ROMANA EXKLUSIV Band 0178
gehen.“
„Nein, mir geht es gut.“ Wieder rang sie sich ein Lächeln ab.
Zum Glück kam der Ober in diesem Moment an ihren Tisch, und Leo verkündete laut: „Den Kaffee trinken wir im Gesellschaftsraum. Nach dem Essen brauche ich immer eine gute Zigarre.“
Im Gesellschaftsraum saß Alex neben ihr auf einem niedrigen Ledersofa und hatte ihr lässig den Arm um die Schultern gelegt. Lisa biss sich auf die Lippe, weil seine Finger auf ihrer nackten Haut sie nervös machten. Einerseits wünschte sie, der Abend würde endlich vorbei sein, andererseits hatte sie Angst davor, wieder mit Alex allein zu sein. Als der Ober das Tablett mit dem Kaffee auf den niedrigen Tisch vor ihnen stellte, schüttelte sie Alex’ Arm ab und nahm sich eine Tasse. Links neben ihr saß Leo, eine dicke Zigarre im Mund. Von dem Geruch wurde ihr schlecht – zumindest redete sie es sich ein, als sie schnell ihren Kaffee trank und dann aufsprang und sich entschuldigte.
In der Damentoilette, die ganz in Marmor gehalten war, atmete sie auf. Ihre Erleichterung währte jedoch nicht lange, denn kurz darauf kam Fiona herein. Lisa lächelte ihr flüchtig zu, bevor sie ihre Handtasche öffnete und ihr Lipgloss herausnahm. Als sie sich im Spiegel betrachtete, stellte sie erleichtert fest, dass man ihr nicht ansah, wie aufgewühlt sie innerlich war. Sorgfältig schminkte sie ihre Lippen nach.
„Die Vorstellung, dass ich nächste Woche Ihre Stiefschwiegermutter bin, ist komisch“, bemerkte Fiona, die neben ihr stand und ihre Frisur richtete. Im Spiegel begegnete sie ihrem Blick. „Und ich bin nur ungefähr ein Jahr älter als Sie.“
Wohl eher zehn, dachte Lisa, behielt es aber für sich. „Tja, Sie wollen sicher nicht, dass ich ‚Mum‘ zu Ihnen sage“, erwiderte sie mit einem sarkastischen Unterton. Ihrer Meinung nach heiratete Fiona Leo nur seines Geldes wegen.
„Du meine Güte, nein! Aber wir könnten Freundinnen sein. Schließlich haben wir eine Menge gemeinsam.“ Fiona lächelte selbstgefällig. „Ich finde es bewundernswert, wie Sie sich Alex geangelt haben.“
„Geangelt?“, wiederholte Lisa verwirrt. Sie hatte sich Alex nicht „geangelt“. Es war genau umgekehrt gewesen.
Fiona, die nicht merkte, wie überrascht sie war, fuhr fort. „So schnell. Das hätte ich nicht besser hinbekommen.“ Sie schnitt ein Gesicht. „Aber ich habe Leo bekommen. Als ich die beiden im März auf Leos sechzigstem Geburtstag kennengelernt habe, hatte ich es eigentlich auf Alex abgesehen. Es war offensichtlich, dass er kein großes Interesse mehr an dieser Margot hatte. Wenn ich nicht wegen eines Auftrags in die Karibik hätte fliegen müssen, hätte ich es auch geschafft. Aber Leo ist nicht schlecht – und sie sind beide schwerreich.“
„Aber Sie müssen Leo doch lieben“, sagte Lisa.
„Oh, das tue ich auch. Ich liebe sein Geld, und er ist ein netter alter Kauz.“ Fiona wandte sich ab. „Kommen Sie, lassen Sie uns lieber gehen. Man sollte zwei reiche Männer wie die beiden nicht lange allein lassen. Es gibt viele raffgierige Frauen da draußen.“
Lisa musste lachen, weil sie sich keine raffgierigere Frau als Fiona vorstellen konnte. Als sie ihr in den Gesellschaftsraum folgte, blickte sie instinktiv zu Alex.
Er war der Inbegriff des Mannes von Welt. Lässig saß er auf dem Ledersofa, die langen Beine ausgestreckt. Er war sündhaft attraktiv. Sie erschauerte unwillkürlich. Und wie sie nur allzu gut wusste, war er ein leidenschaftlicher Liebhaber. Fiona irrt sich, dachte sie und lächelte ironisch, als er aufstand. Die Frauen würden ihm auch noch zu Füßen liegen, wenn er arm wäre.
„Du lächelst ja. Anscheinend geht es dir besser.“ Er betrachtete ihr erhitztes Gesicht. „Aber wir sollten jetzt gehen. Okay?“
Lisa blickte zu ihm auf, und ihr Lächeln verschwand. Es war nicht okay, aber sie hatte keine andere Wahl. „Ja“, erwiderte sie und schaffte es, nicht zusammenzuzucken, als er den Kopf neigte und sie leicht auf den Mund küsste.
Nachdem sie Leo und Fiona alles Gute für die Hochzeit gewünscht und sich von ihnen verabschiedet hatten, verließen sie das Hotel.
Draußen atmete Lisa tief die milde Nachtluft ein, um sich zu beruhigen. Sie liebte Alex. Sie brauchte ihn nur anzusehen und sehnte sich nach ihm. Doch sie vertraute ihm nicht mehr.
Der Portier hielt ihnen die Tür eines schwarzen Taxis auf, und Lisa stieg zuerst ein. Als Alex neben ihr saß, legte er ihr wieder den Arm um die Schultern. Sofort rutschte sie
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