Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben
würde.
Die Kollegen und einige der Mitglieder des Bunds verließen den Raum. So auch Russel und Susan. Mason stand neben mir und kratzte sich hinter dem Ohr. „Haben wir was?“ Ich nickte. In diesem Moment wollten Solveig und Cochran uns vorbeigehen.
„Meine Herren? Einen Moment bitte noch“, rief ich ihnen zu. Sie blieben stehen, sahen sich und dann uns fragend an. „Ich möchte Sie nur darauf hinweisen, dass Ms. Amelia Campbell im Auftrag der Steuerbehörde gearbeitet hat und den Bund als Maulwurf infiltrierte. Sie sollten sich noch heute Abend, nach Ablauf des Prior mit Ihren Anwälten in Verbindung setzen. Denn ohne Handschellen werden Sie hier nicht herausgehen.“ Ich nickte den Männern lächelnd zu und sie trabten wie zwei Schüler, die beim abschreiben erwischt worden waren, ab.
„Warum übergeben wir die Herren der Steuer? So richtig haben die ja auch nicht mit uns zusammengearbeitet?“, bemerkte Mason. „Richtig“, sagte ich, „aber im Gegensatz zu diesem elitären Möchtegern-Verein, wissen wir, was sich gehört.“ Ich klopfte ihm auf die Schulter und ging. Jetzt musste ich mir die Sache mit Miss Amber ansehen. Dass, was Nr. 3 da herausgefunden hatte, war mehr als aufschlussreich.
Es warf nicht nur ein ganz spezielles Licht auf die Dame.
Die Küche in diesem Haus entwickelte sich zu meinem Lieblingsplatz und Mr. Smith zu meinem ganz persönlichen Highlight. Wie immer hantierte er mit Lebensmitteln, um die Horden, bestehend aus Beamten und Festgesetzten, zu verköstigen. Wie er das allein schaffte, war mir ein Rätsel. Wie er es obendrein noch fertig brachte, mich zwischendurch zu bemuttern, war wirklich bewundernswert. Dieses Mal schob er mir eine Tasse Kaffee herüber. Als hätte er es gerochen, dass Tee heute nicht mehr ausreichen würde. Ich lächelte ihn dankbar an und breitete die Unterlagen vor mir aus.
Zwei Anzeigen wegen Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Zum Glück waren die Kollegen sehr ins Detail gegangen und einer hatte sogar seine Bewunderung für die seiltechnische Arbeit zum Ausdruck gebracht. Anscheinend waren beide Begebenheiten für die Teilnehmenden nur bedingt in beiderseitigem Einvernehmen vonstatten gegangen und eine Seite fühlte sich bedroht. Und diese Seiten erstatteten Anzeige gegen Miss Amber. So wie es sich aus dem Bericht heraus las, war Sex geplant. Bekommen hatten die Betroffenen jedoch ein spezielles Bondage gegen ihren Willen. Verletzt wurde niemand. Aber dass sich die Dame über die Vereinbarungen hinweggesetzt hatte, sprach Bände.
Nach diesen Anschuldigungen herrschte ein paar Jahre Ruhe in Miss Ambers Vita. Aber dann kam es richtig dicke. Auf einer Convention – also vor vielen Zeugen – riss auf der Bühne ein Seil. Das Opfer kam mit schweren Schädelverletzungen ins Krankenhaus, überlebte zwar und sollte mittlerweile gesundheitlich vollkommen wieder hergestellt sein, aber dieses Ereignis hatte viel Aufsehen erregt. Außerdem zeigte es, dass Miss Amber die nötige Sorgfalt hatte missen lassen. Da die Sache damals als Unfall eingestuft wurde, kam es nie zu einer Anklage. Der Zeuge, der hier genannt wurde, war … Russel Linney. Mir fielen meine Recherchen ein, die ich am Tag nach unserer ersten Zusammenkunft gemacht hatte und ich dachte kurz, aber sehr intensiv, über eine Bestrafung für mich ein. So dämlich konnte eine Ermittlerin allein nicht sein. Ich hatte diesen Bericht nur überflogen. Wir wären jetzt schon einen Schritt weiter, wenn ich blöde Kuh nicht so dämlich gewesen wäre.
Ich nippte an meinem Kaffee und ging noch einmal in Gedanken durch, was ich da gerade zu lesen bekommen hatte. „Waren Sie dabei?“, fragte ich Smith und zeigte auf die entsprechende Stelle in den Unterlagen. Er schüttelte den Kopf. So musste ich Russel selbst befragen. Ich machte mich auf die Suche nach ihm, obwohl es mir mittlerweile schwer fiel, meine Müdigkeit zu verbergen. Jeder Schritt, den ich tat, war von Unsicherheit geprägt. Jeden physisch getätigten Schritt musste ich bevor ich ihn machte, genau überdenken, sonst wäre ich gestürzt. Meine Muskeln summten unter der Anstrengung und in meinem Ohr rauschte ein leiser, aber beständiger Tinnitus, der von meiner Übermüdung herrührte. Ein unbedachter Schritt und ich würde mir sämtliche Knochen brechen. „Ein kleines Bisschen noch, dann kannst du dich zumindest ausruhen“, dachte ich. „Nur noch ein wenig …“ Trotzdem hatte der Gedanke an Schlaf immer noch etwas Bedrohliches.
Ich
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