Rivalin der Götter erbin3
Deka lächelte bei keinem der beiden Witze. Allerdings hatte Remath auch kein Interesse an ihm. Er dachte wahrscheinlich, es wäre einfacher, sie zu töten.
Scheinbar dachte Deka das auch. »Wenn sie deinetwegen abdankt«, sagte er ernsthaft, »wirst du sie verbannen müssen.«
Shahar zuckte zurück und starrte ihn an. »Was?«
Er seufzte. »Kein Tier kann mit zwei Köpfen funktionieren. Zwei Arameri-Paläste und zwei Arameri-Regenten …« Er schüttelte den Kopf. »Wenn du nicht die mögliche Gefahr darin siehst, Shahar, dann bist du nicht die Schwester, an die ich mich erinnere.«
Sie war es, und sie konnte es. Ich sah, wie ihr Ausdruck versteinerte, als sie es verstand. Sie wandte sich von uns ab, ging zurück
zum Fenster und verschränkte die Arme vor ihren Brüsten. »Ich bin überrascht, dass du nur eine Verbannung vorschlägst. Ich hätte von dir eine dauerhaftere Lösung erwartet, Bruder.«
Er zuckte mit den Schultern. »Mutter erwartet zweifellos selbst etwas in der Richtung. Sie ist keine Närrin, und sie hat dich gut ausgebildet.« Er hielt inne. »Wenn du sie nicht liebtest, würde ich es vorschlagen. Aber unter den gegebenen Umständen …«
Sie lachte einmal hart auf. »Ja, Liebe. So lästig.«
Sie drehte sich um und sah uns beide an. Plötzlich war ich wieder angespannt, denn den Blick kannte ich. Ich hatte ihn zu oft in zu vielen Gestalten selbst aufgesetzt, um ihn nicht bei einem anderen Wesen zu erkennen. Sie führte nichts Gutes im Schilde.
Doch als sie mich anschaute, wurde der Ausdruck milder. »Si’eh«, sagte sie. »Sind wir wieder Freunde?«
Lüg. Der Gedanke kam für einen kurzen Moment so stark auf, dass ich schon dachte, er wäre nicht mein eigener. Dekas vielleicht, der seine Worte in meinen Geist sandte, wie Götter es können. Doch ich kannte den Geschmack meiner Gedanken. Dieser war das besonders bittere Misstrauen, das entstand, wenn man Jahre mit dieser Familie und Ewigkeiten des Lebens inmitten meiner eigenen, noch irrsinnigeren Familie verbracht hatte. Sie wollte die Wahrheit, und die Wahrheit würde sie verletzen. Und sie war jetzt zu mächtig, zu gefährlich, um sie ungestraft zu verletzen.
Aber nach dem, was wir einmal hatten, verdiente sie die Wahrheit, schmerzhaft oder nicht.
»Nein«, sagte ich. Ich sprach leise, als ob das den Schlag mildern könnte. Sie wurde stocksteif, und ich seufzte. »Ich kann dir nicht vertrauen, Shahar. Ich muss den Menschen, die ich Freunde nenne, vertrauen können.« Ich hielt inne. »Doch ich verstehe, warum du mich betrogen hast. Vielleicht hätte ich an deiner Stelle sogar dieselbe Entscheidung getrofen; ich weiß es nicht. Doch ich bin nicht länger wütend deswegen. Das kann ich auch nicht, wenn ich das Ergebnis bedenke.«
Dann tat ich etwas Dummes. Ich schaute Deka an und zeigte meine Liebe für ihn. Er blinzelte überrascht. Ich machte das Ganze nur noch schlimmer, indem ich lächelte. Es würde so weh tun, ihn zu verlassen, doch er brauchte keinen alten Mann als Liebhaber. Dergleichen war wichtig für Sterbliche. Ich würde meine Reife beweisen, meine Würde bewahren und beiseitetreten, bevor unsere Beziehung zu peinlich wurde.
Schon immer war ich ein selbstsüchtiger Narr gewesen. Ich dachte in dem Moment nur an mich. Dabei hätte ich ihn beschützen sollen.
Shahars Gesicht wurde vollkommen ausdruckslos. Es war, als ob ihr jemand ein Messer hineingestoßen und ihre Seele herausgeschnitten hätte. Zurück blieb eine kalte und unerbittliche Statue. Doch diese Statue war nicht leer. Zorn hatte ihre Hohlräume erfüllt.
»So ist das«, sagte sie. »Also schön. Wenn du mir nicht vertrauen kannst, dann kann ich es mir nicht leisten, dir zu vertrauen, nicht wahr?« Ihr Blick ging zu Deka und war immer noch kalt. »Das bringt mich in eine schwierige Lage, Bruder.«
Deka runzelte die Stirn. Shahars verändertes Verhalten verwirrte ihn. Mich allerdings nicht. Es war sehr einfach erkennbar, was sie ihrem Bruder antun wollte, weil sie wütend auf mich war.
»Tu das nicht«, füsterte ich.
»Dekarta«, sagte sie und ignorierte mich. »Es bereitet mir Kummer, das zu sagen, doch ich muss dich ersuchen, ein wahres Siegel anzunehmen.« Deka erstarrte. Sie lächelte, und ich hasste sie dafür. »Ich würde dir natürlich niemals deine Geliebten vorschreiben, doch wenn ich Si’ehs Geschichte bedenke und angesichts der vielen Arameri, die er mit seinen Tricks und Täuschungen getötet hat …«
»Das glaube ich jetzt nicht.« Deka
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