Roman
an der Wand. Es war jetzt eins.
»Dann haben wir also sieben Stunden.« Ginger war mir weit voraus. »Wir beginnen mit einer Hot Stone Massage, dann folgen Ganzkörper-Peeling, Epilation, wo es erforderlich ist, Massage, Maniküre, Pediküre, Augenbrauen, Haarfarbe, Wimpernfarbe und alles, was sonst noch nötig ist, um eine Göttin aus ihr zu machen. Schreib alles auf meine Rechnung und …« Sie wandte sich an mich: »Ich schick dir um acht ein Taxi, das dich nach Hause bringt.«
»Aber ich kann doch nicht, ich …«
Ginger hob gebieterisch die Hand. »Stopp! Hier geht es nicht um das, was du willst.«
Ich habe sie noch nie mehr geliebt als in diesem Augenblick. Aber, mein Gott, sie war so dominierend. Und unverschämt, frech und diktatorisch.
Siebeneinhalb Stunden später überdachte ich diese Aussage noch einmal.
Lektion 127
Versuch nicht, alles allein zu schaffen – wenn du Hilfe brauchst, such sie dir
Als ich dem Taxi nachwinkte und die Haustür öffnete, fiel mir als Erstes der Geruch auf. Richtiges Essen. Endlich mal keine Mikrowellenmahlzeit, von denen ich immer lebte, wenn Red unterwegs war, sondern eine Mischung aus Aromen, die nur von einer selbst gekochten warmen Mahlzeit stammen konnten. Aber ich roch noch etwas. Möbelpolitur und Wachs und … der Fußboden! Zum ersten Mal, seit wir eingezogen waren, glänzten die Eichendielen. Was war hier passiert? Ich stellte meine Handtasche auf die Kommode in der Diele, die ebenfalls schimmerte, sodass man sich darin spiegeln konnte.
Waren die Heinzelmännchen da gewesen und hatten alles so geschrubbt und gewienert?
Neugierig öffnete ich die Küchentür. Ich hätte nicht überraschter sein können, wenn George Clooney nackt und mit einer Rose zwischen den Zähnen vor mir gestanden hätte. Die hässliche Plane war fort, stattdessen blickte ich auf zwei perfekt eingebaute Glastüren, die einen wunderschönen Blick in den Garten freigaben. Besser gesagt, in das, was einmal ein Garten werden sollte, wenn wir das Grundstück irgendwann aus seinem Baustellendasein befreit hätten.
Auch der Rest des Raums war nicht wiederzuerkennen. Die nackten Ziegelwände waren verputzt, alle Arbeitsflächen geschrubbt, die wackeligen Schranktüren nachgezogen, der Boden poliert, und am makellos sauberen Tisch saß Cassie in ihrem Hochstuhl und krähte in ihr Spieltelefon.
»Wie … wie …?« Ich brachte nur ein Stammeln heraus.
Ginger sah mich drohend an. »Heul bloß nicht schon wieder, das halten deine neuen Wimpern nicht aus.«
»Wie … wie … ist das passiert?«, stotterte ich. Ohne Tränen. Mühsam.
»Du kennst doch Josh von STUD aus Glasgow?«
Ich nickte. Klar kannte ich Josh. Neunzehn Jahre alt. Ein Bauch, so flach wie ein Bügelbrett und total durchtrainiert. Frauen auf der Straße fingen bei seinem Anblick an zu kreischen.
»Ich hab seinen Bruder angerufen. Er hat ein Bauunternehmen und arbeitet für Shopping-Malls und Bürohäuser. Er hat alles stehen und liegen lassen und ein paar seiner Jungs mitgebracht. Die Arbeiten, die dringend getan werden mussten, hatten sie im Nu erledigt.«
Meine Liebe zu ihr erreichte nun ganz offiziell ein Maß an Unendlichkeit, das bis dahin nur Red, Cassie und John Taylor von Duran Duran vorbehalten gewesen war.
Plötzlich tauchte ein Wirbelwind neben mir auf. Josie. In meinem pinkfarbenen Morgenmantel, mit blauen Socken von Red, die Haare in ein Barbie-Handtuch gewickelt, eine Zigarette im Mundwinkel.
»Ich habe ihm als Gegenleistung sexuelle Dienste angeboten, aber er wollte nicht. Könnt ihr das begreifen?«
Ich konnte das Kichern nicht zurückhalten. »Nein. Der Typ ist selbst schuld.«
Grinsend fuhr Ginger mit ihrer Erklärung der Ereignisse fort. »Dann hab ich Josie angerufen, die mit vier Freunden und der Bohnermaschine aus dem Gemeindezentrum hier aufgetaucht ist. Sie haben dem Haus von oben bis unten einen gründlichen Frühjahrsputz verpasst, einschließlich Fenster und Türen.«
»Oh, Ginger, ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll. Wir werden dir alles zurückzahl…«
»Stopp!« Die Hand ging wieder hoch. »Lou, das reicht! Es ist das Mindeste, was ich tun kann. Schließlich bin ich reich, schön und erfolgreich.«
»Bescheiden hast du vergessen, Schätzchen.« Josie grinste. »Es gibt übrigens ein Curry zum Abendessen. Mr. Patels Lieblingsrezept. Ich vermisse ihn immer noch. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet er mit seinem Gesundheits- und Meditationswahn eines Tages einfach wegen eines
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