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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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werden.
Dies wußte ich indessen damals noch nicht und schwebte daher lange Zeit in ständiger Furcht und war immer mit meiner ganzen Heerschar auf der Hut. Denn da wir jetzt unser vier waren, würde ich es zu jeder Zeit mit etwa hundert von ihnen im offenen Feld aufgenommen haben.
Da aber keine Kanoes mehr erschienen, verflog die Furcht bald, und ich nahm den Gedanken, zum Festland hinüberzufahren, wieder auf, da auch Freitags Vater mir versicherte, daß ich bei seinem Volk gut aufgenommen werden würde.
Dieser Plan trat jedoch etwas in den Hintergrund, als ich aus einem Gespräch mit dem Spanier erfuhr, daß noch sechzehn schiffbrüchige Weiße, Landsleute von ihm und Portugiesen, dort in Frieden mit den Wilden hausten, jedoch nur, weil sie anders nicht ihr Leben zu fristen vermöchten. Ich fragte ihn nach allen Einzelheiten ihrer Reise. Sie waren mit einem spanischen Schiff auf der Fahrt von Rio de la Plata nach Havanna gewesen, um ihre Ladung dort zu löschen, die in der Hauptsache aus Häuten und Silber bestand, und dafür europäische Waren einzunehmen. Sie hatten fünf Portugiesen an Bord, die sie von einem anderen Wrack gerettet hatten. Fünf ihrer eigenen Leute waren bei dem Schiffbruch ertrunken, die anderen aber unter unendlichen Gefahren entkommen und an der Kannibalenküste gelandet, wo sie jedoch jeden Augenblick gewärtig sein mußten, verschlungen zu werden.
Er sagte mir, sie hätten einige Waffen bei sich, die ihnen aber gar nichts nützten, da fast all ihr Pulver und Blei vom Seewasser verdorben sei, außer einem kleinen Rest, den sie bei der Landung verbraucht hätten, um sich einiges Wildbret zu schießen.
Ich fragte ihn, was seiner Meinung nach wohl dort aus ihnen werden würde und ob sie keinen Versuch gemacht hätten, zu entkommen. Er sagte, darüber hätten sie manches mal beratschlagt; da sie aber weder ein Schiff noch Werkzeuge hatten, um eins zu bauen, auch gar keinen Proviant irgendwelcher Art, so endeten ihre Beratungen immer in Tränen und Verzweiflung. Ich fragte ihn, was sie wohl sagen würden, wenn ich ihnen einen Vorschlag zur Flucht machen würde, und ob er die Sache für ausführbar halte, wenn sie alle hier wären. Ich gestand ihm freimütig, daß ich vor allem fürchtete, sie würden mich verraten und mein Vertrauen mißbrauchen, wenn ich erst einmal mein Leben in ihre Hände gegeben hätte; denn Dankbarkeit sei eben nicht eine angeborene Tugend der Menschen; und die Menschen richteten ihr Tun meistens mehr nach den Vorteilen, die sie sich versprächen, als nach den Wohltaten, die sie empfangen hätten. Ich sagte ihm, ich würde es sehr hart finden, wenn ich das Werkzeug zu ihrer Errettung würde und sie mich nachher in Neuspanien zu ihrem Gefangenen machten, wo ein Engländer sicher sein könnte, aufgeopfert zu werden, gleichviel welche Not oder welches Unglück ihn dahin geführt hätte. Und ich würde lieber den Wilden überantwortet und lebendig aufgefressen werden als in die erbarmungslosen Klauen der Priester fallen und vor die Inquisition geschleppt werden. Andererseits, fügte ich hinzu, sei ich überzeugt, daß, wenn sie alle hier wären, so viele Hände wohl eine große Barke bauen könnten, groß genug, um uns entweder südlich nach Brasilien oder nördlich zu den spanischen Inseln oder an die spanische Küste zu bringen. Wenn sie mich jedoch, nachdem ich ihnen Waffen in die Hände gegeben, zum Dank dafür gewaltsam zu ihren Landsleuten verschleppen würden, so wäre ich für meine Güte schlecht belohnt und schlimmer daran als zuvor.
Er antwortete mir mit großer Aufrichtigkeit und Offenheit, ihr Zustand sei so erbärmlich und sie beklagten ihn dermaßen, daß sie sicherlich den bloßen Gedanken, einem Menschen übel zu begegnen, der ihnen zu ihrer Befreiung verhelfen könnte, verabscheuen würden. Wenn es mir recht wäre, wolle er mit dem alten Wilden hinüberfahren, mit ihnen verhandeln und mir ihre Antwort bringen. Er wolle auf ihren heiligen Eid Bedingungen mit ihnen ausmachen, daß sie sich ganz und gar meiner Führung unterwerfen müßten, und wolle sie auch auf die heiligen Sakramente schwören lassen, mir treu zu sein und mit mir nach demjenigen Land der Christenheit zu fahren, das ich bestimmen würde, und sich in allen Stücken meinen Befehlen zu fügen, bis ich sie in diesem Lande ausgeschifft hätte. Über all das wollte er mir einen von ihrer Hand unterschriebenen Kontrakt mitbringen.
Er erbot sich auch, mir zu schwören, daß er sich sein Lebtag nie von

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