Rueckkehr nach River's End
sich ausruhen oder Fragen stellen möchten. Ich weiß nicht, wieviel Sie über die Olympic Mountains oder den Regenwald wissen«, begann sie, als sie sich aufmachten.
Sie hatte ihren Vortrag am Vormittag beim Ankleiden geübt und begann so ähnlich wie damals, als ihre Tante für sie die Touristin gespielt hatte.
Als sie die Bären erwähnte, quietschte Celia allerdings nicht wie seinerzeit Jamie, sondern seufzte. »Oh, ich würde für mein Leben gern einen Bären sehen!«
»Klar, typisch Mom.«
Celia lachte und legte einen Arm um Noahs Nacken. »Hoffnungslose Großstadtjungs, Livvy. Mit diesen beiden wirst du es nicht leicht haben.«
»Das ist schon in Ordnung, für mich ist es eine gute Übung.«
Sie nannte die Namen der Bäume, wurde jedoch das Gefühl nicht los, daß hauptsächlich Celia sich dafür interessierte. Allerdings schien Noah etwas munterer zu werden, als sie ihm einen Adler zeigte. Nachdem sie jedoch den Fluß überquert hatten, und der Wald sich ein wenig lichtete, schienen alle drei auf einmal begeistert.
»Das ist der Quinault«, informierte Olivia sie. »Er fließt zur Küste. Die Olympic Mountains umgeben das Innere der Halbinsel.«
»Gott, das ist wunderschön. Es verschlägt mir den Atem.« Celia hielt die Kamera ans Auge, suchte eifrig nach geeigneten Motiven und fotografierte. »Sieh nur, wie die Berge in den Himmel ragen, Frank. Weiß und grün und grau vor dem blauen Hintergrund, es ist fast so, als ob man ein Foto von einem Gemälde macht.«
Olivia durchforstete ihr Gedächtnis nach Informationen über die Berge. »Also, der Mount Olympus ist nicht einmal zweitausendfünfhundert Meter hoch, aber er beginnt im Regenwald fast auf Höhe des Meeresspiegels, deshalb wirkt er höher. Ich glaube, oben befinden sich insgesamt sechs Gletscher. Wir stehen hier auf den westlichen Hängen der Bergkette.«
Sie führte die Bradys am Fluß entlang, zeigte ihnen die geschickt konstruierten Dämme der Biber, die schnurförmigen Blätter des wilden Goldfadens, das sanfte Gelb der Sumpfdotterblume. Sie begegneten anderen Wanderern, einzeln und in Gruppen.
Celia hielt häufig inne, um Bilder zu machen, und ihre Männer posierten geduldig, wenn auch nicht gerade mit Begeisterung. Als es Olivia gelang, einen Frosch mit roten Beinen zu fangen, machte Celia auch von ihm ein Foto und lachte begeistert, als er ein langgezogenes, schwaches Quaken ausstieß.
Dann überraschte sie Olivia, indem sie dem Frosch mit einem Finger über den Rücken strich. Olivia kannte nur wenige Frauen, die Frösche streicheln wollten. Als sie ihn wieder freiließ, lächelten sie und Celia sich verständnisvoll an.
»Deine Mutter hat eine Seelenverwandte gefunden«, murmelte Frank Noah zu.
Olivia wollte gerade auf einen Fischadler hinweisen, als ein kleiner Junge den Pfad heruntergerannt kam, auf der Flucht vor seinen Eltern, die nach ihm riefen und hinter ihm her eilten.
Er stolperte, landete auf Knien und Ellenbogen direkt vor Olivias Füßen und kreischte los wie tausend Dudelsäcke.
Sie wollte sich zu ihm hinunterbücken, aber Noah war schneller, nahm den Jungen auf den Arm und schaukelte ihn vergnügt. »Ohoh! Ausgebüchst!«
»Scotty! Oh, Liebling, ich habe dir doch verboten, so schnell zu laufen!« Hektisch nahm die Mutter Noah den Jungen ab und sah sich dann hilfesuchend nach ihrem abgehetzten Ehemann um. »Er blutet! Er hat sich die Knie aufgeschlagen!«
»Verdammt. Ist es schlimm? Lass mich mal sehen, Kumpel.«
Während der Junge noch lauter heulte, nahm Olivia ihren Rucksack ab. »Sie müssen seine Verletzungen auswaschen. Ich habe Wasser und eine Erste-Hilfe-Ausrüstung dabei.«
Sie machte sich so zügig ans Werk, daß Frank Celia zurückhielt.
»Sie müssen ihn festhalten«, sagte Olivia. »Ich kann das Knie nicht säubern, wenn er um sich tritt.«
»Ich weiß, daß es wehtut, Schatz, aber gleich ist alles wieder gut.« Die Mutter küsste Scotty auf beide Wangen. » Lass mich die Wunde säubern. Vielen Dank.« Sie nahm das Tuch, das Olivia bereits angefeuchtet hatte, und bemühte sich gemeinsam mit ihrem Mann, den Jungen ruhig zu halten, damit sie den Schaden begutachten konnten.
»Nur Abschürfungen. Du hast dir sozusagen die Rinde angekratzt!«
Olivia reichte der Frau ein Antiseptikum, und ein Blick auf die Flasche genügte, um Scotty erneut ohrenbetäubend losschreien zu lassen.
»Hey, ich weiß genau, was du jetzt brauchst.« Noah zog einen Schokoriegel aus seiner Tasche und wedelte damit vor
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