Rivalin der Götter erbin3
ging dann von Deka weg zu ihr hin. Ihr Kopf wandte sich ruckartig in meine Richtung, als ich mich ihr näherte. Sie war ganz und gar nicht schockiert. Eine subtile Verlagerung verwandelte sie von dem verlorenen Mädchen in die kalte Königin, die versucht hatte, ihren Bruder zu versklaven. Doch ich sah die Skepsis bei ihr. Diesen Kampf hatte sie verloren.
Deka beobachtete, wie ich zu ihr hinging, schloss sich uns aber nicht an.
»Solltest du dich nicht mit Remath in Verbindung setzen?«, fragte ich. Ich sprach in neutralem Ton.
Sie entspannte sich ein bisschen und akzeptierte mein unausgesprochenes Wafenstillstandsangebot. »Das habe ich versucht. Mutter antwortet nicht.« Sie schaute durch die durchsichtigen Wände hindurch auf die sinkende Sonne. Westen, in der Richtung von Elysium. »Aber das ist sowieso sinnlos. Die Armee ist da und steht unter Mutters Befehl, wie es sein sollte. Der Großteil der Schreiber, des Assassinencorps und der Privatkräfte der Adligen ist ebenfalls vor Ort. Echo ist ohnehin kaum funktionsfähig und vollkommen unterbesetzt. Wir können keine Hilfe anbieten.«
»Nicht jede Unterstützung muss materiell sein, Shahar.« Es war immer noch seltsam, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass Remath und Shahar sich liebten. Ich würde mich nie daran gewöhnen, dass die Arameri sich wie normale Menschen verhielten.
Sie warf mir erneut einen Blick zu, der diesmal nicht so scharf war. Eher nachdenklich. Dann sagte Ramina: »Da passiert etwas«, und wir alle fuhren zusammen.
Einige Fuß oberhalb und seitlich des Bildes, das wir beobachteten, verschwamm die Luft. Die Soldaten grifen nach ihren Waffen. Die Hochblüter schnappten nach Luft, einer schrie auf. Deka und die anderen Schreiber wurden nervös. Einige zogen vorgefertigte, unvollständig gezeichnete Siegel hervor.
Dann wurde das Bild klarer, und wir sahen Remath. Das Bild war über ihrer Schulter und leicht hinter ihr merkwürdig verschoben. Die Sphäre war wahrscheinlich auf ihren Steinsockel gestellt worden.
Ihr gegenüber, in Elysiums Audienzzimmer, befand sich Usein Darr.
Shahar hielt den Atem an und ging die Stufen hinunter, als
ob sie durch das Bild hindurchtreten und ihrer Mutter beistehen wollte. Die Soldaten in Elysiums Audienzzimmer hatten ihre Schwerter, Piken und Armbrüste gezogen. Sie grifen allerdings nicht an. Remath musste sie zurückgehalten haben, obwohl zwei ihrer Wachen sich dennoch zwischen Remath und Usein gestellt hatten. Die Darrefrauen hockten dort mit den Händen an ihren Dolchen. Usein stand stolz und furchtlos mitten im Raum und ignorierte die Wachen. Sie war unbewafnet gekommen, obwohl sie die traditionelle Kriegskleidung der Darre trug: die Hüfte mit Leder umwickelt, ein schwerer Pelzmantel, der sie als Kriegskommandantin auswies, und Rüstung, die aus dünnen Schuppenholzplatten bestand. Dieses leichte, aber starke Material hatten die Darre vor einigen Jahrzehnten erfunden. Sie sah größer aus, wenn sie nicht schwanger war.
»Ich gehe davon aus, dass wir Euch das Spektakel dort unten zu verdanken haben«, sagte Remath. Sie zog die Worte in die Länge und klang belustigt.
Usein neigte ihren Kopf. Ich dachte, sie würde in Darre sprechen, da das ihre Staatsangehörigkeit war, doch stattdessen verwendete sie deutliches, klangvolles Senmitisch. »Wir im Norden ziehen es vor, unsere Kriege nicht auf diese Art und Weise zu führen. Magie zu benutzen – auch wenn es unsere eigene ist –, erscheint uns feige.« Sie zuckte mit den Schultern. »Doch Ihr Arameri kämpft nicht fair.«
»Das ist wahr«, sagte Remath. »Nun gut. Ihr werdet wohl Forderungen haben.«
»Ganz einfache, Arameri.« Die Darre sprachen ernstzunehmende Gegner immer mit ihrem Nachnamen an. Das war ihre Art, ihnen Respekt zu erweisen. Für die Amn war das natürlich eine unverschämte Respektlosigkeit. »Ich … und meine Verbündeten – die hier wären, wenn wir nicht alle Dämpfer und Magier gebraucht hätten, um wenigstens eine Person durch Eure Barrieren zu bringen – verlangen, dass Eure Familie ihrer Macht entsagt
und alle daraus resultierenden Insignien aufgibt. Eure Schatzkammer: Fünfzig Prozent davon müssen an das Adelskonsortium abgetreten werden, damit alles gleichmäßig auf die Nationen der Welt verteilt werden kann. Dreißig Prozent gehen an den Orden des Itempas und alle zugelassenen Glaubensrichtungen, die öfentliche Dienste anbieten. Euch wird gestattet, zwanzig Prozent zu behalten. Ihr dürft nicht länger
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