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Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Titel: Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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behalten sie ihn natürlich. Es klingt ja sehr phantastisch, aber hier ist alles möglich." „Und weshalb hätten sie mir dann den Seidenlappen geschickt?" meinte die junge Frau ungläubig. „Vielleicht um Ihnen damit anzudeuten, daß Ihr Gemahl für Sie tot sei. Jetzt gewinnt die Angelegenheit für mich ein ganz anderes Bild. Jetzt kann ich Ihnen vielleicht helfen."

    2. Kapitel
    Der Heilige am Strom

    Frau von Valentini sprang auf.
    „Sie können helfen", rief sie zitternd, „oh, Herr Hoddge, wie soll ich Ihnen danken."
    „Ach", wehrte Hoddge sehr verlegen ab, „es ist ja nur ein Gedanke, nur eine Vermutung von mir. Sehen Sie, gnädige Frau, meine bisherigen Vermutungen sind doch auch auf sehr schwacher Basis aufgebaut. Aber vielleicht erweisen sie sich doch als richtig; ich würde es wenigstens in Ihrem Interesse von ganzem Herzen wünschen. Ich erzählte Ihnen doch, daß ich einige Kilometer über die letzten Hütten von Bangkok den Menam hinaufgefahren bin. Ungefähr zwei Stunden entfernt liegt die primitive Hütte eines alten Priesters, der hier ungefähr die Rolle eines Heiligen spielt. So ähnlich wie in Vorderindien die Fakire am Ganges.
    Nur machte er diesen Firlefanz, wie ich es bezeichnen möchte, nicht. Von ihm habe ich vieles gehört, was sonst einem Europäer vielleicht verschlossen ist. Er hat sicher mein brennendes Interesse an den Religionsfragen der Asiaten bemerkt. Und gerade Siam ist in dieser Mischung von indischem, chinesischem und malaiischem Glauben sehr interessant. Wenn es irgendeinen Menschen hier gibt, der Ihnen vielleicht Aufklärung geben kann, dann ist es dieser .Heilige am Strom'."

    „Können Sie uns sofort einen Sampan besorgen?" fuhr die junge Frau auf.
    „Nein", beruhigte Hoddge, „das hat gar keinen Zweck. Wir kämen erst nach Anbruch der Dunkelheit hin, und dann wird der Heilige kaum zu sprechen sein. Ich schlage vor, daß wir morgen früh vor Tagesanbruch abfahren, dann sind wir kurz nach Sonnenaufgang dort und können in aller Ruhe mit ihm sprechen."
    „Oh, Gott", stöhnte Frau Ellen, „noch eine Nacht der Ungewißheit so kurz vor einer Hoffnung." „Diese Hoffnung ist aber sehr schwach, das muß ich immer wieder betonen", sagte Hoddge ernst. „Denken Sie selbst, wie unendlich schwer es ist, einen Menschen wiederzufinden, der bereits seit Wochen verschollen ist. Und wieviel schwerer es noch ist, eine Sekte entdecken zu wollen, die jeden Verrat mit dem Tode bestraft, wie die vielen Gerichteten beweisen, die ich sah. Nein, gnädige Frau, hegen Sie nicht zu große Hoffnung. Gewiß, Ihr Herr Gemahl wird vielleicht noch leben, aber es wird fast unmöglich sein, ihn freizubekommen, sollte er sich wirklich in den Händen einer solchen, fanatischen Sekte befinden."
    „Nun, dann rufe ich einfach den Schutz der Polizei an", rief Frau Ellen energisch. „Ich glaube doch, daß die Behörden das Leben und die Freiheit eines Europäers schützen werden."
    „Damit Ihr Gemahl dann auch als .Gerichteter' den Menam entlang schwimmt", sagte Hoddge sehr ernst. „Nein, das dürfen wir nicht. Wenn wir seine Spur entdecken, dann müssen wir ihn auch selbst befreien."

    „So würden Sie sich uns anschließen, Herr Hoddge?" fragte Rolf. „Es wäre uns natürlich eine sehr große Hilfe, da Sie landeskundig sind."
    „Natürlich mache ich es. Mein Restaurant schließe ich oder übergebe es meinem Neffen während der Zeit. Sie können sich doch denken, daß mich die ganze Sache außerordentlich interessiert. Also abgemacht, morgen vor Tagesanbruch fahren wir ab. Jetzt ist es durch unser Erzählen bereits Zeit zum Abendessen geworden, ich werde es sofort auftragen lassen. Sie logieren selbstverständlich bei mir. Es ist gar nicht nötig, daß Sie sich in der Stadt zeigen."
    Das war allerdings sehr angenehm. Jetzt brauchten wir unsere schweren Rucksäcke nicht weiter zu schleppen, und es war auch sehr gut, daß wir in der Stadt erst gar nicht auffielen. Diese Sekte, die soviel Schrecken verbreitete, hatte doch sicher auch ihre Spione überall. Hoddge hatte mit seinem Boy geflüstert und kam jetzt an den Tisch zurück.
    „Das Essen kommt sofort. Und nun muß ich noch einen Vorschlag machen. Es ist unbedingt notwendig, gnädige Frau, daß Sie Männerkleidung anlegen. Denn die Sekte wird sofort vermuten, daß Sie die Frau des Verschwundenen sind, wenn Sie in Gesellschaft der Herren hier gesehen werden. Pongo ist doch in den Zeitungsberichten genau beschrieben, und da ist es wirklich nicht

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