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Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Handgelenke zu massieren. Als sie abermals versuchte, die Finger zu bewegen, fühlte sie, dass sie, wenn auch noch unbeholfen, zögernd reagierten. Es war wieder Leben in ihnen.
    Langsam und unter starken Schmerzen schaffte sie es, sich aufzusetzen. Sie langte nach unten und tastete ihre Fußgelenke ab. Die Stricke waren noch wilder geschlungen als die an den Handgelenken, wieder und wieder und kreuz und quer, ohne jedes System. Und das Schlimmste war, dass sie immer wieder verknotet waren, Dutzende Male. Sie versuchte, daran zu zupfen, aber der jähe Schmerz verschlug ihr sofort den Atem. Möglicherweise gelang es ihr, sie, nachdem sie jetzt beide Hände frei hatte, mit einem spitzen Stein aufzuwetzen. Sie langte ins Dunkel, um nach einem geeigneten Stein zu suchen.
    Und da hörte sie plötzlich ein Geräusch, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Er war zurückgekommen!
    Sie hörte seine grunzenden, schnaufenden Laute von den Wänden widerhallen. Es hörte sich an, als zerre er irgendetwas hinter sich her. Und da er so schnaufte, musste es etwas Schweres sein.
    »Hwnnuff!«
    Rasch verbarg sie die Hände hinter ihrem Rücken, streckte sich auf dem kalten Boden aus und gab keinen Mucks von sich. Sie durfte nicht das Risiko eingehen, dass er womöglich sah, dass sie sich von den Fesseln befreit hatte.
    Die schlurfenden Schritte kamen näher. Plötzlich war die Dunkelheit von neuen Gerüchen erfüllt, es roch nach Blut, Galle und Erbrochenem.
    Corrie lag reglos im Dunkel. Wer weiß, vielleicht hatte er sie vergessen.
    Sie hörte, wie etwas über den Boden geschleift wurde, dann ein leises Klirren wie von Schlüsseln, und schließlich wurde neben ihr irgendetwas Schweres unsanft auf dem Boden abgeladen. Sofort wurde der Gestank noch schlimmer. Sie brauchte all ihr Beherrschungsvermögen, um keinen Laut von sich zu geben.
    Dann fing er an, vor sich hin zu summen und gelallte Selbstgespräche zu führen, genau wie er’s vor seinem Verschwinden getan hatte. Irgendetwas klapperte metallisch, ein Streichholz wurde angerissen, und plötzlich riss Licht das Dunkel auf. Es war kein helles, strahlendes Licht, eher ein trüber Schimmer, aber wenigstens das. Einen Augenblick lang vergaß Corrie alles – die Schmerzen, die Kälte und ihre nasse Kleidung. Der Lichtschimmer, so schwach er auch war, gab ihr neuen Mut. Er schien aus dem Gehäuse einer altmodischen, verrosteten Laterne zu kommen. Ihr Peiniger stellte die Laterne ab, aber Corrie konnte sein Gesicht nicht sehen, dazu war der Lichtschimmer zu schwach. Im nächsten Moment schlurfte er ohnehin davon, verschwand hinter einer Biegung und machte sich dort summend und lallend an irgendetwas zu schaffen.
    Es gab also Dinge, für die selbst er Licht brauchte, wenn auch nur wenig. Aber wenn es ihm möglich gewesen war, sie in völliger Dunkelheit hierher zu schleppen und zu fesseln, wozu benötigte er dann jetzt Licht?
    Corrie wollte nicht länger an der Frage herumrätseln, Hauptsache, es gab diesen unsagbar tröstlichen Lichtschimmer. Sie ließ den Blick über ihre Umgebung schweifen. So schwach das Licht auch war, es reichte, um von Millionen winziger Kristallpunkte reflektiert zu werden. Um mehr zu erkennen, musste sie geduldig abwarten, bis ihre Augen sich an den unsteten Lichtschein und das Halbdunkel gewöhnt hatten.
    Sie befand sich in einer ziemlich schmalen Kaverne. Deren Wände waren mit hauchzarten weißen Kristallen bedeckt, die einen wunderschönen Schimmer ausstrahlten. Von der Decke hingen unzählige Stalaktiten herab, jeder mit bizarren Ornamenten behängt, die wie Stöckchen oder ausgebleichte Knochen aussahen. Lange Zeit wollte sie sich nicht von dem Anblick dieser verzauberten Märchenwelt losreißen.
    Und als sie es schließlich doch tat, sah sie, dass neben ihr auf dem Boden ein menschlicher Körper lag.
    Mit Mühe unterdrückte sie einen Schrei. Aller Zauber war vergessen, die Welt des Schreckens und der Angst hatte sie wieder eingeholt. Wie hatte sie glauben können, dass irgendetwas anders geworden war, nur weil ein Lichtschimmer das Dunkel aufhellte?
    Sie schloss die Augen. Aber auf einmal konnte sie es nicht mehr ertragen, nichts zu sehen. Sie musste erfahren, was rings um sie geschah.
    Zunächst konnte sie nur einen blutigen Klumpen Fleisch ausmachen, erst allmählich zeichneten sich die Konturen eines Gesichts ab, das ihr merkwürdig bekannt vorkam. Und als ihr klar wurde, dass es Tad Franklins entstelltes Gesicht war, der sie mit offenem

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