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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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presste sein Gesicht auf die trockene Erde, zog einen Revolver und setzte ihm den Lauf ans Genick.
    – Weißt du, wer ich bin, du Vieh?
    Der Junge nickte heftig. Libanese steckte die Waffe ein.
    – Steh auf!
    Der Junge rutschte auf die Knie.
    – Der stinkt ja wie ein Ziegenbock, sagte Dandi angewidert.
    – Das kommt vom Gift. Der ist fix und fertig. Steh auf, hab ich gesagt.
    Der Junge versuchte hochzukommen. Libanese grinste.
    – Ich habe deinem Onkel versprochen, nicht zu übertreiben, aber strapazier meine Geduld nicht. Sag nur ja oder nein.
    Der Junge sah ihn wie betäubt an. Sein Gesicht war voller Pickel. Dandi trat ihm aufs Kinn.
    – Ja oder nein?
    – Ja.
    – Also, fuhr Libanese fort, du hast den Mini im Testaccio geklaut, nicht wahr?
    – Ja.
    – Hast du einen Blick in den Kofferraum geworfen?
    – Nein.
    – Sicher nicht?
    – Nein.
    – Dein Glück. Wo ist das Auto jetzt?
    – Ich hab es nicht mehr …
    Dandi begnügte sich damit, ihm einen Schlag ins Genick zu verpassen. Der Junge begann zu weinen. Libanese seufzte.
    – Hast du es verkauft?
    – Ja.
    – An wen?
    Der Junge fiel auf die Knie. Das durfte er nicht sagen. Die waren gefährlich. Sie würden ihn umbringen.
    – Scheißsituation, nicht wahr, Freundchen?, sagte Libanese. Wenn du pfeifst, bringen die dich um. Und wenn nicht, bringen wir dich um …
    – Libano, ich hab einmal einen Western gesehen …
    – Na und?
    – Da kam so ein armes verletztes Pferd vor, kurz vor dem Verrecken … und sein Besitzer wusste nicht, was er tun sollte … das arme Vieh schaute ihn so traurig an … warum muss ich so leiden, sagte es …
    – Aahh! Hab verstanden! Und er gibt ihm den Gnadenschuss … bam!
    – Genau!
    – Entschuldige, Dandi, aber ich muss dir was sagen.
    – Sag schon, Libano!
    – Das Pferd war verletzt … aber der da ist noch ganz gesund.
    Dandi schoss ihm ins Bein. Der Junge griff sich brüllend ans Knie.
    – Schau genauer hin, Libano!
    – Du hast Recht, Dandi. Er ist wirklich am Ende! Und wie er leidet. Was meinst du, geben wir ihm den Gnadenschuss?
    Der Junge packte aus.
II.
    Freddo hatte jetzt den Mini. Libanese kannte ihn nicht, aber Dandi war ihm schon ein paar Mal über den Weg gelaufen. Ein ernster, wortkarger Typ, der eine gewisse Erfahrung mit Postschaltern hatte. Einmal wäre er beinahe hopsgegangen, weil er einen Koch erpresst hatte. Doch das Opfer hatte einen Rückzieher gemacht und er war davongekommen. Mit einem Wort, einer, auf den man sich verlassen konnte.
    Sie traten die Tür ein und drangen in das aufgelassene Lager hinter dem Restaurant
Il fungo
vor. Vorsichtshalber hatten sie die Waffen gezogen. Libanese fand den Lichtschalter. Abgesehen vom Benzingestank nur die Karkasse eines Fiat 850. Hinter einer Glaswand, die schon bessere Zeiten gesehen hatte, ein schäbiges Büro.
    Beunruhigt sahen sie sich an. Der Junge hatte ehrlich gewirkt, aber man konnte nie wissen. Libanese bereute schon fast seine Nachsicht, doch dann bemerkten sie, dass jemand hinter ihnen war.
    Langsam drehten sie sich um. Die anderen waren zu viert. Sie hatten wohl auf der Straße auf sie gewartet, irgendwo, vielleicht in einem Auto versteckt. Libanese sah sie sich an: zwei Knirpse in kurzer Hose und T-Shirt, mit ein- und demselben grimmigen Blick, wie zwei zu kurz gekommene Zwillinge, ein Bärtiger mit Gladiatorenkörper, der so sehr schielte, dass man nicht wusste, ob er einen ansah oder nicht, und in der Mitte der Jüngste, dünn wie eine Bohnenstange, mit schwarzem, krausem Haar, Freddo. Fast noch ein Junge. Durchdringender Blick. Konzentriert, entschlossen.
    Dandi hingegen studierte das Waffenarsenal: drei Halbautomatische, Freddo hatte einen Revolver mit langem Lauf. Colt Kaliber 38. Ein schönes Ding: verlässlich, traditionell.
    – Wie geht’s, Freddo?
    – Wir haben auf euch gewartet.
    Kritische Situation. Sie waren eindeutig im Nachteil. Die anderen waren kein bisschen nervös. Sonst hätten sie sofort geschossen. Freddo schien imstande zu sein, die Seinen im Zaum zu halten. Libanese dachte, es wäre wohl kein Zufall, dass sie ihm diesen Namen gegeben hatten, und deutete ein unbestimmtes freundschaftliches Lächeln an. Freddo zuckte mit keiner Wimper und das Schielauge ging in aller Ruhe ins Büro, darauf bedacht, nicht in die Schusslinie zu geraten. Eine Minute später landete ein Boxsack vor den Füßen von Libanese. Die Tasche.
    – Schau nach. Ist alles noch drinnen. Vier Beretta, zwei Tanfolio, die Ladestreifen und die

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