Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
Roxy. Die Flasche vor ihm auf dem Tisch war leer. Mit einem Fingerschnipsen bestellte Bernd eine neue. Theo kriegte gar nicht mit, dass sein Glas ständig neu gefüllt wurde. Die Hitze im Raum und die anregende Gesellschaft sorgten dafür, dass er sehr durstig war. Mit glasigen Augen stierte er in den tiefen Ausschnitt seiner Tischdame. Langsam beugte er sich nach vorn, und sein Kopf versank zwischen ihren opulenten Brüsten.
Kiki hatte sich malerisch über Thomas drapiert und küsste ihn leidenschaftlich. Köhler beobachtete die Szene mit sachlichem Interesse. Er wusste genau, wie der Abend weiter gehen würde. Ihr Programm kannte er in- und auswendig. Nun, für ihn war heute der Spaß vorbei. Er wandte sich seiner eigenen Begleitung zu, die wie angeklebt auf ihrem Stuhl saß und ihn anhimmelte.
„Noch ein Sektchen?“
Sie nickte strahlend.
Kapitel 4
„ D ie Brötchen sind wirklich lecker. Willst du noch eins?“
Leni schüttelte den Kopf.
„Nein danke, ich bin satt.“
Sie stand auf und stellte die Frühstückssachen auf ein Tablett. Arthur konnte gerade noch seine Kaffeetasse in Sicherheit bringen. Er schenkte sich noch einmal ein und folgte ihr in die Küche.
„Du hast ja aufgeräumt“, stellte er fest.
„Gleich heute Morgen. In diesem Chaos kann man doch kein Frühstück machen.“
Sie öffnete die Klappe des Geschirrspülers und räumte emsig Teller und Besteck ein. Wo war eigentlich der erschöpfte rosa Hase von gestern geblieben? Kopfschüttelnd verdrückte sich Arthur ins Wohnzimmer.
„Denk ja nicht, dass ich das jetzt immer mache“, rief sie ihm nach.
„Das war mein Einstandsgeschenk. Morgen bist du dran.“
Arthur kommentierte das nicht. Nach dem Frühstück brauchte er seine Ruhe. Er setzte sich in seinen Sessel und griff nach der Brille. Er liebte es, bei einer letzten Tasse Kaffee gemütlich die Zeitung zu lesen.
Er war noch nicht mit der ersten Seite fertig, als Leni herein geschossen kam. Diese Frau verbreitete schon morgens eine Energie, die geradezu ungehörig war. Vorsichtig schielte er über seinen Brillenrand. Sie saß auf der Couch wie eine sprungbereite Feder. „Was hast du denn für heute geplant?“
„Wie, geplant?“
„Na, irgendwas musst du doch heute vorhaben.“
Er überlegte kurz und schüttelte den Kopf.
„Nein. Heute ist nichts weiter.“
Er wollte sich wieder seiner Lektüre zuwenden, aber sie gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden.
„Man kann nicht nichts machen.“
„Doch. Kann man.“
Jetzt hatte er zum dritten Mal angefangen, den selben Artikel zu lesen! Er gab es auf und senkte die Zeitung.
„Was hast
du
denn heute vor?“
Auf diese Frage hatte sie wohl gewartet.
„Als erstes werde ich mich mal häuslich einrichten, meine Sachen auspacken und die Zimmer ein bisschen gemütlicher machen. Dann müssen wir unbedingt einkaufen gehen. Im Kühlschrank ist fast nichts mehr. Das machen wir am besten zusammen. Ich weiß ja noch nicht, was du so isst. Dann wollte ich mir das Bad oben vornehmen, das muss mal wieder generalüberholt werden. Tja, und hier im Wohnzimmer…“
Sie schaute vielsagend auf die zerwühlte Schlafdecke.
„Holst du auch mal Luft zwischendurch?“
Leni lief rot an.
„Hier ist alles in Ordnung“, stellte Arthur fest.
Er war gekränkt. Extra für ihren Einzug hatte er den Staubsauger angeworfen und sogar Staub gewischt. Aber das schien sie gar nicht zu beeindrucken. Stattdessen wippte sie ungeduldig mit dem Fuß.
„Wann hast du denn das letzte Mal Fenster geputzt? Oder die Blumen gegossen? Und die Gardinen, die waren bestimmt mal weiß, die haben’s auch mal wieder nötig.“
Jetzt wurde er sauer.
„Sag mal, was willst du eigentlich? Gleich am ersten Tag das ganze Haus auf den Kopf stellen? Wenn du nicht weißt wohin mit deinem Tatendrang, dann tob dich oben aus. Oder geh im Garten spazieren. Aber lass mich gefälligst in Ruhe meine Zeitung lesen. Wenn ich damit fertig bin, können wir übers Einkaufen reden.“
Energisch rückte er seine Brille zurecht und verschanzte sich hinter der Zeitung. Eine Weile war von ihr kein Mucks zu hören. Dann stand sie auf und ging schweigend die Treppe hoch.
Er ließ die Zeitung wieder sinken. Vielleicht hätte er sie nicht so anblaffen sollen. Aber diese ganze Fragerei war einfach zu viel gewesen. Na, sie würde sich schon wieder einkriegen. Er widmete sich den Sportmeldungen.
Leni saß schniefend in ihrem Zimmer. Das war ja ein super Anfang. Warum hatte sie nicht einfach
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