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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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heißt, weiß ich nicht, ist auch egal. Also, wir haben natürlich zehn Stück genommen, den Jungs zuliebe, dann sind sie weiter. Das war vor gut einer Stunde. Das Haus nebenan steht leer, wie Sie wissen, und offenbar haben sie dann bei den Prichards geklingelt, aber da – alors, sie kamen zu uns gelaufen, zu Tode erschrocken! Sagten, die Türen des Hauses wären offen gewesen, niemand zu sehen, ein Licht hätte gebrannt, und sie hätten – nur aus Neugier, da bin ich sicher – einen Blick in den Teich geworfen. Neben dem Haus, wissen Sie?«
    »Ja, hab ihn gesehen«, warf Tom ein.
    »Das Wasser dort ist ziemlich klar. Die Jungs konnten zwei Leichen sehen, knapp unter der Oberfläche. O Tom, es ist so grauenvoll !«
    » Mon Dieu, oui! Glauben Sie, daß es Selbstmord war? Und die Polizei…«
    »Ach ja, natürlich, die Polizei: Sie ist noch im Haus, ein Beamter war sogar hier, er hat uns befragt. Wir haben nur gesagt…« Ein tiefer Seufzer. » Alors, Tomme , was konnten wir denn sagen? Daß die beiden zu später Stunde laut Musik hörten. Sie waren neu in der Gegend, sind weder bei uns gewesen noch wir bei ihnen. Das Schlimmste aber… oh, nom de Dieu, Tomme, das ist wie ein böser Fluch! Schrecklich!«
    »Was denn?« Doch Tom wußte es schon.
    »Unter ihnen, im Wasser, hat die Polizei Knochen gefunden, ja wirklich!«
    »Knochen?« wiederholte er auf französisch.
    »Reste eines – eines menschlichen Gerippes. Eingewikkelt, hat uns ein Nachbar erzählt. Die Leute waren nämlich dort, nur aus Neugier.«
    »Leute aus Villeperce?«
    »Ja. Bis die Polizei das Haus abgesperrt hat. Wir sind nicht hingegangen, so neugierig bin ich nicht!« Agnès lachte, wie um sich Luft zu machen. »Was soll man schon sagen? Waren sie wahnsinnig? Haben sie Selbstmord begangen? Hat Prichard diese Knochen vom Grund eines Flusses gefischt? Wir haben keine Ahnung. Wer weiß schon, was bei denen im Kopf vorgegangen ist?«
    »Stimmt.« Tom wollte fragen, wessen Gerippe das sein könnte, aber das würde sie nicht wissen, und warum sollte er Neugier zeigen? Wie Agnès war er schockiert, mehr nicht. »Agnès, vielen Dank für die Nachricht. Das ist – wirklich unglaublich.«
    »Und eine schöne Einstimmung auf Villeperce für Ihren Freund aus England!« Erneut lachte sie, zur Erleichterung.
    »Wie wahr.« Tom lächelte. Soeben war ihm ein unangenehmer Gedanke gekommen.
    » Tomme, wir sind hier, Antoine bleibt noch bis Montag morgen – wir versuchen, das Grauen nebenan zu vergessen. Tut gut, mit Freunden zu reden. Haben Sie von Héloïse gehört?«
    »Sie ist in Paris! Gestern abend hat sie mich angerufen. Ich erwarte sie heute zurück. Sie hat bei ihrer Freundin Noëlle übernachtet, die hat ein Apartment in der Stadt.«
    »Ich weiß. Von uns alles Liebe für sie, ja?«
    »Werde ich ausrichten.«
    »Und wenn ich heute noch etwas erfahre, rufe ich wieder an. Schließlich bin ich näher dran. Leider.«
    »Ha, ich verstehe. Tausend Dank, liebe Agnès, und grüßen Sie Antoine von mir. Und die Kinder.« Tom legte auf. »Puuh!«
    Ed stand am Sofa, ein paar Meter weg. »Das war die mit den Drinks gestern abend – Agnès, nicht wahr?«
    »Ja.« Tom erklärte: Zwei Jungen, die Tombolatickets verkauften, hätten im Teich die zwei Leichen entdeckt.
    Obwohl Ed die Fakten kannte, verzog er das Gesicht.
    Tom erzählte, was passiert war, als wäre es ihm tatsächlich neu. »Schrecklich für Kinder, so was zu entdecken! Die Jungs dürften etwa zwölf sein. Wenn ich nicht irre, ist das Wasser dieses Teiches tatsächlich klar. Trotz des Schlamms am Boden. Und dann diese komischen Wände…«
    »Wände?«
    »Vom Teich. Zement, sagte irgendwer – wahrscheinlich nicht so dick. Aber vom Rasen aus kann man den Zement nicht sehen, so hoch reicht er nicht, also kann man am Rand womöglich leicht ausrutschen und ins Wasser fallen. Besonders, wenn man etwas Schweres trägt. Ach ja, Agnès erwähnte, die Polizei hätte auf dem Grund ein menschliches Gerippe gefunden.«
    Ed sah ihn an und sagte nichts.
    »Wie ich höre, ist die Polizei noch vor Ort. Bestimmt.« Tom atmete tief durch. »Ich spreche wohl besser mit Madame Annette.«
    Er sah, daß die große quadratische Küche leer war, wandte sich nach rechts und wollte gerade bei ihr anklopfen, als sie in dem kurzen Flur auftauchte.
    »Oh, Monsieur Tomme ! Was für eine Geschichte! Une catastrophe! Chez les Prichards. « Sie schien alles erzählen zu wollen. Madame Annette hatte ihr eigenes Telefon auf dem Zimmer und

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