Rote Spur
mitfühlender Mensch.«
»Ich muss einen Weg finden, damit umzugehen.«
Sie zog sich einen Stuhl heran, setzte sich ihm gegenüber und schob ihm das Salz und den schwarzen Pfeffer rüber. »Er hat also von irgendwoher dieses Geld bekommen und sich dafür einen Porsche gekauft …«
»Na ja, der Wagen ist Baujahr 1984 und hat über zweihunderttausend |531| Kilometer auf dem Tacho, ist aber in einem ziemlich guten Zustand. Die Sitze sind neu bezogen. Das war wohl das Beste, was er mit der Summe kaufen konnte, die ihm zur Verfügung stand. Egoistisch, passt aber zu ihm.«
»Wieso?«
Joubert aß erst einen Bissen Fleisch. »Schmeckt sehr gut, danke. In Anbetracht der Tatsache, dass Tanja das meiste Geld für ihn ausgegeben hat, meine ich. Er war … sorglos, das passt wohl am besten. Ein Einzelkind. Vielleicht hat ihn schon seine Mutter verwöhnt. Ich war heute bei ihr. Ich weiß nicht, aber ich hatte irgendwie den Eindruck … Sie hat etwas Oberflächliches, Materialistisches … Du kennst doch diese Häuser, in denen alles schreit: ›Wir haben Geld.‹ Und … Ach, ich erzähle dir einfach meine Theorie: Schon die Mutter hatte einen schlechten Einfluss auf ihren Sohn. Ich halte sie für eine von diesen Frauen, die ihre Männer dazu treiben, ein möglichst großes Haus und ein möglichst dickes Auto anzuschaffen, um ihren Wohlstand zu demonstrieren. Als Statussymbole. Das muss ein Kind doch beeinflussen, wenn es sieht, wie sein Vater schuftet und die Mutter das Geld ausgibt. Vielleicht hat Danie deswegen das Geld für sich behalten, obwohl Tanja und er finanzielle Probleme hatten. Wie kann man sich einen Porsche kaufen, wenn man weiß, dass seine Frau so zu kämpfen hat? Das verrät etwas über ihn. Das verrät etwas über den Ursprung des Geldes. Ich weiß nur noch nicht, was.«
»Iss erst mal«, sagte Margaret und legte ihm sanft die Hand auf den Arm. »Dein Steak wird sonst kalt.«
Er rauchte schon seit zehn Jahren nicht mehr, aber als er den Teller wegschob und den letzten Schluck Rotwein trank, hatte er auf einmal große Lust auf eine Zigarette. Er wusste, dass es an der Erschöpfung und dem Stress lag.
Er räumte seinen Teller und sein Besteck in die Spülmaschine und dankte Margaret für das Steak und die Brötchen, die sie ihm mitgegeben hatte.
|532| »Hunger ist der beste Koch«, erwiderte sie. »Morgen probiere ich mal etwas Neues aus. Hähnchen, alter Cheddar und ein besonderes Pfirsichchutney, das ich im Bizerca gekauft habe. Meinst du, das würde dir schmecken?«
»Du verwöhnst mich.«
Sie lächelte. »Solange du nicht irgendwo einen Porsche in der Garage stehen hast.« Sie nahm die Pfanne vom Herd und stellte sie in die Spüle. »Was hast du als Nächstes vor?«, fragte sie.
»Ich suche nach der Herkunft des Geldes.«
Sie kehrte zu ihm zurück und wirkte plötzlich ernst. »Du wirst ihn nicht lebend wiederfinden, oder?«
»Nein, das ist unwahrscheinlich. Seine Frau weiß das inzwischen auch. Sie hat gesagt, sie sei sich darüber im Klaren, aber trotzdem hatte sie die Hoffnung nicht aufgegeben. Bis heute Abend.«
»Meinst du, sie kommt allein zurecht?«
In tiefem Schweigen waren sie vom Self Storage in Soutrivier zu ihrem Haus in Parklands zurückgefahren. In sich zusammengesunken hatte sie auf dem Beifahrersitz gesessen, gebrochen, die Hände auf dem Schoß, reglos. Als sie vor dem Haus anhielten, fragte Joubert, ob er sie nicht lieber zu ihrer Schwiegermutter bringen solle.
Sie hatte heftig den Kopf geschüttelt, trotz ihrer Erschöpfung.
»Sie können heute Abend auch mit zu mir und Margaret kommen.«
Sie war sitzen geblieben und hatte auf ihre Hände gestarrt. Schließlich hatte sie tief durchgeatmet, ihn mit ihren müden Augen angesehen und erwidert: »Nein, vielen Dank. Ich werde lernen müssen, allein zu sein.«
Sie hatte die Tür geöffnet. Als er dasselbe tat und aussteigen wollte, um sie zum Haus zu bringen, sagte sie: »Nein, bitte nicht.«
Er hatte ihr nachgeschaut. Auf halbem Wege zur Tür war sie auf dem Plattenweg stehen geblieben, hatte die Schultern gestrafft und den Kopf gehoben.
»Ich glaube schon«, beantwortete er Margarets Frage.
|533| 95
Am nächsten Morgen um kurz nach acht, noch bevor er seine Kilometer eingetragen und die Stunden verbucht hatte, rief er bei Mevrou Gusti Flint an.
»Entschuldigen Sie die frühe Störung«, begann er. Im Hintergrund hörte er die Hunde bellen.
»Sie stören nicht im Geringsten. Ich kann sowieso nicht lange schlafen,
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