen verdammten Reispudding. Wir können ihn morgen ja mal den Gästen anbieten. Du wirst sehen, was du davon hast. Wir werden die Lachnummer in ganz Aldeburgh. Ist mir doch egal.“ Er stampft aus der Küche heraus und knallt die Tür hinter sich zu, dass die Türfüllung knackt.
Auf einmal war ist sehr still in der Küche.
Gregory flüstert, als ob Adrian noch da wäre,: „Boah. Du traust dich vielleicht etwas. Ich dachte schon, gleich ohrfeigt er dich.“
„Aber ich habe doch Recht, oder?“, frage ich ihn, „Die Verschwendung hier ist nicht in Ordnung. Und offensichtlich ist es den Gästen hier irgendwie zu teuer oder so, sonst wären heute mehr gekommen. Ich möchte mal gerne Wissen, wie viel Verlust dieses Restaurant zur Zeit macht.“
Gregory sagt: „Das kann ich dir genau sagen.“
Ich starre ihn an. „Warum? Woher willst du das denn wissen?“
„Weil der Sous Chef Barney und Mr. Grantley einen ganz ähnlichen Streit hatten, bevor er dann ging.“
„Und?“, frage ich ungeduldig, „Was hatten sie gesagt?“
„Etwa 1000 Pfund die Woche.“
Meine Knie wurden weich und ich muss mich setzten.
„1000 Pfund die Woche ! Das kann nicht sein. Da hast du dich verhört. Das waren bestimmt 1000 Pfund im Monat. Obwohl das auch schon heftig wäre.“
„Doch“, erwidert Gregory, „ich habe genau zugehört. Es waren 1000 Pfund die Woche.“
Ich bin platt. Auf dem Weg zurück in die Slaughden Road habe ich das Gefühl, als ob sich ein furchtbar schweres Joch auf meinen Nacken legt und mich mit jedem Schritt tiefer herunter drückt. 1000 Pfund in der Woche! Adrian muss hoffnungslos und haushoch verschuldet sein. Dies ist kein „kleiner vorübergehender Geschäftseinbruch“. Dies ist eine menschliche Katastrophe. Ich denke an Liz und die kleinen Jungen, Chris' Halbbrüder. Ich denke an Chris.
„Bitte, bitte, lieber Gott, lass ihn finanziell unabhängig sein!“, bete ich.
Vielleicht lebt er ja von einem Stipendium. Oder er verdient sich als Musiker etwas neben dem Studium dazu.
Mein Instinkt ist, sofort zu ihm zu rennen und ihm alles zu sagen. Aber irgendwie habe ich eine dumpfe Ahnung, dass er sowieso alles weiß. Mir fällt wieder ein, wie er an dem Abend, als er mich vor Humphreys Übergriff befreit hat, an dem Tisch vor dem „Black Anchor“ gesessen hat und auf die Tischplatte gestarrt hat. Was hatte er noch gesagt: „Musstest du ausgerechnet dort anheuern?“
Am nächsten Morgen gehe ich nicht Joggen, sondern berate mich mit Gladys. Gladys ist schließlich nicht dumm. Sie ist eine erfahrene Köchin und hat jahrzehntelang zur Zufriedenheit der Amberleys gewirtschaftet. Ich bin mir sicher, dass sie an Adrians Stelle nicht solche Probleme hätte.
Es ist neun Uhr. Gladys hat im Wohnzimmer ihr Bügelbrett aufgebaut und hört mir beim Bügeln zu. Ich schütte ihr mein ganzes Herz aus, erzähle, was gestern bei Adrian vorgefallen ist und was Gregory gesagt hat.
Als sie die Zahl hört, lässt sie vor Schreck fast das Bügeleisen fallen.
„Grundgütiger“, sagt sie, „Adrian Grantley steckt anscheinend tiefer in der – Verzeihung – Scheiße als ich es mir je gedacht hätte. Der arme Kerl. Was für ein Drama!“
„Was soll ich nur machen?“, frage ich verzweifelt.
Gladys bügelt gerade denn Kragen einer meiner Blusen. Sie presst das Eisen heftig auf die Spitzen und drückt dabei die Lippen aufeinander. „Da kannst du nichts machen. Ich rate dir, so schnell wie möglich zu kündigen. Geld verdienst du da nie und nimmer. Und wie man ein Lokal richtig führt, kannst du bei Adrian auch nicht lernen, soviel ist sicher.“
„Aber, Gladys, dann stehe ich doch schon wieder auf der Straße. Soll ich etwa zu dem blöden Humphrey zurück?“
Gladys kneift die Augen zusammen und sieht mich streng an. „Was für ein Humphrey?“
Oh je. Jetzt habe ich mich verplappert. Wie kann ich nur so dumm sein? Bis jetzt wusste Gladys nichts von meiner Barfrau-Episode.
Aber jetzt ist das ja vorbei, denke ich mir. Deshalb sage ich nur mit hängendem Kopf: „Du hattest Recht. Es war ein Fehler, für ihn zu arbeiten.“
Und dann erzähle ich ihr von meinen Erfahrungen dort, und wie Chris mich gerettet hat.
Gladys schüttelt nur wieder mit dem Kopf und schnalzt mit der Zunge. Dann sagt sie: „Genau die Erfahrung wollte ich dir ersparen, armes Ding. Wie gut, dass dein
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