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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Menschen seien Männer und Frauen. Sonstige Unterschiede findet er überflüssig, und ich wünschte, es wäre so einfach. Aber die Leute kommen auf seltsame Gedanken, wenn irgenddjemand nicht so ist wie sie selber. Warum beschwört eine andere Hautfarbe so viel Hass herauf? Eines Abends diskutierten wir Brüder über Rassenunterschiede. Ich fragte Travis, ob er glaube, dass die Männer, die damals die Unabhängigkeitserklärung schrieben, über Hautfarben nachdachten. Unsere Gesetze besagen doch, alle Menschen seien gleich. Ich erklärte, Jefferson habe wohl kaum die Schwarzen einbezogen, als er die Verfassung festlegte. Aber Douglas meinte, die Hautfarbe oder die Religion würden keine Rolle spielen, gleich sei gleich.
    Schließlich zogen wir alle denselben Schluss – viele Südstaatler haben sich niemals genug Zeit genommen, um die Verfassung zu lesen.
    Mary Rose spült sehr gern das Geschirr. Ganz besonders passte sie auf die zwei Porzellantassen auf, die Travis für sie besorgt hat. Er versprach ihr, bald noch mehr mitzubringen, damit sie eine richtige Teeparty geben kann. Nun sucht er eine Kanne, und wie ich ihn kenne, wird er sicher eine finden. Natürlich weiß er nichts von Teepartys, aber Mrs Morrison ist bestimmt so freundlich, ihm alles Nötige zu erklären, und dann bringen wir’s unserer Schwester bei. Cole schwört, er würde niemals an einer Teeparty teilnehmen. Doch er wird sich schon noch anders besinnen, wie immer.
    Endlich hat er angefangen, unser Haus zu bauen. Letztes Jahr geschah so vieles, was ihn von seinem Projekt abhielt. Erst musste Douglas’ Stall fertig werden, dann begann der Winter, ehe er die Grube für den Keller ausheben konnte. Und im Frühling ging er auf die Jagd, oder er fing wilde Pferde. Die Berge bieten uns so viele reiche Gaben. Während seine Brüder die Mustangs zusammentreiben, will er natürlich kein Haus bauen. Mit den wilden Pferden, die sie alle zureiten, bestreiten wir unseren Lebensunterhalt. Inzwischen hat Douglas einen sehr guten Ruf in der Umgebung von Blue Belle. Die Leute kommen von weither und fragen ihn, was sie mit kranken Kühen oder faulen Legehennen machen sollen. Und das weiß er immer.
    Neuerdings bemühen wir uns alle um eine kultivierte Sprechweise, weil Mary Rose unentwegt flucht. Cole hatte die Idee, jeden Morgen ein neues Wort auf die Schiefertafel zu schreiben, und im Lauf des Tages gebrauchen wir’s mehrmals. Er dachte, dadurch könnten wir alle unseren Wortschatz erweitern und unsere Schwester würde davon profitieren. Natürlich will sie bei allem mitmachen, was wir tun.
    Ich lege die Briefe meiner Brüder hei, und ich schreibe dir bald wieder, Mama.
    Gott schütze dich,
    Adam

9
    Am Freitag musste Harrison eine weitere Demütigung hinnehmen. Schon im Morgengrauen stand er auf, fest entschlossen, das letzte der Pferde, die man ihm anvertraut hatte, noch am Vormittag zu zähmen. Diese Frist überschritt er um mehrere Stunden, aber am Nachmittag – nachdem er sich mindestens zehn neue blaue Flecken zugezogen hatte – gehorchte ihm der scheckige Mustang.
    Harrisons Geduld und Ausdauer beeindruckten Douglas. Er holte Cole und forderte ihn auf, die Leistung ihres Hausgastes zu bewundern. »Schau doch, wie sanftmütig der Schecke jetzt ist!«
    »Harrison hat ihn tatsächlich beruhigt.« Die Arme auf den Zaun gestützt, winkte er Harrison, der zu ihm ritt, und lobte ihn. »Das war gute Arbeit.«
    »Oh, dafür braucht man nur Geduld und Verständnis«, prahlte Harrison und strahlte Cole an. »Und Ihnen würde es auch nicht schaden, beides zu lernen.«
    »Geduld und Verständnis?«, spottete Cole. »Verdammt, Harrison, Sie haben gequatscht und gequatscht, bis dieses arme Biest fast alles getan hätte, nur damit Sie endlich den Mund halten.«
    Aber Harrison ließ sich nicht zu einem Streit verleiten. Im Augenblick hatte er was Besseres zu tun, als sich mit Mary Roses störrischem Bruder zu befassen, der niemals irgendetwas zugab. Er stieg vom Pferd, sattelte es ab und führte es in den größten Corral, wo sich die anderen Mustangs tummelten. Das war ein Fehler. Es dauerte sehr lange, bis er dem Schecken das Zaumzeug abnehmen konnte, denn die Pferde umdrängten ihn und versuchten seine Aufmerksamkeit zu erregen. Erst nachdem er jedes einzelne gestreichelt und gelobt hatte, durfte er den Corral verlassen. Um eine Diskussion mit Cole zu vermeiden, trug er den Sattel und das Geschirr auf einem längeren Umweg zum Stall.
    Beide Brüder starrten die

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