Ringwelt
ich .« Es folgte ein Fauchen.
»Dolmetscher für Tiere - wollen Sie mich mit dieser Bezeichnung beleidigen?«
»Ja«, sagte der Dolmetscher, »man hat mich schließlich herausgefordert.«
Selbstverständlich war Louis auf eine Lüge gefaßt gewesen. Dann hätte Louis so getan, als glaube er dem Kzin, daß keine Beleidigung beabsichtig gewesen war, und der Kzin wäre in Zukunft höflicher geworden. Doch jetzt . »Nach welcher Regel geben Sie Satisfaktion?«
»Wir müssen kämpfen. Mit bloßen Händen, sobald Sie mich in aller Form zum Duell fordern. Oder einer von uns beiden muß sich entschuldigen.«
Louis stand auf. Er beging jetzt Selbstmord; aber er durfte nicht kneifen. Seine Ehre stand auf dem Spiel. »Ich fordere Sie zum Duell«, murmelte er. »Zahn um Zahn, Klaue um Fingernagel, da wir beide nicht in Frieden im Universum zusammenleben können!«
Der Kzin, der neben dem »Dolmetscher« am Tisch gesessen hatte, senkte den Kopf. »Ich muß mich für meinen Kameraden entschuldigen«, murmelte er.
»Wie bitte?« echote Louis erstaunt.
»Das ist mein Auftrag«, sagte der Kzin, dessen Fell gelb gestreift war. »Wir wissen, wie der Kampf für uns ausgeht. Heute lebt nur noch ein Achtel von den Kzinti, die einmal auf die Menschen im Universum prallten. Unsere ehemaligen Kolonien gehören jetzt euch. Unsere Sklaven sind heute Schüler auf den Universitäten der Menschen. Wenn wir die Wahl zwischen dem Kampf und der Entschuldigung haben, muß ich als Vermittler auftreten und eine Entschuldigung anbieten.«
»Sie sind um Ihre Mission nicht zu beneiden«, murmelte Louis, im stillen erleichtert, daß er mit dem Leben davonkam.
»Da haben Sie allerdings recht«, erwiderte der quergestreifte Kzin seufzend.
»Dann laßt uns alle zusammen essen«, meinte der Puppetier versöhnlich. »Man wird mich benachrichtigen, wenn unser vierter Kandidat irgendwo auftaucht.«
2. Und seine ausgesuchte Crew
Louis Wu kannte ein paar Leute, die ihre Augen zumachten, wenn sie eine Reisekabine benutzten. Der rasche Wechsel der Szenerie löste bei ihnen Schwindelanfälle aus, behaupteten sie. Für Louis war das Unsinn; aber einige seiner Freunde hatten noch viel seltsamere Anwandlungen.
Er behielt die Augen offen, als er wählte. Die fremden Wesen, die ihm zusahen, verschwanden. Jemand rief: »Hallo! Er ist wieder zurück!«
Ein Auflauf entstand an der Tür. Louis mußte die Menge mit der Tür zurückschieben. »Ihr verdammten Narren! Ist denn noch keiner von euch nach Hause gegangen?« Er breitete die Arme aus, um sie alle damit einzuschließen, schob sich dann nach vorne wie ein Schneepflug und drängte sie von der Kabine zurück. »Räumt die Tür, ihr Stoffel! Ich erwarte noch mehr Gäste!«
»Großartig!« rief eine Stimme in sein Ohr. Anonyme Hände ergriffen seine Hand und zwangen seine Finger um die Rundung eines Trinkgefäßes. Louis drückte sieben oder acht Gäste, die er mit den Armen umgreifen konnte, an sich, und lächelte über ihr Willkommen.
Louis Wu. Aus der Entfernung sah er wie ein Orientale aus mit seiner blaßgelben Haut und dem weißen Haarzopf. Seine reichgeschmückte blaue Robe war achtlos drapiert, hätte eigentlich seine Bewegungsfreiheit einschränken müssen. Doch das war nicht der Fall.
Aus der Nähe war alles nur ein Betrug. Seine Haut war nicht ein blasses Gelbbraun, sondern ein glattes Chromgelb, die Farbe eines Comic-Buch-Fu-Manchu. Sein Zopf war viel zu dick; es war nicht der Schnee des Alters, sondern das blendend saubere Weiß mit einem unterschwelligen Hauch von Blau, die Farbe der Zwergsonnen. Und wie bei allen Flachländern bestand sein Äußeres nur aus kosmetischen Farben.
Ein Flachländer. Das erkannte man schon auf den ersten Blick. Seine Züge waren weder kaukasisch noch mogolid noch negrid, obwohl alle drei Merkmale bei ihm erkennbar waren.
Eine vollkommene Mischung, die erst nach Jahrhunderten erreicht worden war. Bei einer Masseanziehung von 9,98 Meter pro Sekunde war seine Haltung von einer unbewußten Natürlichkeit. Er hob das Trinkgefäß und lächelte in die Runde.
Zufällig lächelte er in ein Paar reflektierende Silberaugen, die nur einen Zoll von seinen entfernt waren.
Eine gewisse Teela Brown war irgendwie in enge Tuchfühlung mit ihm geraten. Ihre Haut war blau, überzogen von einem Netz aus Silberfäden. Ihr Haarschopf war eine leuchtendrote Flamme. Ihre Augen waren konve- xe Spiegel. Sie war zwanzig Jahre alt. Louis hatte schon einmal mit ihr gesprochen. Ihre
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