Rote Sonne über Darkover - 5
stoben entsetzt auseinander. Die Erdleute begannen zu bauen und sich auszubreiten wie die Ameisen.
Andra versank in einem Kummer, der niemals aufhören würde.
Das war das Ende aller Dinge, das Ende von Liebe und Bedeutung.
Jede weitere Existenz würde die von Schatten sein, von Gespenstern, die nicht berühren, sondern nur tasten und tappen konnten. Er erkannte in plötzlicher Einsicht, daß er einer von ihnen war, wie es alle Menschen auf Darkover waren, die von den wütenden Kreaturen in dem verderbenbringenden Schiff abstammten!
Dann war Luxor wieder da, und der gute Vater linderte seinen Schmerz. Mit einem leichten Schütteln seines blaugekrönten Hauptes sandte er der trauernden Seele eine Art Zwischenspiel zu.
Innerhalb dieser Grauzone liebten ein chieri und eine Erdenfrau sich, und ein neues Wesen wurde geboren, ein sechsfingriges, groß und schlank wie sein ›Vater‹, aber im Ganzen mehr zur menschlichen Seite hinneigend. Es wuchs heran, entschied sich, eine Frau zu sein, und trug an seinem Hals ein Stück der großen Matrix, die sich in ihrer Qual selbst zerstört hatte. Und Andra sah in dem kleinen Stein die sich bewegenden blauen Lichter. Sie waren viel blasser als vorher, aber nicht vollständig erloschen.
Die bekannten Sternensteine erschienen jetzt in Fülle, und Andra sah, wie große und schreckliche Taten mit ihrer Hilfe verrichtet wurden. Berge wurden abgetragen, Burgen geschliffen, leidende Körper geheilt und weit mehr Körper von matrixerzeugten Flammen verzehrt. Dann wurde ihm gezeigt, daß viele der Steinlichter jede Verbindung zu ihren Mitgöttern verloren hatten.
Sich vollständig der Not der Menschen hingebend, wollten sie nur benutzt werden und wurden zu Schachfiguren der Machthungrigen.
Diese Lichter waren so matt, daß man ihr blaues Leben kaum noch erkennen konnte. Ihre leere Durchsichtigkeit schuf sogar den Augen ihrer langfristigen Herren Schmerz.
Dann zeigte Luxor ihm ein Bild, in dem er, Andra, vorkam! Er empfand großen Stolz auf den jungen Mann - aber es waren nicht seine Gefühle. Vater Luxor zeigte ihm den Andra, den sie sich wünschten. Dieser Andra sah aus wie er, doch neugeschaffen. Er stand so selbstsicher da, er lächelte mit solcher Anmut, er schien beinahe jemand anders zu sein, der seine alte Haut trug. Er näherte sich einem Comyn-Lord, vielleicht war es der Elhalyn-König persönlich, verbeugte sich tief und machte demütig ein Segenszeichen. Dann richtete er sich stolz auf und streckte dem mächtigen Lord, dessen Stirnrunzeln andeutete, die Audienz werde kurz sein, beide Hände entgegen. Und der große Sternenstein, der, in Leder gehüllt, an dem königlichen Hals hing, begann zu leuchten und füllte den Raum mit einem kühlen, beruhigenden Blau. Der Ausdruck des großen Lords änderte sich. Er hielt den Stein hoch, damit alle ihn sehen konnten. Auf seinem Gesicht spiegelten sich guter Wille, Dankbarkeit und tiefes Verständnis für die Menschen um ihn. Irgendwie hatte der Andra im Bild diese erstaunliche Veränderung bewirkt! Sie teilte sich dem Hof mit, dann den Menschen in den Straßen unten. Die normalerweise verschlossenen und argwöhnischen Stadtbewohner öffneten einander ihre Gedanken, und ihre Sternensteine strahlten von ihrem reinen Entzücken. Diese Welle der Zugehörigkeit sollte sich über den ganzen Planeten ausbreiten; Andra war es, als ob sie lebe und wachse.
Aber sie forderten ihn auf, den Anfang für die Veränderung zu machen - Andra, den Bilderstürmer. Warum ich? dachte er ungläubig. Warum wollt ihr von allen Menschen Darkovers ausgerechnet mich haben?
Luxor lächelte von neuem, diesmal noch seliger, und dann erschien wieder ein anderes Bild. Andra sah einen Turm, einen verdunkelten Raum und ein junges Mädchen mit seiner Bewahrerin.
Eine große Matrix lag auf einem Tisch zwischen ihnen, und sie pulsierte vor innerem Leben. Als die Bewahrerin ihre Aufmerksamkeit von der Novizin dem Stein zuwandte, der im letzten Stadium des Einstimmungsprozesses war, sah Andra etwas, das diese beiden nicht sehen konnten. Während das Herz des jungen Mädchens schneller schlug vor Aufregung, daß sie endlich ihre eigene Matrix bekommen sollte, sah Andra die Farbe der Lichter innerhalb des Steins wie vorhin matter werden. Es war, als entferne der Akt des Einstimmens, der für die Ausbildung der Menschen mit Laran wesentlich ist, die Steine noch weiter von ihrer ursprünglichen Quelle und Natur. Und er sah den Stolz und den Schrecken im Herzen des
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