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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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entdeckte sie auf einem der Holzstühle Noah. Auf seinen Ohren saßen Kopfhörer, und er trommelte mit den Fingern ruhelos auf die Armlehne. Seine langen Beine steckten in zerrissenen Jeans, die Füße in den hohen Nikes hatte er an den Knöcheln gekreuzt.
    Er trug eine Sonnenbrille mit sehr dunklen Gläsern, und ihr wurde bewußt, daß sie seine Augen noch gar nicht gesehen hatte. Sein Haar war feucht, offenbar war er gerade erst aus der Dusche oder vom Pool gekommen. Er hatte es locker zurückgekämmt und ließ es in der Sonne trocknen.
    Ihr ging durch den Kopf, daß er wie ein Rockstar aussah.
    Schüchternheit überkam sie, aber sie straffte die Schultern. Wenn sie Führerin werden wollte, musste sie ihre Zurückhaltung gegenüber Jungen und überhaupt allen Menschen gegenüber überwinden. »Hi.«
    Er bewegte den Kopf, und seine Finger hörten auf zu trommeln. Ihr wurde bewußt, daß er die Augen hinter den dunklen Gläsern wahrscheinlich geschlossen gehabt und sie nicht bemerkt hatte.
    »Ach, hi.« Noah bückte sich und schaltete die Musik aus, die in seinen Ohren gedröhnt hatte. »Ich hole die anderen.«
    Als er sich erhob, musste sie den Kopf nach hinten legen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Warst du am Pool?«
    »Ja.« Er grinste ihr zu. Olivia war angenehm überrascht. »Das Wasser ist ganz schön kalt.« Er öffnete die Terrassentür. »Hey Leute, unsere Fährtenleserin ist eingetroffen.« Hinter der Schlafzimmertür war eine gedämpfte Reaktion zu vernehmen. Er wandte sich wieder Olivia zu. »Setz dich ruhig noch hin. Mom ist nie pünktlich.«
    »Wir haben es nicht eilig.«
    »Das ist gut.«
    Da er sie dazu aufgefordert hatte, be schloss sie, daß es nur höflich war, sich auf die Steinterrasse zu setzen. Olivia verfiel in ein Schweigen, das zum Teil auf Schüchternheit und zum Teil auch auf ihre Unerfahrenheit zurückzuführen war.
    Noah studierte ihr Profil. Sie interessierte ihn wegen ihrer Verbindung zu seinem Vater, zu Julie MacBride, und, so gestand er sich ein, wegen ihrer Verbindung zu einem Mord. Mordfälle faszinierten ihn einfach.
    Er hätte sie nur zu gern mit Fragen gelöchert, wenn er sich nicht sicher gewesen wäre, daß seine Eltern ihm dafür das Fell über die Ohren gezogen hätten. Das hätte er zwar notfalls noch in Kauf genommen, aber zugleich erinnerte er sich an die grausamen Bilder von dem kleinen Kind.
    »Was... machst du hier so den ganzen Tag lang?«
    Ihr Blick tanzte in seine Richtung und bewegte sich schnell wieder weg. »Alles Mögliche.« Sie fühlte, wie ihr wegen ihrer blöden Antwort die Glut in die Wangen stieg.
    »Aha, alles Mögliche. Das machen wir in Kalifornien nie.«
    »Na ja, ich erledige meine Pflichten, helfe auf dem Campingplatz und hier im Gästehaus. Ich gehe wandern und angeln. Und dann lerne ich noch alles über die Geschichte dieser Gegend, über die Flora und Fauna, solche Sachen eben.«
    »Wo gehst du zur Schule?«
    »Meine Großmutter unterrichtet mich zu Hause.«
    »Zu Hause?« Noah zog die Sonnenbrille herunter, so daß sie einen Blick auf seine dunkelgrünen Augen erhaschen konnte. »Das ist ja ein Ding!«
    »Sie ist ziemlich streng«, murmelte Olivia und sprang erleichtert auf die Füße, weil Frank aus dem Zimmer trat.
    »Celia kommt sofort. Ich wollte schon mal unsere Lunchpakete abholen.«
    »Hab' ich schon erledigt.« Olivia verlagerte ihren Rucksack. »Kaltes Hühnchen, Kartoffelsalat, Obst und Früchtekuchen. Sal - das ist unser Koch - macht den besten.«
    »Das ist doch viel zu schwer für dich«, behauptete Frank, aber sie trat einen Schritt zurück.
    »Das gehört zu meinem Job.« Dann entdeckte sie Celia hinter ihm und fühlte sich gleich wieder eingeschüchtert. »Guten Morgen, Mrs. Brady.«
    »Guten Morgen. Ich habe heute früh vor dem Fenster ein Reh gesehen. Es kam aus dem Nebel, wie im Märchen. Ehe ich richtig wach war und meine Kamera gefunden hatte, war es schon wieder verschwunden.«
    »Sie werden sicher noch mehr zu sehen bekommen. Der Schwarzschwanz kommt in diesem Wald am häufigsten vor. Vielleicht treffen wir sogar auf einen Roosevelt-Elch.« Celia tippte auf die Kamera, die an einem Riemen um ihren Hals baumelte. »Diesmal bin ich vorbereitet.«
    »Wenn Sie soweit sind, können wir losgehen.« Olivia hatte bereits unauffällig ihre Schuhe, Kleidung und die übrige Ausstattung gemustert. Für die kurze Strecke waren sie vermutlich ausreichend gerüstet. »Wir können jederzeit stehenbleiben, wenn Sie Bilder machen,

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