ROMANA EXKLUSIV Band 0178
Essen anzukleiden.
9. KAPITEL
Die Wahl der Abendkleidung war kompliziert, da Catalina etwas größer als Laura war. Schließlich aber fand sie doch ein ärmelloses Top aus goldener Seide, das perfekt saß. Dazu trug sie einen schwarzen Rock. Sie warf einen bedauernden Blick auf ihre alten schwarzen Pumps, die überhaupt nicht dazu passten. In diesem Moment klopfte Teresa an die Tür. „Der Señor ist bereit, Señorita Laura.“
„Danke, Teresa.“ Das Mädchen schaute Laura verstehend an, als sie die abgetragenen Schuhe an deren Füßen sah.
„ Señorita , ich habe vielleicht passende Sandalen.“ Sie deutete auf ihre kleinen Füße. „Wollen Sie es versuchen?“
„Ja, bitte, Teresa“, nickte Laura eifrig.
Zwei Minuten später war Teresa mit flachen Sandalen zurück. Außerdem gab sie Laura lächelnd ein Paar kleine goldene Ohrringe in Fächerform. „Für heute Abend“, sagte sie entschlossen. „Es ist das Geburtstagsgeschenk von meinem Vater.“
„Das ist sehr lieb.“ Laura verwirrte das Dienstmädchen, indem sie es heftig drückte. Dann legte sie die Ohrringe an. „Wie sehe ich aus?“
„Sehr schön, Señorita . Und jetzt müssen Sie gehen.“
„Ich bin fertig.“ Als Laura ihr Zimmer verließ, klopfte ihr das Herz bis zum Hals. Es war dumm zu hoffen, dass sie Zugang zu Francisco finden würde, doch ihr blieb nur dieser letzte Abend. Wo war ihr Stolz? Der Gedanke ging ihr durch den Kopf.
Sein Blick war Belohnung genug für all die Mühe, als sie zu ihm kam. „Du siehst wirklich wundervoll aus“, sagte er. Sein Blick verweilte so lange auf ihren Lippen, dass sie glaubte, er würde sie jetzt küssen. „In der Tat, eine Prinzessin.“
Er beugte sich über ihre Hand und küsste sie so zärtlich und weich, dass sie das Gefühl hatte, ihr ganzer Körper würde schwingen. Wieder erfüllte Panik sie. Sie konnte doch nicht einfach so aus seinem Leben gehen, oder? Er würde sie nicht gehen lassen … oder?
„Komm, lass uns fahren.“ Als er sich aufrichtete, sah sie, dass er lächelte.
„Fahren?“, fragte sie verblüfft. „Ich dachte, wir wollten zu Abend essen.“
„Das tun wir auch.“ Er fasste sie am Ellenbogen und führte sie zur Tür. „In einem kleinen Restaurant, das ich kenne.“
„Aber …“
„Ich möchte, dass unser letzter gemeinsamer Abend etwas Besonderes wird.“ Die Worte trafen sie wie ein Messerstich.
Laura konnte nicht anders, sie musste Francisco immer wieder von der Seite ansehen, während sie über die dunklen Straßen fuhren. Er sah umwerfend aus. Er trug wieder das samtschwarze Dinnerjackett, das er an dem Abend angehabt hatte, als er sie gerettet hatte.
„Unser letzter gemeinsamer Abend.“ Diese Worte gingen ihr fortwährend durch den Kopf. Es war eine letzte großzügige Geste von ihm, damit die ganze elende Episode gut endete und sein Gewissen beruhigt war, wenn sie ging. Sie war ihm egal. Aber sie liebte ihn.
„Es ist nicht mehr weit. Bist du hungrig?“
Laura gab eine kurze Antwort, während sie in Gedanken mit der Zukunft beschäftigt war. Kein Mann würde je so auf sie wirken wie er. Warum hatte sie sich davor nicht geschützt?
„Dort oben, auf dem Hügel. Siehst du die Lichter?“
Als sie aus ihren Träumen aufschreckte, sah sie eine Unmenge flackernder, diamantheller Lichter, die wie winzige Sterne funkelten. „Es sieht großartig aus“, sagte sie zweifelnd.
„Das ist es auch“, sagte er ruhig. Etwas Belustigendes klang in seiner Stimme mit. „Und dort wird es niemanden geben, der es wert wäre, dir auch nur die Schuhe zu putzen.“ Seine Stimme war jetzt weich. „Es sind ganz gewöhnliche Leute, Laura, mit den gleichen Fehlern und Schwächen wie alle anderen. Aber du, du bist meine Infanta. Komm nicht auf die Idee zu glauben, diese Menschen seien besser als du.“
Wie konnte er so etwas sagen und sie dennoch fortschicken?, dachte sie hilflos. Was ging eigentlich in seinem Kopf vor?
Das Hotel lag inmitten prächtiger Gärten, beleuchtet von Hunderten versteckter Lichter, die Sträuche und Bäume anstrahlten. Die Autos auf dem riesigen Hof waren Franciscos Ferrari durchweg ebenbürtig.
Im Inneren des palastähnlichen Gebäudes mit den knöcheltiefen Teppichen und dem prächtig ausgestatteten Restaurant, fühlte Laura sich in eine andere Welt versetzt. In seine Welt. Es war eine Welt des Reichtums, mit aufmerksamen und unterwürfigen Kellnern und einer wundervollen Umgebung. Wie war sie bloß auf die Idee gekommen, dass ein solcher
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